- 9 Frühstück -

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Nach Luft schnappend hielt ich an. Stützte die Unterarme auf dem rostigen Geländer ab und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Vor meinen Augen tanzten kleine schwarze Punkte und meine Beine wackelten bedrohlich.


"Machst du etwa schon schlapp?" grinste Tom frech, klang aber sofort besorgter als er mein blasses Gesicht sah "Alles in Ordnung? "

"Ja...ja...geht gleich... Wieder" brachte ich keuchend hervor "Kreislauf"

Tom strich mir sanft über den Rücken und stützte mich zu einer nahegelegenen Bank "Setz dich, ganz ruhig" sagte er weich.


Langsam beruhigte sich mein Atem und mein Blick wurde wieder klarer. Ich spürte seine Hand die noch immer meinen Rücken entlangfur und seufzte

"Sorry, das passiert mir ab und zu" erklärte ich und schaute leicht beschämt auf den Boden.

"Ab und zu?Du solltest das vom Arzt abklären lassen" meinte er sichtlich erschrocken

"Ich hätte den letzten Sprint weglassen sollen..." , murmelte ich,  "Aber wenigstens hab ich gewonnen" sagte ich siegessicher und Tom schmunzelte.

"Na komm Sunflowergirl, ich bring dich nach Hause" Er ergriff meine Hand und zog mich vorsichtig hoch bis ich auf meinen noch immer leicht zitternden Beinen stand.

"Wieso Sunflowergirl?" fragte ich, irritiert weil er diesen Namen schon das zweite mal verwendete

"Ich hab dein Bild gesehen, das was du mit Charlie gemalt hast... und natürlich die schicke neue Fensterdeko" lachte er als ich mir mit der Hand vor die Stirn schlug. Natürlich war ihm ausgerechnet das in Erinnerung geblieben...

Vorsichtig gingen wir einige Schritte, tatsächlich begleitete er mich bis zur Haustür, aus Angst dass ich unterwegs ohnmächtig würde - wie er behauptete. Scheinbar waren Emma, Jack und die drei Rabauken schon unterwegs denn es stand kein einziges Auto mehr in der Einfahrt.
Ich schloss meine Haustür auf und drehte mich zu Tom um.

"Danke...ich werd dann mal was frühstücken, danach gehts mir bestimmt besser" sagte ich und keine Sekunde danach knurrte Toms Magen. Ich lachte "Du hast wohl auch noch nichts gegessen"

"Ehehe sorry, ne das hab ich wirklich noch nicht" antwortete er und auf seine Wangen schien sich ein Hauch Rosa zu schleichen. 

"Willst du...ich meine ich könnte... Also ich hab Cornflakes....und Toast und... >>stammelte ich und nickte mit dem Kopf Richtung Wohnzimmer

"Ist das eine Einladung?" fragte Tom ruhig

"Naja mehr ein Danke Frühstück weil du mich nicht auf der Straße liegen gelassen hast" lachte ich und betrat den Flur ohne eine weitere Antwort abzuwarten.

Ich striff meine Sportschuhe achtlos ab und er tat es mir gleich und folgte mir in die Wohnküche.

 
"Bin sofort wieder da, setz dich ruhig, fühl dich wie Zuhause.... Du kennst dich ja aus" sagte ich und verschwand erstmal im Schlafzimmer um mir eine Sweatjacke drüberzuziehen. Im angrenzenden Bad bestätigte sich dann auch mein Verdacht -Periode- weshalb ich schnell die Notfall Binden suchte. Kein Wunder dass mein Kreislauf verrückt spielte.
Auf dem Weg zurück löste ich meinen Dutt und lockerte meine Haare als ich Tom entdeckte, der vor dem noch aufgebauten Bügelbrett stand und mit dem Saum des darauf ausgebreiteten Kleides spielte.

"Na gefällts dir? Ich leihs dir gerne aus" kicherte ich und fügte hinzu "Tee oder Kaffee?"

Er drehte sich mit rosa gefärbten Wangen zu mir um "Tee gerne"
Also setzte ich Tee auf, machte Rührei und deckte den Tisch.

"Französische Literatur?" rief Tom fragend zu mir rüber. Ich drehte mich um und sah, dass er den Bücherstapel den ich gestern aus der Bibliothek mitgebracht hatte neben dem Sofa entdeckt hatte

"Ja für die Uni" , erklärte ich, "Ich schreib meine Masterarbeit sozusagen über deutsch-ftanzösische Literatur während des ersten Weltkrieges". Das war zwar sehr vereinfacht gesagt aber es  sollte ausreichen um ihm ein grundsätzliches Verständnis meiner Arbeit zu vermitteln.

"Wow hört sich interessant an...kann ich deine Masterarbeit lesen wenn du fertig bist?" fragte er unvermittelt.

"Äh klar...Rührei ist fertig" antwortete ich leicht verwirrt und verteilte den Pfanneninhalt auf die zwei bereitstehenden Teller.


Tom klappte das Buch zu und kam zum Tisch "Ich hab Classics studiert, aber mich hauptsächlich mit den alten Griechen befasst" erklärte er "Es schmeckt echt lecker!"

Wir unterhielten uns den Rest des Frühstücks über unser Studium, verschiedene Autoren und Epochen. Es wurde ziemlich nerdig aber genau das gefiel mir. Gerade erklärte Tom mir ausführlich welche Elemente aus den Werken Homer's sich noch heute in der Literatur finden lassen und weckte mein Interesse mit einigen interessanten Thesen.

Ich verzog mein Gesicht als mein Unterleib sich schmerzhaft verkrampfte und Tom blickte mich aus sorgenvollen Augen an.


"Du solltest wirklich zum Arzt" sagte er sanft doch ich verzog mein Gesicht nur zu einem gequälten Lächeln.


"Glaub mir, dass muss ich nicht. Ich hab das die letzten 14 Jahre auch überlebt"
Er schaute so erschrocken das ich nachsetzte "Ich bin nicht krank ich hab bloß meine Tage" woraufhin er verstehend nickte und ich leicht rot anlief.

Wortlos räumte er ab und sortierte alles in den Geschirrspüler ein, als wir fertig gegessen hatten.

 
"Das musst du wirklich nicht, du bist doch Gast hier"sagte ich verzweifelt und wollte aufstehen doch er drückte mich sanft wieder auf den Stuhl.


"Du hast Schmerzen, ich nicht. Außerdem hast du schon alles aufgetischt"murmelte er in mein Ohr und ich erschauderte leicht aufgrund seiner plötzlichen Nähe.
"Abgesehen davon ist dass hier die Wohnung meiner großen Schwester also... ",er zuckte mit den Schultern und räumte weiter auf.


Nachdem ich ihm dann mehrfach versichert hatte, dass ich sonst nichts bräuchte und alleine klarkommen würde, schließlich waren die Krämpfe und Rückenschmerzen keine neue Erfahrung für mich konnte ich ihn endlich abwimmeln. Es war zwar süß, dass er mir helfen wollte und er versicherte mir immer wieder, dass er dank seiner Schwestern genug Einblick in das ganze Thema bekommen hatte, doch mir war die Situation eher peinlich. Ich wollte bloß mit meiner Wärmeflasche auf die Couch und Fernsehen bis das Schmerzmittel wirkte.


"Dann sehen wir uns nächsten Samstag?" fragte ich gedankenverloren, bog um die Ecke in den Flur und prallte in Tom rein. Er hatte sich seine Schuhe bereits angezogen.


Erschrocken blieb ich stehen, eine Entschuldigung schon auf den Lippen doch Tom hob seine Hand und berührte leicht meine Wange. Striff an ihr entlang, den Blick merkwürdig wirr und verschwommen.
Dann wanderten seine Augen zu meinem Mund. Meinen Lippen. Verharrten dort. Ich wusste nicht ob ich einen Schritt vor oder zurück machen sollte und blieb regungslos stehen. Das kribbeln in meiner Magengrube wurde fast schon unerträglich.
Dann wurde sein Blick wieder klarer, er räusperte sich und versteckte seine Hände in seinen Hosentaschen.


"Chrm ... ähm.. Tut mir leid mein nächstes Wochenende ist mit Proben vollgepackt" sagte er hastig und trat einen Schritt zurück. Ich atmete auf, gleichzeitig froh und traurig über den wiedergewonnenen physischen Abstand. "Bis dann Millie-Louise! " rief er und ehe ich etwas erwiedern konnte war er bereits aus der Haustür raus.

Ich blieb verdattert zurück und sehnte mich zurück zu diesem Moment der unendlich lang schien und doch so abrupt endete. Seine Berührung. Seine unruhigen Augen. Eisblau und trotzdem warm.

Sunflowergirl - A Lovestory - (Tom Hiddleston Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt