Kapitel 86

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Ich setzte gerade einen Fuß vor die Türe der Jungentoilette als mich das Klingeln meines Handys unterbrach. Wer rief denn jetzt an? Ich sah auf den Kontakt und stutzte. Leon? Unsicher was ich tun sollte starrte ich einfach nur auf den Bildschirm bis Maya für mich antwortete. Sie presste mir das Handy gegen das Ohr bis ich es selber festhielt.

„Niall? Oh Gott endlich antwortest du. Ich hab schon gedacht du würdest nie wieder mit mir reden und dann sehe ich dass du angerufen hast aber ich hab es nicht bemerkt und es tut mir so leid. Es tut mir alles so leid.“ Er sprach so schnell, dass er kaum zu verstehen war.

„Ist schon okay“ krächzte ich und hustete etwas um den Frosch in meinem Hals los zu werden. Ich sank mit dem Rücken an die Wand gepresst vor dem Eingang zur Jungentoilette zu Boden.

„Nein ist es nicht. Ich habe dich geoutet und das ist nichts was man tun sollte. Ich meine ich hatte keine Ahnung dass du noch nicht geoutet warst, aber habe es einfach so angenommen. Wir hätten da mal drüber sprechen sollen. Man sollte nicht einfach jemanden dazu zwingen seine Sexualität zu offenbaren aber ich hab dir da keine Wahl gelassen. Zwar war das nicht meine Absicht aber ich habe es trotzdem getan und das tut mir so leid. Du tust mir so leid. Du tust mir so leid, bitte kannst du mir verzeihen und dass ich dich wegen deinem Ex verurteile ist dumm. Ich weiß ja gar nichts über ihn und ich sollte echt nicht so schnell urteilen, nur weil du dumme Entscheidungen getroffen hast heißt das ja nicht, dass du nicht mehr mein Niall wärest. Zumindest wenn du mich lässt.“

Ich biss mir etwas auf die Lippe. Was sollte ich sagen? Sollte ich ihn zurückweisen? Es war am vernünftigsten ihn zurückzuweisen. So wäre es am besten für ihn. Ich liebte ihn nicht. Ich liebte Zayn. Das war offensichtlich durch den Schmerz der immer noch durch Mayas Entdeckung in meiner Brust steckte. Aber Zayn wollte mich nicht, auch wenn ich ihn wollte. Zayn war glücklich mit seinem neuen Freund und so selbstsüchtig ich war, wollte ich nicht alleine sein. Ich sehnte mich nach Zuneigung und wenn ich die nicht von Zayn kriegen konnte wäre Leon wohl die beste Alternative. Als all das durch meinen Kopf ging vergaß ich ganz Leon zu antworten. Es fiel mir auch erst auf als Leon besorgt nach mir fragte. Doch diesmal war es mir nicht möglich zu antworten da Maya mir das Handy entwendete.

„Hey Leon? Ich bin Maya, Nialls beste Freundin.“ Sie lachte leise und meinte dann er bräuchte sich keine Sorgen zu machen. „Ja hör mal. Was hältst du davon wenn wir Niall am Wochenende mal etwas ablenken, du weißt schon einfach mal auf andere Gedanken bringen.“ Sie nickte als Reaktion auf Leons, für mich nicht hörbare, Antwort. „Ja also ich hatte daran gedacht etwas feiern zu gehen. Du und Niall. Und ich bring meinen Freund mit. Wir gehen einfach etwas aus und vergessen den ganzen Stress, was hältst du davon?“ Neugierig sah ich Maya an. Sie wollte wirklich feiern gehen? Ich sah ja noch nicht wirklich den Grund zum feiern obwohl wohl Alkohol in meinen Ohren nicht ganz so schlecht klang. „Dann steht das? Samstag Abend geht bei dir klar?“ Sie grinste und legte auf. „Wir gehen am Samstag mal so richtig feiern“, richtete sie sich nun an mich.

Sie brachte mich noch zu meinem Raum mit der Begründung sie wolle echt ungern zu ihrem Englischunterricht gehen.

„Danke.“ Ich umarmte sie bevor sie den Gang in Richtung ihres Raumes verschwand. Mit hämmerndem Herzen hob ich meine Hand um an die Türe zu klopfen. Die Türe öffnete sich und Zayn sah mich etwas erstaunt an.

„Niall. Wie geht es dir?“ Wie sollte es mir gehen? Waren meine geröteten nicht ein riesiger Hinweis auf mein Wohlergehen? Als ich nicht antwortete legte er nur seine Hand auf meine Schulter und schob mich in den Raum. „Na komm, dann setz dich mal.“

Mit gesenktem Kopf schlurfte ich zu meinem Tisch. Neben Jacob rutschte ich auf meinen Platz und versuchte mein rasendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Meine Beteiligung am Unterricht war nicht vorhanden, trotzdem konnte ich meinen Blick nicht von Zayn lösen. Er sah nur einmal während einer Arbeitsphase kurz zu mir, sonst bemühte er sich stets meinen Blickkontakt zu meiden. Immer in Hinterkopf waren Mayas Worte. Zayn war in einer Beziehung. Zayn war in einer Beziehung und zwar nicht mit mir! Er hatte sein Glück in jemand anderem gefunden. Ich war nicht sein wahres Glück!

Der Rest der Stunde verging in Windeseile und Harry war der erste der aus dem Raum flüchtete.

Ich packte gerade meine Sachen zusammen als Zayns Stimme mich aufhielt.

„Niall kann ich bitte mal mit dir reden.“

Mein Blick lag auf den anderen Schülern als sie den Klassenraum verlassen durften und ich mit Zayn höchstpersönlich zurückblieb.

Die Türe wurde ins Schloss geschmissen was mich zusammenfahren ließ. Ich sah auf nur um einen Moment später wieder auf meine Schuhe zu starren.

„Was willst du?“

„Mit dir reden.“ Auffordernd hob ich meinen Blick. Über was wollte er bitte mit mir reden? Sollte er nicht lieber mit seinem neuen Freund reden und nicht mit seinem Ex? „Wie geht es dir?“

„Ist das wichtig?“

„Sei nicht lächerlich Niall. Ich mache mir Sorgen um dich, darüber wie du das alles verkraftest. Wie du mit der Situation umgehst. Ich will nicht dass du was Dummes anstellst.“

Ich senkte meine Stimme obwohl alles was ich machen wollte ihn anzuschreien. „Wieso solltest du dir Sorgen machen? Dass ich mich oute war doch alles was du wolltest, als wir noch zusammen waren. Und ob ich was Dummes mache sollte dich doch auch nichts angehen, schließlich warst du derjenige der mich verlassen hat.“

„Niall, komm schon, du weißt genau warum wir uns trennen mussten, gib nicht mir die Schuld. Ich dachte du wärst über mich hinweg, schließlich bist du ja mit diesem Jungen da zusammen.“ Ich hätte am liebsten laut aufgelacht. Ich und über ihn hinweg. Ja ich hatte was mit Leon, aber ich bezweifelte ich könnte je über Zayn hinweg sein!

Zayn war einfach etwas Besonderes. Zayn hatte mir geholfen zu mir zu finden und mir mit seinen ständigen Ansprachen über das wahre Glück etwas der Angst über die Zukunft genommen.

„Du hast Panik bekommen, ich verstehe schon.“

„Es war doch nicht einfach nur Panik. Es war einfach das vernünftigste was wir in dem Moment machen konnten, was wäre denn bitte los gewesen, wäre das raus gekommen. Ich hätte nicht nur meinen Job verloren aber auch du hättest darunter gelitten. Damit hättest du dich auch geoutet aber die Leute hätten dich auch noch verurteilt weil du etwas mit einem Lehrer hattest.“ Er streckte seinen Arm nach mir aus aber ich trat einen Schritt zurück.

„Das war aber nicht alleine deine Entscheidung. Du hast mir nicht einmal zugehört, du hast einfach Schluss gemacht und mich dann ausgeblendet. Jetzt sagst du du hättest es getan um mir zu helfen aber sind wir ehrlich du hattest doch nur Panik, denn wenn du es wirklich für mich getan hättest, dann hätten wir doch auch mal darüber sprechen können. Ob wir das denn auch BEIDE wollen. So hast du mir das einfach nur ins Gesicht gepfeffert und ich musste gucken wie ich damit klar komme. Ich hätte lieber gewollt dass es rauskommt, als dass wir uns trennen. Dann hätte ich dich wenigstens an meiner Seite gehabt.“

Ich began zur Türe zu laufen doch Zayn griff nach meinem Handgelenk und drehte mich wieder zu sich.

„Niall, jetzt geh nicht weg.“

„Ich muss zum Unterricht Mr. Malik.“ Der Gebrauch seines Nachnamens ließ einen Ausdruck von Schmerz erscheinen doch darum sollte sich wohl besser sein neuer Freund kümmern, das war nicht mehr meine Angelegenheit! Sein Griff um mein Handgelenk löste sich und ich verließ den Raum nur um meine Augen fest zusammenzukneifen, da sie ziemlich brannten.

ily <3

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt