Kapitel 1

296 10 8
                                    

Ich schaute aus dem Fenster des Land Rovers. Mein Cousin Ryan fuhr den Wagen, nein er flog ihn. Sein Fahrstiel war sehr angenehm, beinahe wie in einem Zug.

Ich fuhr total gerne in einem Auto mit, wenn ich dabei Musik hören und einfach aus dem Fenster sehen konnte.
Zum Glück waren wir eine Weile unterwegs. Ich schloss meine Augen und genoss es einfach.
Endlich würde sich mein Leben ändern. Der Gedanke an die Zukunft ließ mich lächeln.

Gerade lief 'Hells Bells' von
AC/DC und mein Cousin drehte das Lied lauter.
Der Sound in seinem Auto war einfach der Wahnsinn!
Er sang mit und erfand somit eine ganz neue Version. Er sollte, wie ich fand, eigentlich Sänger werden.
Ich mochte seinen Musikgeschmack, daheim durfte ich kein Rock oder Metal hören, obwohl ich diese Musik einfach liebte.
Er klopfte den Takt auf dem Lenkrad mit während wir in einen Stau fuhren.

Ich nahm mein Handy, öffnete Instagram und scrollte durch die Posts. Bei einem blieb ich hängen. Dieser Post war von Nico, Ryans bestem Freund. Zu ihm fuhren wir auch gerade.

Er und seine Schwester Rose wohnten zusammen mit Ryan in einem grossem Haus.
Und ich wohnte ab heute auch bei ihnen.
Ryan hatte mich aus meiner 'Familie' gerettet.
Er konnte es nicht ertragen mich weiterhin leiden zu sehen. Harry Potter hatte es bei den Dursleys noch leicht dagegen.

"Geil, Stau", brummte Ryan und schaute zu mir rüber, "Geht es dir gut?" ich schaute von meinem Handy auf. Lächelnd nickte ich.
Zufrieden widmete er die Aufmerksamkeit wieder der Straße und ich meine wieder dem Post.
Nico sass, auf dem Bild, mit Sonnenbrille am Pool. Er war ein sehr attraktiver junger Mann.
Ryan erzählte mir schon ein wenig von den Beiden. Sie waren Zwillinge, was man ihnen deutlich ansah. Sie waren nicht nur beide sehr schöne Menschen sondern auch noch reich. Woher sie das Geld hatten wusste Ryan auch nicht. Da beide nur als Tanzlehrer arbeiteten war es unwahrscheinlich, dass das Geld daher kam.

Ryan studierte gerade Kunst. Das künstlerische Talent lag in der Familie, auch ich zeichnete unheimlich gerne. Besonders Menschen. Manchmal setzte ich mich, wenn ich raus durfte, einfach in den Park und zeichnete die Leute dort.
Es wirkte total beruhigend!
Zeichnen schaffte Abstand von meinem Leben.
Wenn ich Fabelwesen zeichnete versetzte ich mich in andere Welten. Welten, in denen ich lieber sein wollte als hier.
Ich zog meine Ärmel der schwarzen Swetjacke etwas weiter nach vorn. Die Ärmel waren davon schon ziemlich ausgeleiert. Kein Wunder, denn ich zog diese Jacke nur zum Schlafen aus.

"Jack, es ist alles in Ordnung!", Ryan hatte die Geste mitbekommen und er wusste genau warum ich das tat.
Ich nickte nur und versuchte mich an einem Lächeln.
"Es wird alles gut werden, das verspreche ich dir!"

Ich antwortete darauf nicht, denn wir beide wussten, wie dankbar ich ihm war!

"Darf ich Lieder aussuchen?" fragte ich ihn nach einer Weile. "Klaro, nimm dir einfach mein Handy" woraufhin ich sein Handy aus der Halterung nahm. Seinen Code kannte ich.

Ich klickte auf den Musik-Button und stellte eine Playlist zusammen. Ryan fuhr von der Autobahn runter, um dem Stau zu entkommen. Er hasste Stau.
Als ich einige Lieder der Playlist hinzugefügt hatte, steckte ich sein Handy wieder in die Halterung und lehnte mich im Sitz zurück.
Ich schloss die Augen als 'Teardrops' von Bring me the Horizon lief.
Seltsamerweise konnte ich bei Metalcore mehr als entspannen und so passierte es, dass ich einschlief.

Es war ein Schlaf, wie ich ihn schon sehr lange nicht mehr geschlafen hatte. Weshalb ich nach einiger Zeit ausgeruhter denn je aufwachte.
"Guten Morgen Dornröschen" lachte Ryan.
"Wie lange hab ich geschlafen?", " 'Ne halbe Stunde, circa." antwortete mein Cousin "Und wann sind wir da?" fragte ich weiter "Maximal fünfzehn bis zwanzig Minuten", er lächelte, "die Beiden freuen sich dich zu sehen, ich hab eben mit ihnen telefoniert."
Es war ein seltsames Gefühl, dass ich so angenommen wurde wie ich bin. Das war bis jetzt nur bei meinem Cousin der Fall. Gefühlt hasste mich der Rest der Welt.
Wobei ich nie jemanden etwas angetan hatte.
Im Gegenteil, immer war es meine Intension allen zu gefallen.
Was nie funktionierte.

Doch jetzt, ja jetzt, ab diesem Zeitpunkt würde sich alles ändern. Ich spürte es in meinem ganzen Körper. Ich war aufgeregt, aber nicht negativ.

Ich gähnte, streckte mich und nahm wieder mein Handy in die Hand, das ich zuvor auf meinem Schoß abgelegt hatte.
Ich öffnete mein 'Tagebuch' und tippte alle Ereignisse ein, die heute passiert waren. Das Tagebuch war ziemlich hilfreich um meinen ganzen seelischen Ballast irgendwo abladen zu können.

"Wir sind da" meinte Ryan und drückte auf einen Knopf. Erstaunt erhaschte ich einen Blick auf das Haus. Es war eine weisse Villa, die einem kleinen Schloss ähnlich sah. Wie sich rausstellte war dies ein Knopf der die Garage öffnete. Wir fuhren in eine Garage in der schon ein Audi und eine rotschwarze Maschine standen. Das Motorrad war wunderschön.

Mein Mund blieb offen stehen während Ryan ausstieg.
Ich schluckte erst einmal bevor ich auch ausstieg.

Das Tor schloss sich hinter uns wieder. Eine Treppe führte nach oben. "Jack?!" forderte mich mein Cousin auf.

Ich lief hinter ihm die Treppe hoch. Die Tür war offen und wir kamen in einem geräumigen Flur raus. Von dem Flur ging eine Treppe nach oben in den zweiten Stock und eine nach unten in den Keller. Ebenso führte der Flur in ein großes Wohnzimmer mit Kamin und in eine Küche. Unter der Küche lag die Garage.
Mein Mund war immernoch offen!

"Hallöchen" wurde ich von einer hübschen Blondine begrüßt. Sie umarmte Ryan und reichte mir dann die Hand "Ryan sagte mir, du magst keine Umarmung, deshalb so. Ich bin Rose" sie lächelte freundlich.

Aus dem Wohnzimmer kam ihr Bruder Nico, in Badehose. Auch er lächelte "Hey, schön dass ihr da seid!"

mors et vita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt