- 51 Neue Realität -

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Die Welt wandte sich gegen mich. Ich hatte seit drei Tagen keinen Schritt mehr vor die Tür machen können. Plötzlich schien die ganze Welt daran interessiert einen Schnappschuss meines verheulten Gesichts zu sehen. An den Besuch von Vorlesungen war nicht zu denken und mein Job als Nanny wurde gewissenhaft von Elliot erledigt. Elliot war wenige Stunden nach meinem selbstmörderischen Post wieder aufgetaucht, in einer Hand seinen Koffer mit den restlichen Klamotten aus seinem ehemaligen Zimmer in Glasgow, in der anderen eine große Einkaufstüte. Ich machte gute Mine zum bösen Spiel, ließ mich drücken, aß eine halbe Tafel Schokolade und lachte gekonnt über seine Aufmunterungsversuche.

Mir ging es beschissen. Ich war gefangen in meinen eigenen vier Wänden. Gefangen in meiner quälenden Gedankenwelt. Luke hatte mich nicht mehr kontaktiert, ich wusste nicht was ich daraus machen sollte. Mein Statement war gefundenes Fressen für die Medien. Innerhalb weniger Stunden war ich dazu übergegangen Anrufe konsequent an meine Mailbox weiterzuleiten. Am nächsten Morgen hatte sich Instagram in einen hässlichen Shitstorm Wirbelsturm verwandelt, ich löschte meinen Account. Dann nahm ich die Sim Karte aus meinem Handy und schmiss beides unter mein Bett. 

Ich war erbärmlich. Wie ich hier auf dem Fußboden hockte, die Augen noch immer ekelhaft geschwollen, bleich und seit Tagen in die gleiche Jogginghose gekleidet. Meine Finger fuhren abwesend über meinen Unterarm während ich meine Nase geräuschvoll hochzog. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht mehr sicher ob dies nicht eigentlich mein natürlicher Zustand war und alles andere bloß Fassade. 

Tage verschwammen, wurden zu einer winzigen Welle in der Sturzwoge meines seins.

Da ich keinen Fuß mehr vor die Tür setzen konnte und wollte übernahm Elliot das bringen und abholen von Charlie und Emma sorgte dafür, dass die Zwillinge morgens etwas frische Luft abbekamen. Emma und ich ignorierten den Elefanten im Raum, doch die Omnipräsenz ihres Bruders war nicht ignorierbar. Und in jeder unbeholfen erzählten Anekdote von Charlie, in jedem Familienfoto, in jedem Klingeln des Festnetztelefons schien er mich zu verfolgen. Sich an mich ranzuschleichen, mir ins Gesicht zu lachen. Zu feixen. 

Ich hasste mich fast so sehr wie ich ihn vermisste. Und dafür hasste ich mich dann noch mehr. Wer war ich denn, dass ich so einem Arschloch hinterher trauerte? Meine Gefühlen widersprachen allen meiner Maximen und entzogen sich völlig meiner Kontrolle. Ich versuchte es mit Zynismus ebenso wie mit Schadenfreude aber alles in mir schrie Herzschmerz. 

Und dann platzte ich. 

Die Sekunde in der ich seine Stimme vor der noch halb geschlossenen Haustür hörte brodelte der Schmerz in mir unerträglich auf. 

"Ich glaube nicht dass sie mit dir reden möchte, sorry" hörte ich Elliot halblaut sagen während er seinen Schlüssel abzog und rückwärts durch die Tür trat

"Bitte. Ich muss sie nur kurz sehen." 

"Ich... hör zu... " Elliot stotterte und drehte sich unruhig um. Dann erblickte er mich, die wie erstarrt an der Kücheninsel stand mit vor Zorn und Tränen funkelnden Augen. Elliot machte einige zusätzlich Schritte in meine Richtung doch bevor Tom dieses Zögern noch als Einladung interpretieren konnte, rauschte ich zur Tür.

Elliot stolperte nervös zurück um mir Platz zu machen als ich die Tür unfeierlich aufriss und Tom stur in die Augen blickte.

"Nique-toi Tom und verschwinde von hier. Sofort." zischte ich, jedes Wort betonend und garstige Blitze aus meinen Augen schießend. Eine Antwort wollte ich nicht. Stattdessen schloss ich die Tür schwungvoll und drehte den Schlüssel zweimal um. 

Mit bebenden Fäusten und bemüht darum ruhig zu atmen drehte ich mich schließlich um. Elliot stand noch immer im Flur.

"Millie... "

Sunflowergirl - A Lovestory - (Tom Hiddleston Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt