Kapitel 78

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Jacob verschwand in Richtung der Fahrradständer als Zayn und ich in peinliches Schweigen gehüllt zu seinem Auto gingen. Bevor ich einstieg sah ich mich nochmal um, ob uns jemand sah aber es war niemand in Sicht.
„Gut wo musst du denn genau hin?“
Ich erklärte ihm grob in welche Richtung ich musste, als er den Motor startete und losfuhr.

Seinen Blick auf die Straße gerichtet tippte sein Zeigefinge leicht, zum Tackt des Liedes das kaum hörbar im Hintergrund spielte, auf das Lenkrad. Diese kleine und so vertraute Geste erwärmte mein Herz. Solche Momente in denen er einfach in sich vertieft war und nicht bemerkte, dass ich ihn beobachtete hatten mir schon immer gefallen.
„Du hast Jacob gesagt dass du schwul bist?“
Was? Ich schreckte etwas auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sich zu mir gedreht hatte. Sein Blick huschte immer wieder auf die Fahrbahn aber blieb die meiste Zeit mir zugewandt.
„Ja schon aber er hat gedacht ich mache mich über ihn lustig. Also ist es nicht so wichtig.“
Er zog seine Stirn kraus und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe.

„Ich finde das schon wichtig. Es ist ein guter Fortschritt. Ich meine du hast dich in gewisser Weise geoutet und dass du den Mut dazu hast ist doch schon fantastisch.“ Eigentlich war es mir ja nur so rausgerutscht. Aus Frustration und Stress... „Naja jedenfalls wollte ich nur sagen, dass ich das gut finde und dich da ganz unterstütze. Das solltest du wissen.“

Ich wollte verächtlich schnauben. Seine Unterstützung brauchte ich nicht. Was meinte er überhaupt mit Unterstützung? Unterstützung aus der Ferne mit möglichst großem Sicherheitsabstand. Wie sollte das bitte funktionieren?
Ich schwieg, also blieb auch er schließlich still.

Ich hätte einfach die Bahn nehmen sollen wie geplant. Apropos. Ich musste Leon noch schreiben, dass er mich nicht am Bahnhof abholen musste.
Ich schickte ihm eine kurze Nachricht und lehnte mich dann in den Sitz zurück. Darauf wartend, dass endlich die Autobahnabfahrt kam drückte ich immer wieder den Homebutton von meinem Handy in der Hoffnung die Zeit würde schneller vergehen.
„Es tut mir leid.“ Verwirrt sah ich auf. Was meinte Zayn? Was tat ihm leid? „Nicht nur das heute, ich meine alles die Trennung, Marc, der Unterricht, dass ich einfach aufgegeben habe...“

Wieso fing er jetzt damit an? Wieso konnte er nicht einmal einfach schweigen. Wieso konnte er es mir nicht einmal einfach machen? „Ist gut.“
„Nein ist es nicht. Ich meine du musst zum Therapeuten.“ Theoretisch... Wenn ich denn zu den Terminen die meine Mutter plante auftauchen würde... „Ich habe dir eigentlich nur helfen wollen aber alles was ich getan habe war dich zu verletzten und das tut mir leid. Alles was ich getan habe tut mir so unendlich leid und ich wünschte ich könnte es irgendwie wieder gut machen.“

Mir spukte durch den Kopf, dass er nie gehört hatte, was ich in der Bücherei rausgefunden hatte. Er hatte keine Ahnung, dass da noch Hoffnung bestanden hatte.
„Bitte, sprich nicht über solche Dinge.“ Versuchte ich ihn und auch die Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Ich war auf dem Weg zu Leon, das hier alles war falsch. Zayn war mein Ex, mein Lehrer, viel älter.

Leon war süß, nett, in meinem Alter und einfach so gut.
Aber trotzdem bereitete mir Zayns Namen Schmerzen so sehr wollte ich zu ihm. So sehr wollte ich in seine Worte mehr reininterpretieren. So sehr wollte ich seine Berührungen wieder. Alle Stimmen in meinem Kopf schrien im Einklang immer und immer wieder Zayn! Zayn! Zayn! Zayn! Alles was ich tat war, sie mit Gedanken an Leon zu verdrängen. Ich sollte nicht an Zayn denken aber ich konnte einfach nicht anders. Sein Lächeln. Seine Augen. Er schlich sich immer wieder in meinen Kopf, er war in meinen Träumen, er war einfach überall.

Bei jedem Gedanken an Zayn schrie ich Leon. Ich versuchte den Stimmen zu zuschreien.

Hört auf! Seit leise. Kein Zayn. Nein. Leon!

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt