RACHE

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Elliott

Man sagt immer, das Rache süß sei. Dass das Gefühl, sich zu rächen einen entzückend summen ließ. Das man sich, während man es tat, einfach nur gut fühlte und ein kribbeln den Körper einnehmen würde, wie als hätte man sich das erste Mal verliebt. Als würde man mit der Person, die man am allermeisten auf der Erde liebte, einen Walzer tanzen, bei dem nur man selbst die Führung hatte und entscheiden konnte, wann und wo das Schiff sinken würde. Auch Studien stimmten teils, diesen Theorien hinzu. Ein Doktor der Psychologie und Psychosomatik hatte darüber sogar eine Arbeit verfasst, in der es hieß ~ Zitat: "Wenn ein psychisch, schwer Kranker, wie der Psychopath, sein Opfer ermordet, sendet sein Gehirn die gleichen Glücks- und erregenden Hormone aus, wie wenn ein ganz normaler Bürger gerade Sex hat."

Wenn ich diese Aussage nun mit meinem bisherigem Leben verglich, konnte ich schon einige Übereinstimmungen finden. Nicht, dass die Menschen, welche ich umgebracht hatte mich in irgendeine Weise sexuell erregt hatten. Das war es nicht. Es war viel mehr ein Rausch der Befriedigung, der das hungrige Verlangen, Unruhe und Unheil zu stiften gestillt hatte. Ich habe mich dann immer wie einen Künstler wahrgenommen, welcher sein echtes Gesicht hinter einerMaske versteckte. Die Welt als Leinwand nutzte; das rote Blut als Farbe. In einigen Minuten hatte ich mich dann gefragt, ob jeder, der solch schreckliche Taten vollführte, so dachte und fühlte. Ob mein Vater ebenfalls so gefühlt hatte, wenn er jemanden beseitigt hatte und dann steht's, mit einem schmalem Lächeln und beschmutzten Händen aus dem dunklen Zimmer trat; hinter ihm ein ehemaliges Leben.

Konnte ich heute genauso agieren? Konnte ich heute wie sonst auch, ein auf kühles, unnahbares Supergenie machen? Konnte ich für heute meine Maske, welche mich zu The Eye machte, aufsetzen und dann alles zu Ende bringen?

Eine Berührung an meiner Schulter, ließ mich umdrehen und in das Gesicht, des blonden Wachhundes schauen. Mit fragend erhobenen Brauen sah ich ihn arrogant an. "Was?", fragte ich dann gereizt und abwehrend hob er seine Hände. Ich hasste mich immer noch dafür, wie ich neuerdings reagierte wenn er in meiner Nähe war. "Wow, fahr deine Krallen ein kleiner Tiger, ich tu für nichts." "Ach ja?! Du tust mir also nichts?", abwertend schnaubte ich, " Deine Definitionen von 'ich tu dir nichts', ist genauso fragwürdig, wie bei unserem erstem Treffen, wo du mir einfach Schlafmittel initiiert hast." "Ähm...kann es sein, dass du wütend auf mich bist?" "Wütend? Ich? Wie kommst du denn darauf? Mir geht es blendend - wenn blendend ein Synonym für scheiße währe. Nein Spencer, ich bin nicht wütend, ich bin komplett verwirrt, weil ich mich ständig komisch fühle in deiner Nähe! Immer wenn du da bist, spielt mein Verstand noch verrückter als sonst schon. Ich sehe dich an und mein Körper fängt an zu reagieren, wie er noch nie reagiert hat. Alles fängt an zu kribbeln und am liebsten würde ich in diesen Momenten so nah wie nur möglich bei dir sein. Aber weißt du was mich am meisten daran stört? Dass ich das gestern Nacht auch noch zugelassen habe! Ich habe mich meinen verfickten Gefühlen, die mein Gehirn denkt aussenden zu müssen, hingegeben - ich habe mich dich hingegeben. Und jetzt kommt noch das absurdeste - es hat mir verdammt nochmal gefallen!" Mit hochrotem Kopf sah ich Spencer an. Dieser blinzelte jedoch nur dümmlich vor sich hin. Verletzt wand ich mich von ihm ab: "Da sieht man ja, das Gefühle einen nur schwach machen."

Die Tür öffnete sich und schloss sich leise. Eine schlanke Frau, mit schwarzen Locken und rot geschminkten Lippen betrat das schummrige Zimmer. Ihr Gang war aufrecht und ihr Kinn nach oben geregt. Doch selbst ihre aufgesetzte, starke Haltung konnte nicht überspielen, wie angespannt sie war. Vor allem in Garcìa's Augen konnte ich genau erkennen wie geschafft und müde die Spanierin in Wirklichkeit war.

Ihr Blick fiel direkt auf mich, schien mich zu durchbohren wollen, um mein Inneres offenzulegen. Auffällig musterte sie meinen Körper.
"Du siehst aus wie er.", kam es über ihre Lippen, auf denen sich ein verbittertes Lächeln bildete, "Sitzt da in seinem Thron aus Leid und Tod, als würde dich das alles hier nicht im geringsten kümmern." "Das liegt daran, dass es dies auch nicht tut. Du bist nichts weiter, als eine der vielen Aufmüpfigen des Underground's, die denken sich erheben zu müssen; sich Rechen zu müssen, für etwas was ihnen angetan wurde. Dabei trägst du ebenfalls eine beschmutzte Weste, wie ich auch. Glaube also nicht, dass du was besonderes bist, Garcìa." Empört öffnete sie ihren Mund, aus dem ein kleiner Schrei entfloh. "Wie kannst du sowas nur behaupten?!" Ich sah sie kühl an: "Das ist ganz leicht. Ich bilde in meinem Kopf, aus Wörtern Sätze, welche ich meinem Gegenüber näher bringen möchte. Dann sendet mein Gehirn einen Impuls an meine Stimmbänder und meinen Mund und schon purzelt, das erst Gedachte, als hörbare Laute heraus. Als Forensikerin müsstest du das aber eigentlich wissen. Oder hat dein Vater die Professoren, deines Studiums bestochen, damit sein Mädchen das bekommt, was es will?" "Du Kleiner-" "Na, na; wir wollen doch nicht gleich ausfallend werden, nur weil ich ins Schwarze getroffen habe."

Ich sah dabei zu, wie Garcìa ihre Hände zu Fäusten ballte. Wie sich ihr sonst entspanntes Gesicht verzog. Ihre aufgestellten Züge fingen an zu bröckeln und ihre wahre Seite zu zeigen. Eine Seite, die auf pure Vergeltung aus ist. Ihr Unterkiefer zitterte schon vor Anspannung und der Zurückhaltung ihrer Tränen. Erbärmlich. So wollte sie ihr Ziel erreichen? Sehr amüsant.
"Willst du, da weiter rumstehen und mich versuchen, mit Blicken zu erdolchen, oder kommst du endlich zur Sache? Ich habe nicht ewig Zeit." "Für dich ist das alles ein Witz, mh!", schrie die Frau ungehalten los, "Dir ist es egal, was am Ende hierbei heraus kommen wird - mir aber nicht. Ich will etwas verändern. Ich will dass der Underground und mit ihm seine Anhänger untergeht. Sie sollen leiden, so wie ich leiden muss!" "Glaubst du nicht, dass sie dies schon tun? Leiden?" Eindringlich sah ich ihr entgegen; beobachtete wie sich die erste Träne löste. "Oder warum sonst, glaubst du, dass die Menschen so handeln, wie sie handeln und alles mit sich machen lassen? Dein Vater gehörte ebenfalls dazu. Er wusste, worauf er sich einlassen und was auf ihn zukommen würde." Ungläubig klappte Garcìa ihr Mund auf. "Willst du damit sagen, dass-" Barsch unterbrach ich ihr Geflüster: "Ich will damit sagen: zum Schluss hat er das bekommen, was er wollte."

"ER WURDE WEGEN EINES FEHLERS UMGEBRACHT!"

Kreischend kam die einst so beherrschte Forensikerin auf mich zu gestürmt. Ihre langen Nägel krallten sich in meine Schultern, an denen sie mich zu sich hoch zog. "Mein Vater wurde für einen Fehler, welcher hätte jedem passieren können, in den Tod geschickt - das ist nicht das was er wollte! Er wollte von deinem Vater, dem König des Underground's, dem Herrscher, Hilfe! Und was hat er anstatt bekommen?!", wütend funkelte sie mich an. "Einen Denkzettel, würde ich mal sagen.", antwortete ich auf die ironisch gestellte Frage. Bestimmt hätte mein Vater damals auch anders handeln können, aber er hat es nicht getan. Er hat sich für einen Weg entschieden und diesen umgesetzt. Wo war dabei das Problem? Menschen machten doch andauernd Sachen, die nur sie selbst verstanden. "Dieser Denkzettel, hat ihm das Leben gekostet!", mit Schwung warf sie mich ein Stückchen weiter, auf den Boden. Schmerzlich zischte ich auf. "Es hat meiner Mamá, ihren Mann gekostet. Es hat mich und meinen Brüdern, den Padre gekostet. Es hat unserer Familia, la cabeza gekos-" Garcìa wurde unterbrochen, als die Tür zum Zimmer aufflog und Spencer herein kam.

"Emma - Stopp!"

Erschrocken wirbelte sie um ihre eigene Achse, zu dem Neuankömmling herum.
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Nun ist es bald soweit. Das vorletzte Kapitel wurde beendet.

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