Kapitel 19

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Louis war mir den ganzen Schultag aus dem Weg gegangen und so hatte ich meine Zeit mit Maya verbracht. Da sich alle anderen normal zu mir verhielten hatte Louis wohl nichts weiter erzählt. Wenigstens dafür war ich verdammt dankbar. Ich vermisste meinen besten Freund aber dass mein Geheimnis bei ihm sicher war erleichterte mich total und es war doch auch ein gutes Zeichen. Nach dem Unterricht war er sofort verschwunden und ich hatte alleine Nachhause gehen müssen. Jetzt saß ich an meinem Schreibtisch und wollte einfach nur mit ihm reden.
Ich wollte einfach nur seine Nummer wählen und ihm alles erzählen. Ich brauchte einen besten Freund der mir durch meine Probleme half.

Irgendwann ging ich in die Diele und zog meine Schuhe über und verließ das Haus.
Eine leichte Briese fuhr durch meine Haare und eine Gänsehaut entstand auf meinen Armen. Man merkte dass der Sommer bald vorbei sein wird...
Diesen Samstag war das Sommerkonzert und am Sonntag war mein Geburtstag.
Ich war in nicht einmal sieben Tagen volljährig, kurz davor eine Beziehung mit meinem Lehrer anzufangen und in nicht einmal einem Jahr würde ich mein Abitur haben.

Ich schlenderte die Straße entlang, meine Füße bewegten sich wie von alleine. Ich würde den Weg in völliger Finsternis finden und noch nicht einmal über ihn nachdenken müssen. Seit dem ich denken kann bin ich ständig hier lang gegangen um meine Nachmittage mit Louis zu verbringen. Wir waren seit dem Kindergarten unzertrennlich und seit letzter Zeit geriet alles aus den Fugen.
Und jedes Mal war ich daran Schuld obwohl ein Freund wohl gerade das war was ich am dringendsten brauchte...
Ich musste das unbedingt richten! Ansonsten könnte ich mir das niemals verzeihen...

Mein Finger drückte auf die Klingel und sofort wurde die Türe aufgerissen von einer extrem aufgeregten kleinen Schwester von Louis.
Lottie sah an mir vorbei und trottete enttäuscht weg und lies mich etwas verwirrt stehen.
Ich stellte meine Schuhe neben die anderen und rannte die Türe nach oben um an Louis Türe zu klopfen. Als ich keine Antwort bekam öffnete ich einfach die Türe und trat ein.
Louis sah mich etwas entgeistert an und legte schließlich sein Buch weg. Ich setzte mich neben ihn aufs Bett und wir sahen uns einfach für eine Weile schweigend an.
„Was machst du hier?“ fragte er nach einer Weile und die Kälte in seiner Stimme war wie ein Stich in meinem Herzen.
„Ich wollte mit dir reden.“

Er nickte sagte aber nichts weiter bis ich die Nerven verlor und einfach gerade heraus fragte was sein Problem war. Ich fragte ihn warum es für ihn so ein Problem war was ich ihm anvertraut hatte. Warum er mich jetzt wieder ignorierte und nicht einfach mit mir sprach.
Er seufzte und lehnte seinen Kopf gegen die Wand und blickte zur Decke hoch.
„Es tut mir leid aber ich weiß einfach nicht wie ich mit dem umgehen soll. Du bist schwul okay, aber was heißt das jetzt.“
„Was meinst du? Was soll es denn bitte heißen? Und wieso hast du es erst so gut aufgenommen? Was hat sich den verändert?“

Seine Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten und ich wich etwas zurück.
„Ich hatte halt Zeit über die ganze Situation nachzudenken. Du hattest mich so damit überrumpelt dass ich nicht begreifen konnte was du überhaupt gesagt hast. Bis ich halt alleine war und Zeit hatte darüber nach zu denken. Na ich meine du bist mein bester Freund oder warst es. Was ändert sich dadurch jetzt zwischen uns? Bist du jetzt in mich verknallt oder was?“

Ich musste husten so unerwartet kam diese letzte Frage. Hatte er wirklich die ganze Zeit darüber nachgedacht?

„Louis das ist doch lächerlich. Du bist mein bester Freund. Wie könnte ich in dich verliebt sein. Ich sehe in dir wirklich nur einen Freund. Und außerdem bist du doch überhaupt nicht schwul.“

Er drehte sich endlich zu mir um aber er war total verändert. Ich konnte nicht wie sonst schon in seinen Gesichtszügen erkennen was er dachte. Da war einfach nichts. Totale leere.

„Woher willst du das wissen? Ich wusste doch bis letztens auch nicht dass mein bester Freund schwul ist.“
Er hatte recht woher sollte ich mir sicher sein aber bei ihm gab es nie irgendwelche Anzeichen. Er hatte immer eine Freundin und auf Partys knutschte er ständig mit neuen. Ich hingegen hatte nur Maddi und hatte nie gerne ein Mädchen geküsst.
„Gut ich bin nicht schwul aber woher soll ich bitt wissen ob du nicht vielleicht doch auf mich stehst.“

Was war sein Problem? Selbst wenn was wäre daran so schlimm?
Ich wusste ich hätte ihm das nie sagen dürfen. Meine Zweifel bestätigten sich gerade alle und das war das schlimmste. Ich hatte meinen besten Freund verloren.
Ich stand auf und ging zur Türe. Bevor ich sie öffnete drehte ich mich noch einmal um und meinte nur er könnte sich sicher sein weil mein Herz einem anderen gehöre.
Ich eilte die Treppe runter und hörte hinter mir wie er mir etwas hinterher brüllte.
„Ich wünschte echt du hättest es mir nie gesagt!“

Das ist der Moment in dem die Tränen anfingen zu rollen. Meine Sicht war verschwommen und ich sah nur aus dem Augenwinkel wie Louis Mutter aus der Küche kam und mich fragte was los wäre. Ich antwortete aber nicht und verließ das Haus.
‚Ich wünschte echt du hättest es mir nie gesagt!’

Er hatte Recht, ich wünschte mir das Selbe aber es war nicht mehr zu ändern.
In dem Moment schien es wie das einzig Richtige ihm die Wahrheit zu sagen. Ich wollte ihn nicht ständig anlügen und trotzdem hatte ich es so lange getan und ihm immer noch nicht die vollständige Wahrheit gesagt...

Er wusste nichts über Zayn. War das jetzt gut oder nicht?
Ich wollte einfach nur die Zeit zurück drehen. Nie in irgend einen Kontakt mit Zayn geraten und keine Probleme mit Louis bekommen.

Seit dem Zayn in mein Leben getreten war ging einfach nur noch alles schief...  
Ich schmiss mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht im Kissen.

Ich fand keine ersichtliche Lösung wie ich es zwischen Louis und mir wieder besser machen könnte. Ich hatte es heute versucht und alles nur noch schlimmer gemacht.
Aber wie stand es mit Zayn? Was konnte ich da machen? Er hatte gesagt er würde es ab meinem Geburtstag mit mir versuchen wollen. Aber wollte ich das denn?

Er gab mir ein gutes Gefühl wenn ich bei ihm war aber war er denn gut für mich? Es schien alles nur schlimmer geworden zu sein aber lag das an ihm? Es war fies auf ihn meine Probleme zu schieben. Alles was zwischen uns passiert war, alles war durch meine Entscheidungen geschehen. So konnte er nicht für meine Probleme aber es war einfacher es auf andere zu schieben. Es war einfacher ihn dafür verantwortlich zu machen und meine Probleme die ich schon vorher hatte einfach zu ignorieren. Durch ihn war ich gezwungen worden mein wahres ich anzusehen und es hatte mir nicht gefallen. Es hatte mir noch nie gefallen...

Er stellte mich vor die Wahl mich so anzunehmen wie ich war und mir eventuell sogar die positiven Seiten dieses Ichs zu zeigen oder mich weiter einfach zu verstecken.

Aber war ich bereit für diese Veränderung? Würde ich jemals bereit sein?

Wie schafften das nur andere? Warum musste das alles so schwer sein?
Sollte Liebe nicht einfach sein? Konnte ich das überhaupt Liebe nennen? Ich war ganz klar an Zayn interessiert aber ich kannte ihn nicht. Ich war nicht in ihn verliebt. Dafür wusste ich zu wenig über ihn aber er war auf jeden Fall das was am meisten Liebe ähnelte...

Was glaubt ihr passiert als nächstes? Wird Louis sich doch noch zusammenreißen?

ily <3

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt