Kapitel 3

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Schnell wischte ich mir die Tränen weg und versuchte wieder Fassung anzunehmen, scheiterte aber kläglich.
„Niall möchtest du mir erzählen was passiert ist? Ich verstehe völlig wenn du das nicht möchtest, aber wenn dich etwas bedrückt dann kannst du mit mir reden. Ich bin ein guter Zuhörer.“

Diese Stimme brachte mich noch um den Verstand. Und wie er meinen Namen aussprach brachte mich zum zittern und auf meinem gesamten Körper breitete sich eine Gänsehaut aus.
„Ich muss zum Unterricht.“

Ich stand auf um wieder zur Schule zu gehen obwohl auf dieser Welt wohl kein Ort existierte an dem ich momentan lieber wäre als hier auf dieser Bank mit Mr. Malik.
Bevor ich aber weit gehen konnte hielt er mich auch schon zurück.
„Niall, du musst nicht gehen. Erzähl erst mal was los ist. Ich sorge schon dafür dass du keinen Ärger bekommst. Das geht schon klar.“
Unentschlossen blieb ich für einen Moment vor der Bank stehen setzte mich aber wieder als Mr. Malik auf den Platz neben sich klopfte.

Das war auf jeden Fall  besser als Geschichte.

„So erzähl, was bedrückt dich?“

Sollte ich wirklich mit ihm darüber reden? Er war immerhin immer noch ein Lehrer... Aber mit wem sollte ich sonst reden? Es gab niemanden außer meiner Mutter und auch mit ihr konnte ich nicht über alles reden. Sie war schließlich immer noch meine Mutter. Aber irgendwem musste ich mich doch öffnen... Sonst würde ich zerbrechen. Ich würde das nicht noch viel länger aushalten.

„Ich möchte wer anders sein.“

Seufzend ließ ich mich zurückfallen und fuhr mit meinen Fingern verzweifelt durch meine Haare.
Ich hatte das gerade wirklich gesagt. Zu einem Lehrer. Zu einer so gut wie fremden Person. Mr. Malik musste doch jetzt denken ich wäre völlig hirnverbrannt. Wer sagte so etwas bitte schön?

Doch er überraschte mich völlig mit seiner Reaktion. Anstatt zu verschwinden so lange es noch geht, hockte er sich vor mir ich schaute mir in die Augen.
Er legte eine Hand auf mein Knie. Die Berührung war wie ein elektrischer Schlag, aber danach folgte eine Welle an Gefühlen wie Sicherheit, Vertrauen und Mut.

Etwas was ich kaum fühlte. Meine Standardgefühle in der Nähe von anderen Menschen waren Unsicherheit und Selbstzweifel.
Wie schaffte es also Mr. Malik durch eine einfache Berührung so etwas in mir loszutreten?
„Niall, du bist ein wundervoller Junge. Ich kenne dich jetzt zwar nicht gut, aber du scheinst aufrichtig und ein guter Freund zu sein. Du sprühst vor lauter Lebensfreude. Du gehst mit einem Lächeln auf den Lippen durch die Welt und lässt dir nicht anmerken was in dir los ist, egal wie schlimm es dort aussehen möchte. Dazu gehört Mut und verdammt viel Kraft. Ich frage mich also wie solch ein Junge wer anders sein möchte.“

Ich schüttelte meinen Kopf. Das was er sagte stimmte nicht.

Ich war nicht stark. Ich weinte mich in den Schlaf und zerbrach innerlich das war nicht stark.

Ich wünschte mir ich wäre wer anders weil ich mit mir nicht klar kam. Das war nicht stark.

Ich fühlte mich in den Armen meiner Mutter am gebogensten. Das war ein Merkmal für einen kleinen Jungen aber niemals für Stärke.
„Ich möchte einfach normal sein. Ich möchte meine Selbstzweifel los sein, weil ich ein normaler Teenager wäre.“

Mr. Malik verwunderten meine Worte und auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Falten.
„Niall, ich bin froh dass du nicht normal bist. Normal sein ist doch langweilig. Das Wichtigste ist das worin man sich von anderen unterscheidet, da gerade das einen einzigartig macht. Die Dinge die andere an mir für nicht normal halten sind gerade die, die ich am meisten an mir schätzte. Stehe zu deinen Macken und die anderen werden sie akzeptieren und wer weiß, vielleicht sind es ja gerade diese Dinge die dich zu wahrem Glück führen.“

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt