Kapitel 77

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Seufzend lehnte ich mich an die Wand vorm Lehrerzimmer. Theoretisch könnte ich Zayn ja einfach eine Whatsapp Nachricht schicken, dass ich auf ihn wartete aber ich konnte einfach nicht. Stattdessen rutschte ich auf den Boden und stützte mein Kinn auf meine Hände.

Was brauchte er so lange? Ich hatte mich vor einer viertel Stunde mit ihm hier treffen sollen. Ein Mal hatte ich ihn sogar an der Türe zum Lehrerzimmer gesehen aber er hatte nicht in meine Richtung geschaut und Schülern war es nicht erlaubt bis dahin zu gehen...

Was hielt ihn bitte auf? Die Türe zum Lehrerzimmer öffnete sich und ich konnte das Stöhnen nicht unterdrücken als mein ehemaliger Englischlehrer vor mich trat.

„Niall. Kann ich dir helfen?“

Am liebsten hätte ich ihm auf seine Schuhe gereihert. Sein Anblick drehte mir aber auch den Magen um.
„Ich warte auf Mr. Malik.“

Er drehte sich um und verschwand wieder durch die Türe ins Lehrerzimmer. Kurz danach kamen die beiden gemeinsam wieder raus. Beide steuerten auf mich zu. Schon komisch, dass ich überhaupt keine Lust auf beide Englischlehrer hatte... Dabei lag das nicht einmal unbedingt am Fach –gut Englisch war nicht mein Lieblingsfach- sondern an den beiden Personen, einfach so als Mensch. Schon komisch...

„Niall.“ Zayn sah etwas überrumpelt aus mich zu sehen.

„Ich sollte hier auf sie warten, wegen der Strafarbeit.“ Erinnerte ich ihn. Hatte er mich ernsthaft hier vergessen? Seinen Gesichtsausdruck nach zu urteilen war das wohl der Fall.

„Ach ja stimmt. Verdammt! Kannst du noch mal kurz hier warten? Ich komme gleich wieder.“

Er drehte sich um und eilte wieder durch die Türe.

Nun wandte sich der andere Englischlehrer der immer noch vor mich stand zu mir.

„Es ist echt schade dass du nicht mehr in meinem Kurs bist, Junge. Ich hab dich echt gemocht.“ Er klopfte mir auf die Schulter und verschwand dann in Richtung Aula. Ich erschauderte. Am liebsten würde ich mir die Schulter abhacken und sie verbrennen.

Ohne mir noch mehr Zeit zu lassen über den Plan meine Schulter abzuhacken nachzudenken kam Zayn mit seiner Tasche über der Schulter wieder raus.

„Ich muss noch kurz das Protokoll kopieren und dann können wir anfangen.“ Er bedeutete mir zu folgen und verschwand im Kopierraum. Er stellte sich an eines der großen Geräte als ich mich gegen den Türrahmen lehnte.

Auf einen spaßigen Nachmittag mit meinem Ex...

Er sah zu mir auf und begann zu sprechen, doch alles was ich mir wünschte war, dass er schwieg. Ich wollte nicht sein mitleidiges Lächeln. Seine Distanziertheit. Und sicherlich wollte ich nicht einfach Smalltalk mit ihm betreiben.

„Und was hat der alte Sack zu dir gesagt?“ Er lachte gekünstelt. „Wie viele rassistische Bemerkungen waren dabei.“

„Nichts. Er hat einfach nur gesagt, er würde es schade finden, dass ich nicht mehr in seinem Kurs bin.“
Und wieder dieses künstliche Lachen. Er wusste einfach auch nicht wie er sich zu verhalten hat. Das wussten wir beide nicht.

„Was hast du darauf geantwortet?“

Nicht. Nichts hatte ich geantwortet, was hätte ich seiner Meinung nach bitte antworten sollen? Dass an diesem Kurswechsel meine Beziehung gescheitert ist, aber ich gescheitert wäre, hätte ich den Kurswechsel nicht gemacht? Hätte ich ihm wirklich ins Gesicht sagen sollen, dass ich jedes Mal wenn ich ihn sehe mich selbst hinterfrage? Mich frage ob ich es wert bin? Weil ich anders bin?

Sicherlich hätte ich das nicht sagen sollen, also hatte ich geschwiegen.

Ich sah durch den Gang. Alles war leer. Wieso sollte auch noch jemand hier sein? Um diese Zeit hatte Freitags niemand mehr Unterricht.

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt