- 2 Sonnenblumen -

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Während der Fahrt taute dann auch Charlotte auf und erzählte mir begeistert davon, wie sie das Schild zusammen mit ihrem Pato gebastelt hatte.

Ich blickte wohl ziemlich verwirrt drein, weshalb mir Jack sofort erklärte, dass Charlotte ihren Patenonkel immer Pato nannte.


"Genau, Pato Tom! " quietschte die vierjährige freudig.


"Du wirst ihn bestimmt bald kennenlernen, die Kinder vergöttern ihn.Jack schmunzelte und bog in eine Einfahrt ein. Vor uns befand sich ein eher schlichtes Backsteinhaus mit einem einfachen Vorgarten und einem Satteldach aus dunklen Ziegeln.


Kaum hatte er den Motor ausgestellt, flog die Haustür des kleinen Einfamilienhauses auf und ein kleiner Junge rannte unbeholfen stolpernd zum Auto. Hinter ihm erschien eine  Frau, die ich auf Mitte dreißig schätzte und die ein weiteres Kind auf dem Arm trug.
Strahlend wirbelte Jack den Kleinen durch die Luft und entlockte ihm ein kreischendes Lachen.
Während ich mich daran machte Charlotte von ihrem Kindersitz zu befreien - schließlich wollte ich einen guten ersten Eindruck hinterlassen - kam die junge Frau auf mich zu.


"Hallo, ich bin Emma und das hier ist die kleine Elizabeth aber Elli reicht völlig aussie strahlte mich an.

Ich freute mich über die herzliche Begrüßung und fühlte wie meine Nervosität langsam abklang, meine Gastfamilie schien ebenso freundlich und sympathisch wie bei unseren Video Anrufen bisher.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit Tee und Brownies, damit ich erstmal die Kinder kennenlernen konnte. Die älteste, Charlotte, war 3 Jahre alt und stellte mit schokoverschmierten Mund klar, dass sie ab sofort lieber Charlie genannt werden wollte. Sie würde im Oktober vier werden, also in knapp drei Wochen. Die beiden jüngeren waren Zwillinge, Elizabeth - Elli - und Ezra die gerade ihren zweiten Geburtstag gefeiert hatten.
Gemeinsam puzzelten wir und schon bald fühlte ich mich richtig wohl.
Nach dem Abendessen zeigten mir Jack und Emma mein kleines Reich. Ich hatte ein eigenes Appartement direkt neben an, dass über die Garagentür mit ihrem Haus verbunden war.

Sie hatten mir bereits über Skype erklärt, dass hier eigentlich Emmas Schwester Sarah mit ihrem Mann Yakov und deren gemeinsamen Sohn lebten, doch da ihr Sohn Elliot für sein Studium nach Glasgow gezogen war, hatten die beiden beschlossen eine Weltreise zu machen. Sie waren wohl früher schon viel gereist und erst als Elliot zur Schule musste hier in London geblieben. Doch jetzt wo Elliot bald 18 wurde und nicht mehr zuhause wohnte, stand ihrem Traum von einer richtigen Weltreise nichts mehr im Weg. Im Moment waren sie wohl irgendwo in Indien, erzählte Emma.


Das Appartement war zauberhaft und im Gegensatz zu meiner Wg in Düsseldorf echt groß. Die Möbel waren in einem hellen Landhausstil gehalten, der mir sofort gefiel. Neben meinem Schlafzimmer gab es noch das ehemalige Kinderzimmer, dessen Tür ich aber einfach geschlossen ließ, da ich es sowieso nicht benutzen würde. Gedanklich notierte ich mir, meinen besten Freunden und früheren Mitbewohnern Leah und Daniel später einige Bilder zu schicken . Doch jetzt räumte ich erst mal meine Taschen aus und erkundete die Wohnung.

Glücklicherweise war heute Samstag und ich würde den ganzen morgigen Tag noch Zeit haben, um alles wichtige über die Kinder zu erfahren und den normalen Tagesablauf kennenzulernen . Ab Montag würden dann die Vorlesungen für mich beginnen zu denen ich morgens an die Universität fahren würde. Nachmittags und Abends würde ich dann auf die Kinder aufpassen und mit Ihnen spielen oder kleine Ausflüge machen.

Jack musste bereits früh am nächsten Morgen los. Er war Flugbegleiter bei einer großen Airline und meist nur an den Wochenenden zuhause.
Besonders Charlie fiel es schwer ihn gehen zu lassen . Die Kleine weinte an seiner Schulter und ließ sich nur schwer von ihrer Mutter beruhigen , nachdem Jack losgefahren war.

Emma und ich hatten eigentlich geplant den Tag im nahegelegenen Golders Hill Park zu verbringen, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es regnete -nach feiner britischer Manier-  in Strömen, und so schnappten wir uns die Kinder und bastelten kurzerhand Sonnenblumen aus buntem Papier, um sie später an die Fenster der Kinderzimmer zu kleben.


Anschließend kochte Emma Spaghetti mit Tomatensoße während ich die Kinder bespaßte. Nach dem Essen, dass eine kleine Sauerei wurde,  sollten eigentlich alle drei Mittagsschlaf machen, doch während Ezra und Elli friedlich schlummerten wollte Charlie einfach nicht zur Ruhe kommen. Im Schlafanzug sprang sie quer durch ihr Zimmer bis ich einer leicht verzweifelten Emma anbot, mit ihr eine kleine Runde draußen zu drehen.


"Aber es regnet echt stark" erwiderte sie zweifelnd


"Ach, halb so wild. Wir ziehen uns so Wasserfest an wie möglich und hüpfen durch ein paar Pfützen, danach wird sie bestimmt müder sein und schlafen!"  meinte ich überzeugt und Emma nickte.


"Gut.. ich such Gummistiefel für euch beide raus, Charlie's Matschhose hängt vorne bei der Tür" sagte sie und verschwand in der Garage.


Ich zog Charlie schnell um, was gar nicht so leicht war, da sie die ganze Zeit übermütig herumtollte. Schließlich hatte ich sie dann doch eingepackt in Regenkleidung und suchte noch schnell meine eigene Jacke, als Emma auch schon mit den Gummistiefeln zurückkam.


"Hier, ich hab dir jetzt einfach Jack's mitgebracht. Du bist ja doch einen Kopf größer als ich und meine Stiefel passen dir sicher nicht" sie grinste mich an.


"Danke, das stimmt wohl" kicherte ich und schlüpfte in die Stiefel, die mir nur etwas zu groß waren.

Wir machten uns auf den Weg und Charlie rannte begeistert umher und hüpfte in jede Pfütze die sie fand. Leider waren einige davon direkt neben mir, sodass auch ich nach kurzer Zeit durchnässt war. Während Charlie durch ihre Matschhose geschützt wurde, klebte meine hellblaue Jeans unangenehm an meinen Beinen und der für September erstaunlich frische Wind sorgte bei mir für eine Gänsehaut. Trotzdem hatten wir viel Spaß und es freute mich, das kleine Mädchen so losgelöst zu sehen.

Nach einiger Zeit merkte ich wie Charlie endlich zunehmend müde wurde und wir machten uns auf den Rückweg, auch ohne Uhr war mir bewusst, dass wir  bestimmt schon über eine Stunde draußen waren. Charlie trottete schläfrig an meiner Hand, die letzten Meter erlöste ich sie dann indem ich sie auf den Arm nahm. 

Wir erreichten das Haus und ich klopfte vorsichtig, schließlich wollte ich die Zwillinge nicht aufwecken. Doch die Tür wurde nicht von Emma geöffnet.
Mit triefender, roter Nase und Matschflecken überall sowie einer pitschnassen Hose und dreckigen Gummistiefeln stand ich niemand geringerem gegenüber als Tom Hiddleston.

Sunflowergirl - A Lovestory - (Tom Hiddleston Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt