ELLIOTT

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Elliott

Sieben Stunden, neunundvierzig Minuten und zweiunddreißig Sekunden.

So viel Zeit wahr vergangen, seit dem ich hintergangen, geschnappt, entführt und ins Hauptquartier des R.S.G's gebracht wurde. Und ich könnte schreien, weil ich so dumm war und das Alles, habe über mich ergehen lassen! Natürlich war mir schon im vornherein klar, bevor ich zu dem Treffen gegangen bin, dass man sich nicht an meine Anweisungen halten würde und das sich Alles schnell in eine Richtung wenden kann, die für mich nicht zum Vorteil ausgehen würde - trotzdem hatte ich es gewagt.

Währe ich ein naiver Mensch, könnte ich es auf meine Leichtgläubigkeit schieben und sagen, das ein kleiner, immer optimistisch denkender Teil in mir, auf die ehrlich scheinenden Worte Spencer James vertraut hatte. Aber ich wahr nicht naiv.
Ich war rational. Ich vertraute nicht auf das Gesagte anderer Leute, denn ich wusste genau wie diese tickten und was wirklich hinter deren Worten steckte. Es war wie als würde ich ein offenes Buch lesen - dabei musste ich diese Person nicht mal sehen. Anfangs fand ich es immer verwirrend, wenn Menschen etwas sagten, was sie garnicht so meinten. Ich hatte es nie verstanden, warum sie etwas vorheuchelten was nicht ein mal wahr war. Mit der Zeit jedoch, hatte ich es irgendwann ausgeblendet, da ich es nur noch ermüdend fand. Die ständigen Lügen; dabei waren es genau die Menschen, die so sehr auf die Wahrheit bestanden. Darauf bestanden immer und überall ehrlich zu sein, obwohl sie sich selbst nicht daran hielten. Jeder war so, egal wie unschuldig derjenige auch sein mag.

Denn auch die Wahrheit konnte eine Lüge sein und die Lüge eine Wahrheit.

Trotzdem bin ich zu diesem Treffen gegangen, was zur Konsequenz hatte, dass ich nun alleine in einem abgedunkelten Zimmer auf dem Boden saß, welches lediglich von dem weißlichem Licht meiner Computerbildschirme erhellt wurde.
Ich mochte diese Art von Atmosphäre. Viele hatten Angst vor der Dunkelheit, was ein Schutz des menschlichen Gehirns war, um uns vor Gefahren zu bewahren. Dabei war es nicht mal die Dunkelheit, die den Menschen in einen solchen Zustand versetzte, sondern das Unerwartete, was in ihr lauern konnte. Doch wenn man einfach ruhig weiter Atmete, sich entspannte und auf die Stille achtete, konnte die Schwärze genauso schön sein, wie die Helligkeit. Konnte...

Natürlich war ich nicht damit einverstanden gewesen hier zu bleiben, da ich es schon für genug hielt, mit dem unnützen Scotland Yard einen Deal einzugehen. Aber meine Proteste und Rechte wurden einfach übergangen. Auch, das ich in sieben Tagen wieder zur Universität musste, um mein letztes Semester abzuschließen, hatte sie nicht interessiert. Stattdessen wurde ich einfach angestarrt und begutachtet, wie als währe ich eine wertvolles Attraktion, bei der man noch nicht wusste, wie man sie finden sollte.

Mein Kopf wanderte in den Nacken und ich schaute hoch an die Decke. Verschlungene Schatten tanzten an ihr und formten sich neu, im flackerndem Computerlicht. Ich beobachtete, wie sie ihre Formen änderten sowie immer mehr und mehr lebendiger wurden; wie die Schatten sich immer weiter zu Gestalten formten. Je länger ich diesem Treiben zu sah, desto lauter und wirrer wurden die vielen Stimmen in meinem Kopf und lösten drückende Kopfschmerzen aus.
Ausatmend löste ich meinen Blick von der Decke und griff in meinen Rucksack, aus dem ich eine rote Medikamentenschachtel hervor zog. Kurz betrachtete ich diese. Ziprasidon. Ein atypisches Neuroleptikum - C21H21CIN4OS - für die Behandlung bei bipolaren Störungen. Aber vollem wird es als Antipsychotikum bei Schizophrenie eingesetzt, um die Wiederaufnahme der Neurotransmitter aus dem synaptischen Spalt zu hemmen. Es wirkte als Antagonist sowohl an Serotonin- als auch an Dopamin-D2-Rezeptoren.

Mein Griff schloss sich fester um die zylinderförmige Packung. Ich mochte keine Tabletten. Klar, halfen die richtigen Medikamente gegen die vermeintlichen Symptome, die ein Patient plackte. Jedoch waren sie auch ein Symbol dafür, das ein Mensch sich nicht immer selbst helfen konnte. Ein Zeichen dafür, das selbst die dickste Schutzwand durch brechbar war. Mit leichtem Druck und nach rechts schrauben öffnete ich die Schachtel und betrachtete die sich darin befindenen Pillen. Fünf Stück. Das war nicht gut. Ich nahm Ziprasidon zwar nur dann, wenn meine Psychose Anfälle zu stark waren - und ich es dann noch schaffte - und nicht regelmäßig, wie es mir verschrieben wurde. Jedoch waren das, definitiv zu wenige. Trotzdem mussten diese Fünf nun ausreichen. Denn ich bezweifelte, dass ich mir in nächster Zeit Neue holen konnte und diesen Spencer James oder die Anderen darum bitten, wollte ich auch nicht. Bevor ich die rote Packung wieder schloss, nahm ich mir eine der Tabletten heraus und hielt sie zwischen zwei Fingern fest. Erneut wanderte mein Blick an die Decke zu den Schattengestalten. Dann schluckte ich das Medikament.

Es dauerte einige Zeit, bis das Ziprasidon anschlug und die Schatten verschwinden ließ. Auch das laute Wirrwarr in meinem Kopf nahm ab, wodurch es um einiges ruhiger wurde und die Kopfschmerzen erträglicher machte. Dies war mit auch der einzigste Grund, warum ich die Tabletten nahm. Sie ließen die ausbrechenden Manien, Psychosen und Stimmen verschwinden und nahmen mir wenigstens für ca. 12 Stunden, das Gefühl ein Frack zu sein.

Fahrig fuhr ich mir mit meinen Händen durchs Gesicht. Ich fühlte mich in diesem Moment einfach nur erbärmlich. Erbärmlich, weil ich mich vom R.S.G., den Wachhunden der Königen habe schnappen lassen. Erbärmlich, weil ich Krank war und wusste, dass sich das nie ändern würde. Erbärmlich, weil ich ich war!
Ein falsches Grinsen schlich sich auf meine Lippen und ich schüttelte den Kopf. Ich war Elliott Leonardo da Vinci. Ich war The Eye. Verdammte Scheiße nochmal, ich war das Genie Numero eins weltweit! Ich war ein Monster, eine Maschine mit lebendigem Körper und schlagendem Herzen. Eine falsche Bewegung und mein Gegner war tot. Ein falscher Atemzug und mein Gegner war tot. Ein falscher Gedanke und mein Gegner war tot!

Erinnerungen bahnten sich einen Weg an die Oberfläche, doch ließ ich dies nicht zu. Stattdessen dachte ich an Spencer James. Der Engländer war ein durchschnittlicher Mann, im Alter von 21 Jahren, nicht gerade dumm und nach seiner Akte zu urteilen, in mehreren Bereichen talentiert, weswegen er auch schon in so jungen Jahren zu einem wichtigen und hochrangigen Teil des R.S.G.'s wurde. Vor 2 Jahren startete dann sein erster Versuch, mich verdeckt zu kontaktieren und ausfindig zu machen - erfolglos. Er hatte sich damals als Gangboss ausgegeben, der meine Hilfe benötigte. Schon bei der Schreibweise seiner Nachricht an mich, bin ich stutzig geworden. Nur wenige Sekunden danach, meldete sich dann mein Fehleralarm, das sich Jemand versuchte in mein System zu hacken. Jedoch schaffte es der Trojaner nicht mal meine erste Firewall zu durchdringen. Es war schon fast lachhaft. Trotzdem hatte dieser Spencer James nicht aufgegeben. Selbst dann nicht, nachdem ich ihm geschrieben hatte, dass ich wusste wer er wirklich war und wie miserabel seine Versuche doch seien, mich zu finden. Er hatte weiter gemacht; den Kontakt zu The Eye aufrechterhalten.

Und nun hatte er es geschafft. Spencer James hatte mich, The Eye wirklich gefangen. Denkt er zumindest.
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Und ein weiteres Kapitel hat seinen Platz im Buch gefunden. Dieses Mal aus der Sicht des Da Vinci Nachfahrens.
Hoffe mal das es gut geworden ist.

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