- 5 Stand by me -

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"Aber ich sag euch doch ich wusste es nicht! Ich schwöre es! Könntet ihr jetzt endlich Ruhe geben" lachte ich und sah meine besten Freunde die Augen verdrehen.


Es war Donnerstag und ich nutzte die Rückfahrt von der Uni für ein kurzes Skype Gespräch mit Daniel und Leah. Meine erste Woche in London war soweit gut verlaufen, langsam gewöhnte ich mich an den neuen Tagesablauf. Morgens sammelte ich Charlie nebenan gegen neun Uhr ein um sie zur Kita zu bringen, anschließend fuhr ich direkt zur Uni wo ich entweder eine Vorlesung hatte oder in der Bibliothek an meiner Masterarbeit bastelte. Gegen Mittag machte ich mich auf den Rückweg, holte Charlie wieder ab und gemeinsam fuhren wir nachhause. Dort hatte Emma meist schon gekocht und mit den Zwillingen gegessen. Gemeinsam machten wir die Kids fertig für ihren Mittagsschlaf ehe Emma um spätestens 3 losfuhr zum Theater und erst am späten Abend zurückkehrte.
Mein neuer Alltag gefiel mir, obwohl er sehr anstrengend war. Bisher schienen mich die Kinder noch zu verschonen und hielten sich mit Trotz- und Wutanfällen zurück, aber dass war sicher nur eine Frage der Zeit.

"Und wie ist er so? Erzähl schon Millie!" drängelte Daniel am Telefon.

Ich schmunzelte "Krieg dich wieder ein, ich hab ihn nur einmal getroffen. Er wirkte ganz nett."
Tatsächlich hatte ich Tom seit seinem Besuch am Sonntag nicht mehr gesehen. Gut so. Seine Anwesenheit hatte mich unsicher gemacht und ich konnte die unsichere, nervöse Millie nicht ausstehen.

Ich quatschte noch etwas mit meinen Freunden ehe ich am Kindergarten ankam. Sorgfältig verstaute ich mein Handy in meinem Rucksack - ich verabscheute Menschen die vor kleinen Kindern am Handy waren. Kurz darauf befand ich mich in der Tube, Charlie saß auf meinem Schoß und brabbelte mich voll. Anscheinend hatten sie heute mit ihrer Gruppe gebastelt und sie zeigte mir stolz die kleinen Schmetterlinge aus Papier."Für an mein Fenster, neben den Sonnenblumen" erzählte sie begeistert und ich versprach ihr, gleich heute noch die kleinen Insekten aufzukleben.

Fröhlich vor mich hin summend stand ich am Herd und wärmte mir den Rest Bratkartoffeln auf der noch in der Pfanne war. Emma war wirklich wunderbar, sie kochte immer für mich mit mittags, so dass ich mir bloß die Reste erhitzen musste. Sie stellte sogar sicher dass alles an Fleisch und Fisch separat war, weil sie wusste, dass ich mich vegetarisch ernährte.


Den ganzen Tag schon hatte ich einen furchtbaren Ohrwurm von stand by me, um dem ein Ende zu bereiten begann ich den entsprechenden Film zu gucken, der einer meiner Lieblingsfilme war... unter anderem weil ich River Phoenix einfach vergötterte.... Also summte ich vor mich hin, aß mein Mittagessen und himmelte die kleine Gestalt auf dem Bildschirm vor mir an.

Als Charlie erwachte machte ich uns Tee und wir malten. Sie bestand darauf, dass ich ein eigenes Bild malte, weshalb ich gerade verzweifelt versuchte eine halbwegs erkennnbare Silhouette einer Frau in mein Sonnenblumenfeld zu zeichnen als ich über das Babyfon Elli quengeln hörte. Ich befreite sie und ihren ebenfalls erwachten Bruder aus ihren Betten und nahm sie mit ins Wohnzimmer.


So hockten wir zusammen in dem rustikalen aber warm eingerichteten Raum. Charlie malte völlig in Gedanken vertieft, Elli und ich bauten einen Turm aus Holzklötzen und Ezra rannte wild herum. Der zweijährige hatte einfach zu viel Energie.


Plötzlich hörte ich einen lauten Rums, drehte mich ruckartig um und erblickte Ezra, der volle Kanne gegen das Tischbein gerannt war und nun erschrocken auf dem Boden saß. Seine Augen wanderten zu mir und er begann zu schreien. Hastig nahm ich ihn auf den Arm, stellte sicher dass er sich sonst nicht großartig verletzt hatte und versuchte ihn zu beruhigen.


"Schh alles gut das gibt nur einen blauen Fleck" flüsterte ich und pustete ihm sanft auf die Stirn. Ezra weinte und kreischte weiter.


Ich trug ihn in die Küche, suchte ein Kühlakku raus, umwickelte es sorgfältig mit einem Handttuch und drückte es ihm an die Stirn. Immer noch in der Küche stehend hörte ich das Telefon klingeln.


"Charlie Schatz kannst du bitte ans Telefon gehen? Ezra hat noch Aua"rief ich Richtung Wohnzimmer.


"Pato Tom!" quietschte Charlie Sekunden später.

Auch das noch...

Ich versuchte noch immer Ezra zu beruhigen, der pausenlos schrie. Bevor ich ihre Anwesenheit registrierte hatte Charlie mir schon das Telefon entgegen gestreckt "Pato will mit dir reden"
Ich seufzte, nickte und presste das Teil zwischen Ohr und Schulter.


"Hey" murmelte ich


"Millie-Louise! Alles in Ordnung bei euch?"fragte Tom verwirrt, er musste das Geschrei hören.


"Ja, Ezra ist bloß gerade gegen das Tischbein gelaufen und kriegt jetzt einen blauen Fleck."


"Ohh! Nicht gut"


"Jap. Er lässt sich nicht beruhigen" sagte ich und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer um mich mit dem Kleinen auf die Couch zu setzen.


"Sing ihm was vor, das macht Emma auch immer" schlug er vor. Ohne zu überlegen fing ich an leise das einzige Lied zu singen, dass mir gerade in den Sinn kam - stand by me.
Am anderen Ende hörte ich Tom schmunzeln, doch ich machte unbeirrt weiter.

Tatsächlich wurde Ezra ruhig, schaute mich aus großen verweinten Augen an und gluckste.


"Ehehe hast du gerade ernsthaft einem zweijährigen ein Liebeslied vorgesungen?" ertönte Toms Lachen


"He das war immerhin deine Idee!" kicherte ich leicht beschämt


"Und es hat offensichtlich funktioniert", konterte er, "Also, was macht ihr sonst so?" fragte er


"Nichts besonderes, Charlie hat ganz toll gemalt und Elli und ich haben den schiefen Turm von Pisa mit ihren Holzklötzen gebaut" Ich setzte den zappelnden Ezra neben seine Schwester und nahm das Telefon in die Hand.


Ich wurde schon wieder nervös und zwirbelte eine Haarsträhne zwischen meinen Fingern "Aber Millie hat auch gemalt!" schrie Charlie dazwischen und kuschelte sich an mich.


"Hat sie das?" fragte Tom schelmisch und ich musste grinsen ."Ich hab frei und die Sonne strahlt. Wie wäre es wenn ich vorbei komme und wir gehen alle zusammen in den Park?" fügte er hinzu und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.

 Charlie hatte ihr Ohr fest gegen den Hörer gedrückt um ja nichts zu verpassen und sprang begeistert auf "Jaaa Patooo Paaark, Jaaa Patooo Paaark! " schrie sie euphorisch


"Ich glaube Charlie hat für uns entschieden" lachte ich


"Alles klar, gib mir eine Viertel Stunde"

Sunflowergirl - A Lovestory - (Tom Hiddleston Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt