MÄRTYRERIN

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Spencer

Aus geweiteten, nassen Augen sah sie mich an. In dem braun der Iris spiegelten sich so viele Gefühle und Emotionen wieder, die mich hart schlucken ließen. Emma war seid Anfang an und selbst bevor ich zum R.S.G. kam immer für mich dagewesene. Die Spanierin hatte mich mit ihrer sonst so aufgeweckten und leicht kindlichen Art sofort in den Bann gezogen gehabt - aber nicht wie Elliott es tat. Bei ihr und mir war es etwas rein platonisches; so als währe sie meine größere Schwester, die mich bei allem unterstützt. Es war immer ein tolles Gefühl, zu wissen das ich nicht alleine war und jemanden hatte, mit dem ich alles teilen konnte. Doch jetzt, in diesem Augenblick erkannte ich die Frau kaum wieder. Das war nicht mehr die Emma Louisa Garcìa die ich vor drei Jahren kennengelernt habe. Vor mir schien nun eine völlig andere Person zu stehen.

"Emma, ich schwöre dir: fass Elliott noch einmal an und ich garantiere dir für nichts mehr.", drohte ich ihr, mit beängstigender Ruhe in meiner Stimme. Es war immer noch ein. Ich musste mich professionell verhalten, auch wenn ich mich am liebsten vor Liot geworfen hätte. Kurz schnaubte die Frau belustigt, bevor sie in ein lautes Lachen ausbrach: "Ernsthaft? Du setzt dich für diesen Mörder ein, anstatt mit mir zusammen gegen ihn anzugehen?! Spencer, mach bitte die Augen auf.", sie zeigte auf den Kleinen, "Er ist der Bösewicht. Er ist The Eye - das meist gesuchte Verbrechergenie Nummer eins, auf der Welt! Es war doch schon immer dein Wunsch gewesen, ihn zu fangen, um ihm seine gerechte Strafe zu geben. Was ist aus diesem Vorsatz geworden, mh? Hat er dir etwa so in deinem Verstand rumgefuscht, dass du nicht mehr klar denken kannst?" Ich sah von ihr, zu Elliott. Auch er wirkte in dieser dunklen Umgebung anders. Nicht mehr nur, wie das Supergenie. Liot sah in diesem Moment so viel erwachsener aus, als er es eigentlich schon war. So viel stärker und mächtiger, als sein dünner Körper es ausstrahlen konnte. Er wirkte wie in eine andere Rolle versetzt. Das, tat er nur dann, wenn er es alleine nichtmetrischer schaffte. Denn dann verwandelte sich seine Persönlichkeit in eine, vor der man besser wegrennen sollte. Und trotzdem liebte ich ihn! Jede noch so kleinste Faser. Jeden Fehler. Jede Perfektheit. Jede Gehirnzelle. Einfach alles an ihm! Mein Herz, Ich war ihm verfallen. Und selbst er - wie oft er das auch noch abstreiten wollte - mochte mich. Ob daraus, auch irgendwann Liebe werden würde, wusste ich nicht. Aber dieses Risiko, war es mir wert.

"Du hast Recht.", mit meiner Zustimmung legte sich ein siegessicheres und wohlwollendes Grinsen auf die roten Lippen Emma's. Sie dachte, dass sie mich hatte. Das sie mich wieder zu Verstand gebracht hatte und ich mich auf ihre Seite schlagen würde. "Es war einer meiner Träume, The Eye zu fangen, um ihn für alles was er unschuldigen Menschen angetan hat büßen zu lassen. Zusammen, mit meinem Plan die Hackergruppe ausfindig zu machen, wollte ich auch ihn somit überführen. Aber Pläne ändern sich.", verständnislos zogen sich ihre Augenbrauen zusammen, während ihr Lächeln langsam wieder verblasste, "Denn in erster Linie, geht es jetzt darum, dich zu stoppen." "Hörst du dir überhaupt zu Spencer?! Elliott ist nichts weiter als ein Mörder! Er bringt Leute für andere um, oder einfach nur zu seinem Spaß. Alles was er tut, ist schlecht." Elliott hinter ihr schnaubte: "Und wie würdest du das betiteln, was du machst? Du bist nicht anders. Du machst genau das Gleiche." "Tue ich nicht!", vehement schüttelte Emma ihren Kopf, "Du verschmutz deine Umgebung, während ich versuche diese zu reinigen." "Du willst also den Heiligen Samariter spielen? Das funktioniert aber nicht, wenn man sich einfach nur Handschuhe über seine, mit Blut befleckten Hände streift. Das versteckt deine Schandtaten nicht - dafür hast du dann doch, zu viele Leichen im Keller liegen. Hör also auf, so zu tuen, als würdest du jedem einen Gefallen tun, in dem du deines Gleichen umbringst."

Stumm sah die Spanierin den jüngeren an. Auch ich schaute zu Liot. Seine Haltung war aufrecht und zeigte keine Emotion.
"Um an sein Ziel zu gelangen, muss es eben Opfer geben.", flüsterte Emma, "Um an sein Ziel zu gelangen, muss man brutal nach vorne preschen und alles um sich herum, mit in den tiefen Abgrund ziehen. Nur so, erreicht man auch das Ende." Für einen Augenblick war es erneut Still. Die Spannung stieg immer weiter an, genau wie das ungute Gefühl in meinem Magen. Irgendwas stimme hier doch nicht. Schon im darauffolgenden Moment, wurde das krampfhafte Ziehen in meinem Bauch bestätigt.

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