50.-Näherung

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Es war Mitte Dezember, als ich im Englischunterricht saß und aus dem Fenster schaute. Es hatte seit Tagen geschneit und so langsam kam auch bei mir die Weihnachtsstimmung auf.

Wie an jedem Anderen Tag auch lief ich nach dem Unterricht in der Pause in das Büro der Direktorin, um herauszufinden, ob es Neuigkeiten bezüglich der Genesung meiner Mutter gab, jedoch vergebens. Ihr Zustand hatte sich in den letzten Tagen stabilisiert jedoch nicht wirklich bessert. Wieder einmal sah ich das verneinte Nicken von Mrs.Woodsen, als ich mit Hoffnung die dunkle Eichentür aufdrückte.

Mit Jayden hatte ich kein Wort mehr gewechselt, wir hatten nicht einmal unser „Comeback" und er hat es schon wieder erneut, wie immer, verhauen.
Allerdings ging ich auch Scott seit Tagen aus dem Weg, seit dem Vorfall in der Bibliothek. Ich bereute es direkt, ich war kein Stückchen besser als Jayden. Ich hatte mir ebenfalls den nächstbesten geschnappt und meinen Spaß gehabt, ohne an alle Beteiligten zu denken.

Als ich das Büro der Direktorin verließ, machte ich mich auf den Weg zur Sporthalle, denn als nächstes stand der Profilunterricht an. Nachdem Mr.Bloom uns begrüßt hatte und wir uns in den Unkleiden wetterfeste Kleidung übergeworfen hatten, liefen wir über das Schulgelände unsere üblichen Runden, bis zum Umfallen.

Der Wind pfiff einem nur um Ohren und der vom Himmel fallende Schnee ließ das Gesicht vor Kälte brennen.
Jayden lief gute 10 Meter vor mir, vorne an der Spitze. Dies war mit Absicht, denn ich wollte gezielt den Kontakt zu ihm vermeiden und ihn nicht überholen, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

Jedoch drehte er sich in diesem Moment zu mir um und verlangsamte sein Tempo, um neben mir Laufen zu können.
Gute zwei Minuten sagte er nichts und rannte nur an meiner Seite weiter, bis er sich räusperte.
»Hast du was zu deiner Verteidigung zu sagen?« fragte er mit seiner tiefen rauen Stimme.
Ich schaute perplex zu ihm rüber mit einem Fragezeichen auf meiner Stirn.
»Wieso, wozu sollte ich was zu sagen haben, dass sobald ich das Internat für einen Tag verlasse, du dich an die nächste ran machst?«

Die anderen aus dem Kurs nähert sich, weshalb wir ein wenig aufs Tempo drückten, um ungestört weiter zureden. »Wieso stellst du mich denn jetzt als den Bösen da?« fragte er mit schwerem Atmen.

»Wieso sollte ich die Böse sein?« fragte ich zickig als Gegenfrage.
»Ich bitte dich um eine weitere Chance und du lässt mich da einfach sitzen, ich laufe dir hinterher und kannst nicht mal Warten und lässt mich da einfach stehen, das war Antwort genug«, sagte er und schaute auf den Boden.

In mir ratterte es, hatte er meine flüchtige Abreise ernsthaft als Abfuhr gesehen? Ich war verwirrt und schaute ihn an.

»Es hatte seine Gründe, warum ich so schnell los musste, ich hatte einfach keine Zeit mehr für diese rumgereite«, murmelte ich.

»Alles lässt auf sich warten Lydia, du kannst mir nicht sagen, dass du keine weiteren 10 Sekunden hattest, um auf meine Frage einzugehen und mir eine Antwort zu geben«, antwortete er mit einem vorwerfenden Unterton.

»Mein Bruder liegt mit schweren Verletzungen um Krankenhaus und meine Mutter liegt im Koma und niemand weiß wann sie wieder aufwacht, wenn das nicht Grund genug ist, um so schnell wie es mir geht zu ihnen zu fahren, und den Ernst der Lage zu diesem Zeitpunkt nicht mal einschätzen zu können, dann weiß ich auch nicht«, sagte ich agressiv und schaute ihn einen Moment vorwurfsvoll an und sprintete anschließend die letzten 100 Meter los.

Das Adrenalin floss durch meine Adern und ließ mich nicht mehr klar denken, ich wollte einfach nur raus aus dieser Situation. Im Ziel angelangt, betrat ich direkt die Umkleide, um einem weiteren Gespräch mit Jayden auszuweichen.
Jedoch öffnete sich die Tür direkt hinter mir und jemand griff nach meinem Handgelenk und drückte mich an die Wand und begann mich zu küssen.

Jayden ließ von mir ab, »Wieso hast du nicht mit mir geredet?« fragte er mich mit einer ruhigen Stimme.
Ich zuckte mit den Schultern, »Weil ich nicht weiß, was das jetzt mit uns ist« antwortete ich und schaute zur Tür, welche sich erneut öffnete.

Jenny betrat den Raum und ihre Augen weiteten sich, als sie uns beide zusammen sah. »Aiaiaia«, sagte sie und lachte, »Dann haue mal schnell ab, die anderen kommen gleich, wenn du nicht willst dass euer Geheimnis gelüftet wird«.

»Wir reden nachher«, sagte Jayden und Verließ die Mädchenumkleide.

»Was war das denn Lydia?« fragte Jenny und deute auf Jayden, welcher durch die Tür verschwand.
»Nichts, Frag am besten nicht, ich weiß es selber nicht«, antwortete ich und ließ mich erschöpft auf die Bank fallen.

»Aber nach Nichts sah das nicht aus«, sagte sie und zwinkerte mir zu, ich zuckte mit den Schultern, »Mal schauen« sagte ich und nahm einen großen Schluck aus meiner Trinkflasche.

Nach dem Unterrichtsende war ich auf mein Zimmer duschen gegangen. Dort traf ich auf Zoe, welche zusammen mit Liam auf unserem Zimmer saß, ich schaute verwirrt drein als ich die beiden erblickte.

»Ähm, störe ich?« fragte ich verunsichert und schloss die Tür hinter mir.
Als von den Beiden keine Antwort kam, schnappte ich mir ein paar Klamotten und ging ins Badezimmer.

Dort befreite ich mich von meinem kalten nassen Klamotten und stelle mich unter die warme Dusche. Anschließend zog ich meinen Jogger über und betrat erneut frisch geduscht das Zimmer. Die beiden schaute mich erneut an und ich verließ verwirrt Rückwärts das Zimmer.
Ich schlenderte ein wenig durch die Flure um die Zeit totzuschlagen, bis die beiden mit dem Fertig waren, was auch immer die beiden da trieben.

Auf dem Flur vor dem Speisesaal, begegnete ich leider Scott. Es war zu spät um mich vor ihm zu verstecken, denn er kam bereits auf mich zu.
»Na, da habe ich dich ja doch noch erwischt«, sagte er und nahm auf der Fensterbank Platz.
»Ich glaube wir müssen reden? Oder?« sagte er leise und schaute mir tief in die Augen. Ich nickte.
»Du bereust, dass du mit mir Sex hattest, richtig?«
Ich schaute ihn geschockt an, war ich so leicht durchschaubar?

Ich nickte erneut. Er fuhr fort, »Kein Problem, das habe ich mir schon gedacht, nachdem du dich förmlich vor mir versteckt hast«, sagte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
»Also bist du nicht sauer oder enttäuscht oder so?« fragte ich ihn und schaute zu ihm auf.
»Keines Wegs ich wusste direkt, dass das nur eine einmalige Sache ist, ich habe es genossen aber denke, dass das bei etwas einmaligen bleiben sollte«.
Ich nickte zustimmend und lächelte vor Erleichterung.
»Also bleibt es unter uns?« fragte ich zur Versicherung und er nickte, »Ja klar natürlich«, antwortete er und stand auf.

Ich saß zusammen mit Tjark und Josh am Stammtisch im Speisesaal und zusammen lästerten wir über ein paar Outfits von den Stufen unter uns.
»Also ich hatte sowas früher nie an«, sagte Tjark und deutete auf einen Jungen, mit einer kurzen Hose und Kniestrümpfen. »Hoffen wir doch mal« antwortete Josh und lachte.
Ich schmunzelte und schlürfte die Suppe aus.

»Sag mal Leute, was macht ihr über Weihnachten, bleibt ihr hier?« fragte ich und schaute die beiden an.
»Ich fahre zu meinen Eltern«, sagte Tjark und grinste, »Ich auch« sagte Josh und schaute jedoch nicht so begeistert, »Wieso fragst du?« fuhr er fort und schaute nun mich an. »Ach, nur so« sagte ich und griff nach meinem Glas, »Ich komme gleiche wieder« sagte ich und versuchte der Gegenfrage auszuweichen. Ich ging auf den Wasserspender zu und sah aus dem Augenwinkel, wie Jayden sich ebenfalls erhob und in meine Richtung lief.

Ich befüllte mein Glas mit stillem Wasser und wollte gerade gehen, als er mich anrempelte. Ich verschütte den ganzen Glasinhalt auf meinem weißes Oberteil, sodass es komplett durchsichtig war.
»Pass doch auf«, sagte ich und schaute ihn böse an.
«Hier» sagte Jayden und reichte mir seinen Hoddie, als er sah, was er angerichtet hatte. «Damit nicht jeder deinen weißen Spitzen BH sieht», sagte er und ging an mir vorbei.

Ich schaute ihn kurz hinterher und zog mir denn flüchtig den Pullover über und verließ den Speisesaal mit schnellen Schritten, um mich bloß nicht in seinem Pullover blicken zu lassen.
Als ich auf meinem Zimmer ankam und Liam immer noch da saß schaute ich ihn genervt an,
»Raus jetzt«, sagte ich und deutete mit meinem Finger auf die Tür. »Schicker Pullover, der kommt mir aber bekannt vor« , sagte er im vorbei gehen und grinste.

»Und bevor du irgendwas sagst, ich bin nicht in der Stimmung zu reden«, sagte ich und ließ mich auf mein Bett fallen »Und nein, ich will auch nicht wissen, was du hier seit Stunden mit Liam auf unserem Zimmer treibst« murmelte ich und vergrub mein Gesicht in meiner Bettdecke.

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