- 30 Neuer Mitbewohner -

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"Es tut mir echt leid! Ich wollte dich nicht erschrecken!"

Ich rang noch immer nach Luft und stützte mich hechelnd am Küchentisch ab während ich Elliot aus dem Augenwinkel musterte.

Ich wusste dass er erst 17 war, hätte ihn aber mindestens drei Jahre älter geschätzt.
Seine Statur und Größe glich in etwa der Toms, auch seine Gesichtszüge ließen ihre Verwandschaft erkennen.
Doch Elliots Haare waren dunkler, weniger wellig und standen ihm wild vom Kopf ab. Seine Augen waren nicht Eisblau wie Toms sondern schienen ein blasses Braun zu haben.

Seine Körperhaltung war das Gegenteil zu der meines Freundes. Schüchtern hatte er die Ärmel seines dunkelgrünen Sweatshirts bis zu seinen Fingerspitzen gezogen und seine Schultern fielen nach vorn.

"Ich bin Millie, ich arbeite für Emma und wohne hier. Ich dachte das wüsstest du." sagte ich nun wo mir wieder mehr Luft zur Verfügung stand und mein Herz nicht mehr raste.

"Ich weiß... Ich hab früher hier gewohnt, es tut mir so leid, ich wusste nicht wo ich hin sollte" murmelte er und ich blickte ihn verwundert an.

"Tom meinte du hast ein Zimmer auf dem Campus in Glasgow?!"

"Ja... Ja nur ich-" Er holte tief Luft "Ich hab scheiße gebaut und musste da weg und das hier ist der einzige Ort der mir eingefallen ist"

Ich schüttelte ungläubig den Kopf "Okay... Lass mich erstmal was trinken...setz dich"

An der Spüle füllte ich mir ein Glas mit Wasser und trank gierig einige Schlücke ehe ich mich ihm gegenüber am Tisch niederließ.

"Weiß deine Mutter dass du hier bist?" fragte ich ihn dann schlicht

Er schüttelte den Kopf verneinend.

"Du musst ihr Bescheid geben."

Er schüttelte erneut den Kopf.

"Sie wird sich Sorgen machen!"

Er begann wieder den Kopf zu schütteln doch ich unterbrach ihn wirsch "Hör auf damit und antworte vernünftig, sonst wird das hier nichts"

Er seufzte "Ich bin ohne richtig nachzudenken in den nächsten Zug nach London gestiegen. Meine Eltern werden es nicht erfahren, sie sind noch immer in Indien. Ich will auch gar nicht dass sie es wissen"

"Du kannst nicht einfach abhauen! Glaubst du nicht deine Freunde werden dich vermissen und dein Verschwinden melden?!" fuhr ich ihn an

Geknickt sackte sein Kopf in seine Hände.

Ich nahm einen weiteren Schluck und wartete auf seine Antwort.

Dann hörte ich ein leises schluchzen und bemerkte wie seine Schultern zitterten.

Ruhig ging ich um den Tisch herum und zog ihn von seinem Stuhl hoch. Noch immer verdeckten seine Hände sein Gesicht, doch es war unverkennbar, dass er weinte.

"Schh" machte ich und schloss ihn in meine Arme. Auch wenn ich aufgebracht war, ihn nicht kannte und eigentlich nur schlafen wollte, tat er mir leid.

"Ist schon okay..." murmelte ich in sein Ohr "Vielleicht können wir uns ja auf etwas einigen dass uns Beiden passt"

Elliot löste sich langsam und wischte sich über sein gerötetes Gesicht "Wie meinst du das?"

"Ich mach dir einen Vorschlag... Du schreibst jetzt deinen Mitbewohnern und Freunden dass du bei deiner Tante bist, den Grund darfst du dir aussuchen. Ich mach uns Beiden einen Tee, dann erzählst du mir was überhaupt passiert ist." erklärte ich "Du kannst heute Nacht hier bleiben, danach werden wir schon eine Lösung finden, deal?"

Er nickte "Danke..."

"Na dann los gehts" sagte ich knapp und machte mich am Wasserkocher zu schaffen während Elliot aus einer großen Sporttasche die neben der Haustür lag, sein Handy hervorholte.

Kurz darauf hockten wir mit Tee Tassen auf der Couch.

"Wie gehts allen hier?" fragte Elliot leise und schlürfte am heißen Tee.

"Gut, Jack kommt Freitag wieder, Emma hat spaß und stress am Theater. Die Kids sind mal besser mal schlechter gelaunt. Tom ist in den letzten Zügen, fliegt am Wochenende nach New York." erzählte ich kurz

"Wow... Und du?"

"Was und ich?"

"Was machst du so? Wo kommst du her? Ich kenn dich gar nicht" meinte er

"Ich kenn dich auch nicht" grinste ich gab ihm dann aber eine Antwort in der Hoffnung er würde mir auch von sich erzählen "Ich passe ab nachmittags auf die Kids auf wie du weißt, eigentlich bin ich hier um mein Studium abzuschließen, komme gebürtig aus Frankreich bin mit Französisch und Englisch als Muttersprachen aufgewachsen. Dann bin ich in Deutschland zur Schule gegangen. Also such dir aus woher ich komme"

"Oh cool..." wisperte Elliot

"Aber jetzt zu wichtigerem, warum bist du hier?" hakte ich nach

"Es ist kompliziert..."

"Wir haben Zeit, jetzt ist es sowieso schon mitten in der Nacht, also schieß los" sagte ich und lehnte mich zurück.

"Ich... Du weißt dass ich zum Studium nach Glasgow bin. Rechnungswesen und Statistik. Hört sich öde an, hat mir aber eigentlich spaß gemacht. Naja zumindest anfangs. Ich weiß nicht ich hab das alles unterschätzt.
Das Studium ist echt hart und ich weiß nicht ob es die richtige Entscheidung war. Dann ist Glasgow zwar wunderschön aber auch zu weit weg von London. Mum und Dad melden sich nur alle paar Wochen und sind am anderen Ende der Welt. Meine Freunde aus der Schule sind über die ganze Welt verteilt und ich hatte Schwierigkeiten mich am Campus einzufügen.
Ich dachte es würde nur ein paar Wochen dauern, aber auch jetzt nach fast drei Monaten dort, sind die einzigen Menschen, die Wissen das ich existiere, meine Mitbewohner. Ich teile mir Küche und Wohnbereich mit fünf anderen, mit denen konnte ich wenigstens etwas reden und zusammen abhängen.
Naja mit einer von ihnen hatte ich ein paar Dates und dann sind wir zusammen gekommen. Aber es hat alles nicht gepasst und sich nicht richtig angefühlt und gestern hat sie schluss gemacht.
Jetzt hab ich wieder niemanden der sich dort für mich interessiert.
Ich war so einsam und ich hatte so Heimweh....
Mir war es zu peinlich Emma anzurufen. Ich wusste, dass du hier wohnst aber... Keine Ahnung....
Und wenn meine Eltern davon erfahren halten sie mich für einen schwachen Idioten. Als sie in meinem Alter waren haben sie die halbe Welt bereist und sind nicht heulend in ihr Kinderzimmer gekrochen.... "

Seine Stimme war immer lauter und sicherer geworden als er sprach. Dennoch war nicht zu überhören wie verletzt und verwirrt er war.

"Danke dass du mir das erzählt hast... Glaub mir, wir alle haben sowas schon hinter uns. Meine Anfangszeit an der Uni damals war auch nicht perfekt, jeder kämpft mit sich.... Und ich bezweifle, dass deine Eltern jemals schlecht von dir denken könnten!" sagte ich sanft und leerte meine Tasse.

"Du kennst sie nicht... Meine Eltern waren immer schon so... frei... und haben alles so gemacht wie es ihnen gerade in den Sinn kam. Sie waren enttäuscht als ich mich für ein Studium im Finanzbereich entschieden hab. Ein Sohn der in irgendeinem Büro einer Firma hockt und Zahlen anstarrt passt nicht zu Ihnen."

"Sag sowas nicht... Kein Mensch erwartet von dir, dass du den gleichen Weg wie deine Eltern gehst! Du bist in Unsicherheit aufgewachsen, ständig auf Reisen, wechselnde Jobs deiner Eltern.... Es ist nur natürlich dass du dich nach Sicherheit und Stabilität sehnst." versuchte ich ihn aufzumuntern.

"Danke... Es ist wirklich lieb dass du das alles sagst und mir zuhörst und so..." murmelte Elliot

"Kein Problem, aber jetzt sollten wir beide wohl langsam ins Bett, es ist schon fast halb zwei und ich muss morgen arbeiten."

"Stimmt... Tust du mir einen Gefallen und sagst Emma noch nichts? Ich will erst über ein paar Dinge nachdenken..."

"Na gut... Aber wenn sie misstrauisch wird oder nachfragt, werde ich sie nicht belügen, klar?" stellte ich fest und stand schonmal auf um unser Geschirr wegzubringen.

"Klaaar" gähnte er "Gute Nacht dann"

"Gute Nacht Elliot" 

Sunflowergirl - A Lovestory - (Tom Hiddleston Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt