RÜCKBLICK

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~elf Jahre zurück~

Das Anwesen, mit dem darauf erbautem Herrenhaus war riesig, alt und doch auf seine Art und Weise modern und trotz dass die Sonne, mit ihren Abendstrahlen alles in ein warmes orange-rot tauchte, wirkte das ganze Ambiente kalt und dunkel.
Die Schatten der Villa zogen sich über den perfekt getrimmten Rasen und verschmolzen mit denen, der drumherum stehenden Bäume, so dass die Atmosphäre noch geheimnisvoller erschien. Nicht einmal ein einziger Windhauch störte diese Ruhe.

Auch im Inneren der Villa war alles wie ausgestorben. Die langen, breiten Flure wahren leer; die Türen zu den Zimmern geschlossen. Keine Menschenseele war zu sehen, weder noch ein Mucks zu hören. Es wirkte alles wie in einem alten Schwarzweißfilm, welcher auf Stumm geschalten wurde. Selbst der auf Hochglanz polierte Reichtum wirkte so schlicht und doch so hochwertig, dass er zu dieser Szene, sein Bestes beitrug. Doch je tiefer man in diese Villa vordrang, desto gespenstischer und unheimlicher wurde es.

Für Außenstehende musste dies alles ganz normal, wie ein Haus von zu reichen Leuten, aussehen. Natürlich wusste jeder, aus ganz England, wer dort residierte. Wem diese unglaubliche Pracht gehörte. Wer dort der Herr und die Herrin des Hauses waren. Wie viele Butler, Bedienstete und Angestellten dort arbeiteten. Wer dort alles das Privileg hatte, aus der High Society aus und ein zugehen. Das selbst die Königen von England dazu gehörte und schon einige ihrer Abende dort verbracht hatte.

Es war kein Geheimnis, dass die Familie da Vinci dort lebte.

Was jedoch ein Geheimnis war, war was sich wirklich, hinter diesen Mauern abspielte.

Es war nun schon am späten Abend und von Außen wirkte das Herrenhaus immer noch wie verlassen, aber dafür fing es an, sich im Inneren zu regen.
Es war keine große Aufruhe. Nur ab und zu tauchte der, im schwarzen Wrack gekleidete Butler auf und verschwand dann auch schon wieder um die nächste Ecke des Flures. Aber das war nicht das Einzige, was sich in Bewegung gesetzt hatte. Denn folgte man der Mamor Treppe nach unten, ins Kellergeschoss, ging den dunklen Flur bis zum Ende entlang und blieb vor der schwarzen Holztür stehen, so konnte man das leise Gewirr verschiedener Stimmen wahrnehmen. Stimmen, welche gefüllt mit Sarkasmus, Kälte und Dominanz waren. Und wenn man besonders genau hinhörte, so hörte man aus allen, eine ganz bestimmte Stimme heraus.

"Was du nicht sagst, Sebastian.", lachte Vincent elegant auf, beugte sich nach vorne und versenkte mit einem einzigen, gezielten Stoß die letze Billardkugel, "Mein Sohn ist wirklich etwas ganz besonderes."
"Was eine Untertreibung; aber du hast recht, dein Sprössling ist unbeschreiblich." Sebastian drehte den Queque in seiner Hand und verfolgte mit seinen Augen die schwarze Acht, wie sie im Loch verschwand: "Ich scheine immer noch nicht im Billard gegen dich gewinnen zu können, Vincent. Das war jetzt schon die dritte Partie heute Abend." "Alles nur eine Frage der Übung." "Bescheidend wie immer.", lächelte Sebastian milde.

"Apropo Sprössling, Vincent", ein dunkelblonder Mann trat zu den beiden Erzählenden an den Tisch und unterbrach somit ihr Gespräch, während neben ihm, sich ein fast gleich aussehender Lockenkopf platzierte und seinen angefangenen Satz beendete: "Wo ist eigentlich dein Sohn?" Die beiden Männer schauten neugierig zum Herrn des Hauses. Sebastian machte es ihnen ebenfalls gleich, genau wie der kleine Rest, in dem dunklen Zimmer.

"Blair kümmert sich gerade um ihn - immerhin ist es schon spät.", antwortete Vincent und begab sich in Richtung seines Sessels, welcher wie ein Thron am Kopfende des Raumes stand. Apart ließ er sich auf diesen nieder und verschränkte seine langen Finger miteinander.
"Spät?", die 'Zwillinge' wahrem ihm gefolgt, "Dies ist die Zeit, wo unsere Welt erst richtig zum Leben erweckt." Vincent schüttelte leise lachend seinen Kopf, bevor er sagte: "Da magst du recht haben Liam, aber Elliott ist noch ein Kind. Die brauchen nun einmal ihren Schlaf." Genau in diesem Moment schlug die Tür auf und ein winziger Schatten huschte in den Raum. Überrascht von dem plötzlichen Neuankömmling, schaute jedermann auf und verfolgte mit seinen Augen, die flinken Bewegungen, welche sich bis zum Thron vordrängten und schließlich neben Vincent zum Halt kamen.

"Dad?..."

Ungesund blass und mit seinen schmächtigen Armen, klammerte sich der kleine Junge an eines der langen Beine seines Vaters. Mit großen und dennoch, für sein Alter schon zu trüben Augen, sah er sich im Zimmer um.

"Elliott, was machst du denn hier?", liebevoll platzierte Vincent seine Hand auf dem Kopf seines Sohnes und blickte auf ihn hinab. Als Antwort auf seine Frage, ging im nächsten Augenblick die Tür ein zweites Mal auf und eine schöne, blonde Frau stand im Rahmen. Kurz schien diese etwas zu suchen, bis sie am Salonkopf stoppte.
"Elliott!", fast schon besorgt lief Blair auf ihren fünfjährigen Sohn zu und kniete sich zu ihm, "Du sollst doch im Bett bleiben." Schwer flackerten Elliott's Augenlieder und man sah ihm an, dass es ihm nicht gut ging, doch vehement schüttelte er seinen Kopf. Blair seufzte auf; wand sich an ihren Mann: "Tut mir leid, ich wollte euch nicht stören." Vincent jedoch wank ab. "Du kannst und wirst niemals stören."

"Wen haben wir den da?", Sebastian war neben Vincent getreten und musterte Elliott nun. Der Kleine schielte ebenfalls zu dem Schwarzhaarigen hoch, bis sein Blick erneut durch den ganzen Raum glitt. Es waren nicht mehr als eine Hand voll Menschen in diesem versammelt und man könnte meinen, dass diese hier einen stinknormalen Billardabend verbrachten, etwas Wein tranken und sich über ihre Geschäfte unterhielten. Im Grunde genommen war es dies auch. Ein 'stinknormaler' Mitternachtsabend, zwischen Geschäftspartnern - zumindest für diese Leute.

"Das ist Elliott; mein Sohn."

Nach Vincent's Vorstellung, war es plötzlich wie tot im Zimmer. Es schien als hätte jeder einzelne aufgehört zu atmen. Nichts war mehr zu hören. Eine seltsame Spannung machte sich plötzlich im Raum breit. Jeder hatte sich auf den kleinen, fünfjährigen Jungen fixiert, welcher angeblich das achte Weltwunder hätte sein können. Dann ging ein abruptes Raunen durch die Menge.

Schon oft wurde im Underground erzählt, dass der Nachkömmling von Blair und Vincent da Vinci, dem ersten König höchst persönlich, etwas unfassbares sein solle. Ein Genie, wie es die Welt zuvor noch nie gesehen habe und das, trotz seines so jungen Alters. Die Gerüchte und Erzählungen flogen nur so rum und verteilten sich. Es wurden Theorien sowie ein Haufen an Fragen aufgestellt. Jeder wollte das angebliche Supergenie zu Gesicht bekommen. Doch Vincent hielt seinen Sohn der Öffentlichkeit verborgen.

Leicht überfordert, von dem vielen Angestarre, drängte sich Elliott noch dichter an das Bein seines Vaters. Der Kleine war es nicht gewohnt, im Gegensatz zu seinen Eltern, so viele fremde Augenpaare auf sich zu spüren - von mögen war erst keine Rede. Immer dichter rückten die Gestalten in seine Richtung. In ihren Augen glänzte das Verlangen.

Das Verlangen nach ihm.
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Dieses Mal gibt es einen kleinen Rückblick, in Elliott's Vergangenheit.

Das oben auf dem Bild soll in etwa, dem Äußerlichen von Elliott entsprechen, wie er jetzt, mit 16 aussieht und ich finde es garnicht mal so schlecht.

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