SpencerEs hatte nicht mal zehn Minuten gedauert und ich stand Start bereit sowie fertig umgezogen im Flur des R.S.G. Hauptquartiers und wartete auf mein Team.
Gleich nachdem wir die erschreckende Nachricht/Erkenntnis von Elliott bekommen hatten, hatte Edward sofort alles in Bewegung gesetzt und Code Black ausgerufen. Während das Evakuierungsteam schon auf dem Weg zur National Gallery of London war, machte sich der restliche Teil des SWAT's bereit, mit welchem ich in kürzester Zeit aufbrechen sollte.
Tief holte ich Luft. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass die Hackergruppe Terroristen sein sollten. Ich meine, es gab bis jetzt nichts, was dafür sprach - aber auch nichts, was dagegen hielt. Plötzlich vibrierte es in einer meiner unzähligen Hosentaschen. Schnell fischte ich mein Handy heraus und verzog runzelnd die Stirn, als das Notsignal von Elliott auf dem Display aufleuchtete. Was war denn nun los? Da ich noch einige Minuten Zeit hatte, bevor es los ging und tief in mir sich die Besorgnis meldete, machte ich mich auf den Weg zu seinem Zimmer.
Nach dem der Kleine uns alles wichtige überbracht hatte, wurde er, wenn auch sehr gegen willig, von der Security wieder zurück ins GZ gebracht. Zugegeben, ich dachte schon im ersten Moment, als Elliott einfach dir nichts, mir nichts in Edward's Büro aufgetaucht war, das ich einen Geist sah und der letzte Kaffe, doch einer zu viel gewesen war. Zum Glück oder auch nicht - wie man es eben betrachtete - war es der echte Elliott gewesen.
Rasch stand ich auch schon vor der verschlossenen Tür des Zimmers und öffnete diese bereits, während ich immer noch überlegte warum er das Notsignal ausgelöst hatte. Im nächsten Augenblick stoppten aber alle meine Überlegungen, als ich einen gefesselten und zappelnden Elliott auf der Pritsche liegen sah. "Was...?" "Na endlich! Schleichen sie immer so, wenn sie einen Alarm erhalten, oder was?", beschwerte sich der Kleinere lautstark und hielt in seinen zehrenden Bewegungen inne.
"Wieso bist du gefesselt?" Elliott's Arme waren lang nach oben gestreckt und an den Handgelenken ans Kopfgestell des Bettes fest gemacht worden. Nicht verstehend warum, sah ich ihn fragend an. "Frag doch deine Securitymänner, warum sie der ach so tollen Meinung wahren, mich an dieses von Keimen und Bakterien belagerte Bett fixieren zu müssen!", wetterte der Kleine mich weiterhin wütend an, "Und jetzt steh da nicht so blöd rum, sondern mach mich endlich los!"
Unmittelbar griff ich zu den weißen Leinenbandagen, die Elliott an Ort und Stelle hielten, und löste diese. Gleich darauf sprang Elliott auch schon auf und entfernte sich einige Meter von mir, so als währe ihm die Nähe von uns beiden nicht lieb. Böse funkelte er mich an. Ein 'Danke' währe wohl zu viel verlangt.
"Na dann.", da ich dringend wieder zurück musste verließ ich schon halb den Raum, als mir etwas auffiel. Stutzig hielt ich inne.Der Knoten der Bandagen war relativ locker, wenn nicht sogar unsauber gewesen, so das Elliott ihn praktisch hätte alleine lösen können - dafür hätte er mich nicht rufen brauchen. Sonst wahren die Wachleute doch nie so schlampig bei ihrer Arbeit. Und warum hatten sie überhaupt Bandagen benutzt und nicht ihre Handschellen? Außerdem: "Elliott...wie bist du eigentlich an den Alarmknopf neben der Tür gekommen, wenn du auf dem Bett gefesselt lagst?"
Stille.
Ich vernahm ein leises Rascheln hinter mir und darauf ein mir bekanntes Klicken. Bedächtig drehte ich mich wieder um und sah in den Lauf einer Waffe. Es war ein Revolver - mein Revolver. Langsam wanderte ich mit meinem Blick etwas höher, direkt zu zwei stechend braunen Augen. Kühl schauten sie mir entgegen. "Ich muss schon sagen: dafür das mein Plan mehrere Ungereimtheiten aufwies, hat er doch perfekt funktioniert. Aber das habe ich wohl ehr dir und dem menschlichem Instinkt, erst zu handeln bevor man nachdenkt, zu verdanken.", sagte Elliott monoton und zielte weiterhin auf mich. Ruhig stimmte ich ihm zu: "Das stimmt wohl. Ich werde es mir für's nächste Mal merken und jetzt leg die Waffe weg, Elliott. Wie bist du überhaupt an sie rangekommen?"
"Das war ganz einfach. Bei deinen täglichen Besuchen, um stundenlang auf mich aufzupassen und zu beobachten was ich mache, bist du einige Male für wenige Minuten eingenickt. Da war es ein leichtes für mich, dir deine zweit Waffe abzunehmen, ohne das du es bemerkt hättest.", erzählte der 16 jährige. Den Aspekt, das er angefangen hatte mich zu duzen, realisierte ich garnicht. Viel wichtiger war mir in dem Moment, wie unaufmerksam und blöd ich gewesen war. Schon seit einigen Tagen vermisste ich den Revolver, dachte aber dass ich ihn einfach nur verlegt hatte. Jedoch wollte ich mir vor Elliott nicht die Blöße geben. "Schön und jetzt leg sie weg, Elliott!"
"Nein; immerhin habe ich dich nicht um sonst hier her bestellt."
"Willst du mich jetzt etwa erschießen?" "Das einzige was ich will, ist das ihr mich mit zur National Gallery nehmt." Verwundert zog ich beide Augenbrauen hoch. Das hatte ich nicht erwartet. "Was? Wieso?", fragte ich nach. "Wegen der Bombe.", kam die knappe Antwort zurück. "Wegen der Bombe...? Warum?" Genervt sagte Elliott: "Weil ich der einzigste bin der eine realistische Chance hat diese zu entschärfen."
Nun verstehend atmete ich aus. "Ach so; darum brauchst du dir keine Sorgen machen Kleiner - unser Team ist extra für solche Fälle ausgebildet worden. Niemandem wird etwas pass-" "Warum sollte ich mir Sorgen machen? Wegen den Tausenden Menschen, die an der Explosion sterben könnten? Falsch. Ich habe doch gerade gesagt, das ich ihre einzigste Möglichkeit bin den Sprengkörper zu sichern. Was ihr Team, egal wie gut ihre Ausbildung auch war, nicht hinbekommen wird.", unterbrach der Brünette mich, "Also, können wir dann?" Langsam verlor ich die Geduld. "Und ich sagte, das mein Team und ich das schon alleine schaffen werden, weswegen ich auch los muss und keine Zeit mehr habe. Ich würde dich jetzt also bitten, mir endlich den Revolver zu geben!", fordernd streckte ich meine Hand aus.
"Dann eben anders.", murmelte Elliott. Die Hand, in der er die Waffe hielt rührte sich nun. Doch gegen meinen Erwartungen, nicht in meine, sondern in die Richtung von Elliott's Kopf, wo er sie an seine Schläfe hielt, den Zeigefinger gekrümmt über dem Abzug.
Schockiert riss ich meine Augen auf. Alarmiert machte ich einen Schritt nach vorne. "An ihrer Stelle würde ich das bleiben lassen. Oder ich drücke ab." "Was zum?! Kleiner, das ist kein Spielzeug, sonder eine echte, geladene Waffe!" "Und ich zögere nicht, diese zu benutzen.", sein Finger krümmte sich weiter.
"Stopp!"
Beschwichtigend hob ich meine Hände. "Nicht schießen, okay? Sag mir, was du möchtest und ich schau ob ich das geregelt bekommen, ja? Aber bitte, nicht schießen Elliott." "Ich will mit.", stellte der Junge seine Forderung. "Versteh doch Kleiner, das geht nicht. Das währe viel zu gefährlich.", meine Stimme klang ungewollt verzweifelt. "Deine Entscheidung. Sei dir aber sicher, dass wenn ich abdrücke, du die Schuld daran trägst das Tausende Menschen sterben, die nichts mit dieser Sache zu tun haben." Gestresst fuhr ich mir durchs Haar. Ich hatte keine Zeit mehr. Ich musste irgendwas tun. "Warum bist du dir da so sicher? Ich meine warum solltest du der einzigste sein der die Bombe sichern kann?", stellte ich eine Frage.
"Jetzt denk doch mal genau nach, Spencer. Selbst wenn ihr die Karte gefunden hättet, hättet ihr sie niemals entschlüsseln und die sich darauf befindenden Hinweise finden können. Und das weiß diese Hackergruppe. Aber ich konnte es. Ich habe es geschafft. Und nun stell dir die Frage: Warum sollten sie die genauen Daten zu ihrer Bombe so gut verschlüsseln und im Nachhinein nur einen ganz einfachen Sprengsatz verwenden, den ihr problemlos bergen könnt? Wo steckt dahinter der Sinn, wenn ihnen in diesem Augenblick das Massen Töten im Vordergrund steht? Also nochmal; es ist deine Wahl, wo für du dich entscheidest. Nimmst du mich mit oder vertraust du deinem Team, dies zu regeln und setzt dafür Leben aufs Spiel - mich mit eingeschlossen? Mir ist es egal, wenn ich mich hier und jetzt erschieße. Es gibt nichts, was mich hier noch hält. Auf mir, The Eye, liegt eh die Todesstrafe. Ich habe mein Leben gelebt. Aber für das R.S.G. würde es der Untergang sein, wenn ich mir mein Superhirn durchlöchere."
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Lizenz zum Genie
Mystery / ThrillerErst wenn die schützende Maske zerbricht, man Schachmatt ist und alles nur noch auf dieses eine dunkle Ziel hinzu läuft und schon alles verloren scheint, erst dann macht es dem Genie Spaß zu spielen... Elliott, ein Junge welcher zu den 2% der Weltbe...