KARTE

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Elliott

Mir war schon in frühen Jahren bewusst geworden, das ich anders war als Andere. Es war nie eine Vermutung oder irgendetwas daher Gesagtes, um einen selbst 'besser' zu machen als sein Umfeld es war. Nein; es stand fest. Es war mit schwarzen Buchstaben, auf weißes Papier geschrieben/gedruckt worden.

Ich war anders.

Ich machte Dinge anders. Ich hörte Dinge anders. Ich sagte Dinge anders. Ich sah Dinge anders. Egal was, wo oder wie ich etwas tat, es war anders. Anders als das, was die Menschen um mich herum verrichteten.
Am Anfang wurde mir versucht beizubringen, dass dieses 'anders' in meinem Fall nichts weiter bedeutete als 'besser'; 'perfekter'. Nach längerer Zeit jedoch, wurde das angebliche 'Perfekt' zu einem 'krank', bis hin zu einem 'gestört' umgewandelt. Nun wahren die vielen Augen, welche auf mich gerichtet waren, nicht mehr mit Stolz sowie Interesse gefüllt. Der Glanz hatte sich in ein abwertendes, dennoch verlangendes und hässliches Funkeln verwandelt. Ich wurde nicht mehr wie vorher wahrgenommen, geschweige behandelt. Man versuchte mich zu meiden; eine Art Sicherheitsabstand zu mir aufzubauen und gleichzeitig wollte man mich. Trotz dem Wissen war die Habgier derjenigen zu groß und postulierend. Dennoch war neben den ganzen Gefühlen und Emotionen in deren Augen noch etwas deutlich zu sehen. Nämlich Angst.

Mit den Jahren wurde mir dann immer bewusster, wie sehr ich mich von den Leuten in meinen Umfeld unterschied. Andererseits hatte ich nicht so sehr damit gerechnet, dass sie doch solchermaßen und derartig inkompetent und schwer von Begriff waren.

"Dieses Gekrakel soll also ein Hinweis sein?", ertönte die gereizte Frage von dem Leader des R.S.G.'s, nun schon zum dritten Male an diesem Tag. Ermattet holte ich tiefer als nötig Luft und antwortete, wie jedes Mal zuvor auch, mit einem 'Ja'.
"Und was genau soll das darstellen?", erhob nun Spencer James seine Stimme. Neugierig schaute der Blonde mich an.

"Was sie hier sehen, ist nichts anderes, als eine skizzierte Form eines integrated circuit's - kurz IC - oder auch solid-state-, beziehungsweise monolithic integrated circuit. Im normal Fall, befindet sich so ein Die in einem mehrfach größerem Chipgehäuse, zum Schutz und zur einfacheren Kontaktierung, eingekapselt. Diesen hier jedoch fand ich auf einem veraltetem Servermodel abgespeichert, welcher auf einer der Hauptinseln Hawaiis, Lāna'i zurückzuführen ist. Über genau denselben wurde ebenfalls vor drei Wochen auch der Brief mit dem 'HALLO' geschickt.
Typischerweise enthält ein IC eine Kombination von zahlreichen miteinander elektrisch verbundenen elektronischen Halbleiterbauelementen wie Transistoren, Dioden und/oder weiteren aktiven und passiven Bauelementen. Auch dieser IC enthält solche der, von mir, eben genannten Bausteine sowie Wesensmerkmale. Dennoch ist er nicht zu vergleichen, mit einem der konventionellen Schaltkreise - wie ja sichtlich zu sehen ist."

Drei von Überforderung überlastete Gesichter glotzten mir entgegen. Würden sich im Inneren des menschlichen Gehirns wirklich so etwas wie Zahnräder befinden, hätte man diese jetzt vermutlich vor lauter Arbeit rattern gehört, bevor sie mit einem lauten knacken zum Stillstand gekommen und die, mit ihnen verbundenen Synapsen abgestürzt währen. Aber auch ohne existierende Zahnräder konnte ich erkennen, dass weder Spencer James, noch die Frau oder Edward, irgendetwas von dem eben Gesagtem verstanden hatten. Jedoch störte mich das herzlich wenig, weswegen ich einfach weiter sprach.

"Um es zu veranschaulichen: Das Linienchaos, wie sie Es genannt haben Mr. Edward, soll die Koaxialkabel und Leiter darstellen, welche eigentlich die Verbindungen zwischen zwei Enden sind. Hier ist es zwar auch der Fall, jedoch bei genauerem hinsehen, kann man sehen, dass dieser IC nicht wie erwartet funktionieren würde. Es hat zwar ein paar Sekunden gebraucht, bis ich verstanden habe, was der Sinn dahinter ist, aber dann ist es mir aufgefallen. Es ist eine Karte."

"Und wohin führt diese...Karte?", fragte Edward ungeduldig dazwischen.
"Hätten sie mich nicht unterbrochen und einfach weiter ausreden lassen, wüssten sie dies jetzt - aber gut; ich weiß ja das sie es nicht so mit Manieren haben." "Du kleiner-" "Schon gut, Edward. Elliott meinte das bestimmt nicht so.", versuchte Spencer James seinen Vorgesetzten zu beschwichtigen. "Das ist falsch.", korrigierte ich den Blonden, "Alles was ich sage, meine ich auch so. Warum sollte ich auch etwas von mir geben, was nicht stimmt? Und noch dazu: Es heißt immer noch sie; bekommen sie das doch endlich mal in ihren Kopf hinein."

Edward's roter Farbton in seinem Gesicht wurde nochmals einen Ticken dunkler vor Wut und ich sah ihm an, dass er etwas dazu sagen oder besser gesagt schreien wollte, jedoch wurde er von Spencer zurückgehalten. Die Frau, welche wie am Anfang immer noch neben dem Blonden saß, nahm nun das erste Mal, seit ich das Büro betreten hatte, ihren Blick von mir und wandte diesen kurz zur Seite, bevor er wieder auf mir landete, da ich anscheinend doch interessanter war. Generell musterte sie mich ununterbrochen, so als währe ich das achte Weltwunder.

"Wie schon gesagt, handelt es sich hierbei um eine Karte. Aber nicht irgend eine, sondern um eine Detailgetreue Version Londons. Um dies zu überprüfen, habe ich den IC auf dessen Umrisse übertragen und meine Vermutung hat sich bestätigt.
Das war jedoch noch nicht alles. Beim näheren vergleichen der beiden Karten, ist mir aufgefallen, dass im IC  mehrere Enden markiert wurden. Wenn man die gekennzeichneten Punkte ebenfalls auf den Plan von London überträgt, erhält man mehrere Zahlen und Buchstaben. Diese lauten: 5 1 3, W C, 5 1 1, -0, 2 N, 1 2, 5 D, 2 1, N, 0 0 6 1, LAT , LON. Im ersten Moment mögen diese eventuell Sinnlos und wirr für sie erscheinen. Doch würfelt man diese Kombinationen neu zusammen und bringt sie in die richtige Reihenfolge, so erhält man: LAT 51.5131 / LON -0.1221, WC2N 5DN, 16:00."

Damit beendete ich meine Erzählung und ließ meine Augen knapp über die drei Anderen schweifen. Wieder konnte man ihnen ansehen, dass sie versuchten alle, von mir gegebenen Informationen zu registrieren, um diese dann zu etwas zu verarbeiten, was sie verstanden. "Sind das nicht Koordinaten für Breiten- und Längengeraden?", Spencer's Denkvermögen schien wohl das Schnellste von allen zu sein, denn fragend zog er seine Augenbrauen zusammen, "Und das andere müsste 'ne Postleitzahl sein, wenn ich mich nicht irre?"

Zustimmend nickte ich und vermittelte dem Blonden somit, dass er richtig lag. Auch Edward öffnete seinen Mund und setzte zu einer Frage an: "WC2N 5DN? Das ist die National Gallery of London." Ein weitere Minute verstrich, in der der silber haarige überlegte, aber nicht mehr wusste. "Was hat das Museum damit zu tun?"

Am liebsten hätte ich mir jetzt die Hand vor den Kopf geschlagen. Wie dumm musste man bitte sein? Ich meine, Carter Edward war der Leader des R.S.G.'s, den Wachhunden der Königen, einer kleinen Gruppen von speziellen Leuten, die über dem Durchschnitt lagen und er konnte nicht mal eins und eins zusammen zählen? Peinlich.

"Ich bitte sie, das müssten eigentlich selbst sie wissen , was das zu bedeuten hat. Also denken sie jetzt noch mal ganz scharf nach.", antwortete ich monoton. Gefährlich ballte Edward seine Hände zu Fäusten. "Ich schwöre dir Kleiner", ein sarkastisches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, "Wenn du mir nicht sofort sagst, was das zu bedeuten hat, mach ich Schaschlik aus dir und verfüttere dich danach an den nächst Besten. Also?!" Für einen Moment schloss ich die Augen. "1.) währe das Kannibalismus und nicht erlaubt. Außerdem Edward, würden sie ihre Drohung nicht in die Tat umsetzen, da sie mich noch brauchen. 2.) liegt es doch deutlich auf der Hand, was Koordinaten, Postleitzahl und Uhrzeit zu bedeuten haben."

Nun öffnete ich meine Augen wieder und schaute ihm eintönig entgegen. "Trafalgar Square, Charing Cross, National Gallery - ihre mysteriöse Hackergruppe hat ein Terroristisches-Profil..."

Erschrocken rissen alle ihre Augen auf.

"Und die Bombe würd heute, Punkt 16:00 Uhr hochgehen."

Synchron flogen die Köpfe der Drei zur gegenüberliegenden Wand an der eine Uhr hing.

14: 35...
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Kapitel 10 und es geht los; es wird spannend!

Die mit Abstand gefährlichste Bombe auf der Welt ist der Mensch selbst. Denn ein bisschen Metall und Drähte sind nur Wissenschaft, aber Gefühle sind Wahrscheinlichkeit ~ Mellarie-Bellancia

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