Kapitel 41

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Abends saß ich vor meinem Fenster und hatte die Beine zu mir auf den Sessel gezogen den ich vor das Fenster geschoben hatte.
Ich bereute was ich zu Zayn gesagt hatte aber in gewisser Weise war es auch erleichternd...
Er hatte mehrmals versucht mich anzurufen aber ich hatte ihn jedes Mal weggedrückt. Mein Verhalten war kindisch, ja. Aber ich konnte einfach nicht anders mit der Situation umgehen. Ich konnte nicht erwachsen sein. Ich konnte nicht stark sein. Ich konnte nicht mutig sein. Ich konnte einfach nicht so sein wie erwartet... Das hatte ich noch nie geschafft, immer wieder enttäuschte ich alle...

Ich es geschafft den ganzen Tag meine Emotionen zurückzuhalten aber jetzt im Dunkeln meines Zimmers wenn mich keiner beobachtete konnte ich die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Jede Träne schien mir ein Gewicht von der Brust zu nehmen aber es wurde einfach nicht aushaltbar. Die Enge die ich spürte wollte einfach nicht enden.
Fühlte sich so Herzschmerz an? Wenn ja war Liebeskummer echt scheiße.
Aber es war noch nicht zu Ende. Wieso sollte ich also Liebeskummer haben? Aber ‚Liebe’ sollte einem doch kein Kummer bereiten oder?
Ich verfluchte mich selber, Louis, die verdammten Arschlöcher an meiner Schule, die Welt und einige meiner Flüche gingen auch an Zayn.

Wie hatte er mich mit einfachen Wörtern so verletzten können?
Ich wollte nicht kindisch sein. Ich wollte für ihn nicht kindisch sein aber ich konnte es einfach nicht anders aushalten.
Vielleicht war ich wirklich noch zu jung? Mein Leben hatte bisher nur aus Schule bestanden. Wie sollte man da auch erwachsen werden? Ich hatte doch noch nichts erlebt.
Schmerzlich wurde mir bewusst was Zayn gemeint hatte als er meinte er würde nicht mit mir in der gleichen Zeit erleben. Er hatte schon studiert, war auf Festivals und war schon Sturz betrunken. Er hatte schon so viel mehr erlebt er war erwachsen...
Der Altersunterschied war jetzt da und er würde auch immer da bleiben...
War ich für so etwas wirklich bereit?

Vielleicht wäre es das Beste wenn ich einen Schlussstrich unter das Ganze setzte?

Ich wusste es war sehr spät darüber nachzudenken... Ich hätte mir vor dem ersten Date, vor unserer ersten Nacht, bevor wir geklärt haben dass wir ein Paar sind darüber bewusst werden müssen, nicht jetzt. Nicht wenn wir schon so weit gegangen waren.

In was hatte ich mich da nur rein manövriert?

Was hatte ich mir dabei gedacht etwas mit einem Lehrer anzufangen?
Mich in meinen Lehrer zu verlieben...
Ich schleppte mich in die Küche um in der Kühltruhe nach Eiscreme zu suchen.

Mit einem großen Löffel und einer Schachtel Cookie Eis setzte ich mich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an.
Ich glaube ich würde morgen einfach nicht zur Schule gehen... Ich fühlte mich nicht so und der Gedanke an Schule brachte meine Laune noch mehr in den Keller...
Meine Mutter war bis Montag auf einer Fortbildung in Berlin somit würde sie es sowieso nicht bemerken wenn ich nicht zur Schule ging. Da ich volljährig war konnte ich mir die Entschuldigung ja sogar selber schreiben.

Ich könnte die Zeit ja dazu nutzen Maya zu besuchen. Sie war zwar wieder aus dem Krankenhaus raus aber sie musste erst Montag wieder zur Schule und hing jetzt bei sich rum.
Ihr Vater war für einige Jahre hinter Gitter gekommen und so hatten Maya und ihre Mutter erst einmal ihre Ruhe.
Ich hatte sie öfter besuchen wollen aber am Nachmittag war Liam die ganze Zeit bei ihr und dann konnte ja schlecht auch aufkreuzen... Also war ein geschwänzter Schultag die optimale Möglichkeit!

Der Film den ich sah war eine totale Schnulze und sollte eigentlich eine Komödie sein aber ich fand einfach nicht den Witz in dem Film...

Als das Pärchen glücklich schmusend durch die Straßen lief konnte ich die Schluchzer nicht mehr zurückhalten.
Alles was ich wollte war mit jemandem zu reden aber mit wem? Die einzigen die davon wussten dass ich schwul war, hassten mich, waren meine Mutter oder ich wollte nicht mit ihnen reden. Meine anderen Freunde hatten keine Ahnung dass ich schwul war und somit konnten sie mir wirklich nicht weiter helfen.
Ich musste den Film stoppen als es an der Tür klingelte und um ehrlich zu sein war ich dankbar für die Person vor der Türe denn wenn ich auch nur noch eine Sekunde mehr von diesem schnulzigen Film sehe müsste ich würgen!
Ich strich mir mit den Ärmeln meiner Jacke über die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete die Türe.
Da stand er auf meiner Türschwelle.
Mitten in der Nacht...

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt