Kapitel 30

95 10 0
                                    

Ich hatte noch nie solch eine Langeweile, wie in den letzten fünf Tagen.
Ich war zwar nicht allein, da Ryan bei mir war, aber eingesperrt sein ist echt scheisse!

Man hatte hier überhaupt keinen Empfang also konnte man sein Handy total vergessen.

Die Zwillinge hatten wir seit gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich hatte eine wahnsinnige Sehnsucht nach Nico.
Ryan musste immer wieder trösten, da ich vor Herzschmerz heulte wie ein Schlosshund.
Wenn ich nicht weinte, schauten wir Serien bis zum umfallen. Dies war die einzige Beschäftigung die wir hatten.
Essen brachte uns immer eine zierliche junge Frau. Sie sagte nie etwas. Sie stellte nur das Tablet hin und verschwand.

---

Tag sechs der Eintönigkeit:

Ich schaute aus dem Fenster. Überall war nur Wald zu sehen, wohin das Auge auch reichte. Wald, Wald und noch mehr Wald.

Ryan trat gerade aus dem Badezimmer, wo er eben Zähne putzte, als wir mehrere aufgebrachte Stimmen aus dem Hausflur hörten.

Schnell lief ich zur Tür und schloss diese auf, aber öffnete noch nicht.

"... unmöglich, vergesst es, da ziehe ich lieber in den Krieg als..." hörte ich. Ryan stellte sich zu mir und lauschte ebenfalls.
Dann war kurz Stille bevor wieder jemand lauter sprach "Hisoka, wie kannst du das nur von mir verlangen?" empörte sich Nico.

Jetzt hielt ich es nicht mehr aus. Ich riss die Tür auf und rannte dem wunderschönen Mann entgegen. Ich warf mich ihm mit einer solchen Wucht um den Hals, dass ich ihn beinahe zu Boden gerissen hätte.
Ich küsste ihn voller Verlangen und Sehnsucht. Er erwiderte meine Umarmung und meinen Kuss.

"Ich hab dich so vermisst!" hauchte ich in sein Ohr. Sanft drücke er mich ein klein wenig von sich, sodass er mir in die Augen sehen konnte und meinte dann "Ich dich noch viel mehr!" ich lachte kopfschüttelnd "Kann garnicht sein."

Neben Nico standen Hisoka und Rose. Der Japaner lächelte mich an und legte eine Hand auf meinen Rücken "Wenn dass nicht der schönste Zauber der Welt ist..." meinte er und zwinkerte mir zu. Dann wendete er sich Nico zu und rückte seine Krone zurecht, die er auf dem Kopf trug. Ich musste sie wohl versehentlich verrückt haben.

Er sah so abnormal gut aus in seinem dreiteiligen roten Anzug und der Krone auf dem Kopf. Aber müde sah er aus. Ebenfalls die anderen Beiden.
"Seid ihr fertig?" fragte ich hoffnungsvoll und hielt mich dabei an Nicos Jacket fest. Ich wollte nicht, dass er wieder ging!

"Nein, leider nicht. Wir haben eine Pause, um uns besprechen zu können. Apropos, wir sollten beginnen."

Rose, die die ganze Zeit still neben uns stand, nickte zustimmend und meinte dann "Ich brauche dringend einen Kaffee!" Sie wirkte sehr gestresst.

Nico griff meine Hand. Gemeinsam liefen wir in die grosse Küche und setzten uns dort um den Tisch. Ich platzierte mich auf Nicos Schoß. Hisoka bereitete Kaffee zu während Nico und Rose sichtlich nach Worten suchten.

"Also, ähm..." begann Nico und rieb sich den Nasenrücken.
"Wir stecken in einem Gewissenskonflikt", half Rose ihrem Bruder. Sie nahm ihr Diadem ab.
"Uns wurde eine relativ einfache Lösung geboten, dass wir keinen Krieg beginnen müssen" fuhr sie fort.

"EINFACH?? Ich glaube du tickst nicht mehr richtig Rose!" fauchte Nico.
"Hey, hey, es hilft jetzt keinem, wenn ihr euch gegenseitig zerfleischt. Wir müssen, wenn es auch noch so schwer ist, für einige Zeit die Gefühlsebene verlassen und auf die Sachebene steigen" beschwichtigte Hisoka die Geschwister und stellte den Kaffee hin.

"Lasst mich reden, ihr solltet euch beruhigen." Wie schaffte es der Hexer nur immer so ruhig zu bleiben? Ich beneidet ihn.
"Du hast recht, es tut mir leid Rose. Fahre fort Hisoka" meinte Nico und zog mich näher an sich. Er legte seine Stirn an meine Schulter und seine Arme um mich.

"Nun denn, ich komme gleich zum Punkt. Jack, es betrifft dich!",  "Mich?", "Ja, dich. Sie wollen dich als Gegenleistung um keinen Krieg zu beginnen."

Nico schüttelte den Kopf, Ryan sah mich erschrocken an und Rose kaute an ihren Fingernägeln während sie ins leere starrte.

"Wieso mich?" ich war verwirrt, mal wieder.
"Du hast wirklich keine Ahnung, oder?" fragte der Hexer und legte den Kopf schräg. Ich schüttelte meinen Kopf.
"Du trägst eine Kraft in dir, eine Kraft die einerseits Unheil anzieht aber andererseits sehr mächtig ist."
Hilfesuchend blickte ich zu meinem Cousin. In seinem Gesicht spiegelte sich alle möglichen Emotionen. Doch deuten konnte ich sie nicht.

"In dir steckt die Fähigkeit, tote wieder zum Leben zu erwecken. Und ich bin mir sicher, dass in dir noch viel mehr steckt."

Kann mich mal bitte jemand zwicken? Ich möchte bitte gerne aufwachen, neben Nico, nach einem sehr langen bösen Traum. Dann in der Hitze beinahe sterben während Ryan und Nico gelassen im Pool toben!
Jedoch, Fehlanzeige! Bedauerlicherweise war ich wach.

"In dir toben gerade viele Fragen, wie ich wahrnehme. Ich versuche mal ein Paar zu beantworten. Woher wir das wissen. Vampire nehmen sehr viel mehr wahr als Menschen weshalb sie es spüren. Ich habe es gesehen. Ich hatte als ich dich das erste Mal gesehen habe Visionen, die mir Einblick in dich gegeben haben.
Sie wollen dich, da sie mit deiner Hilfe ihre gefallenen Krieger wieder zum Leben erwecken könnten. Necromantie ist eine sehr alte und düstere Form von Magie. Ich selbst kann es nicht. Vermutlich hat jemand in deiner Familie, vor Generationen diese Fähigkeit auch schon gehabt. Nicht jeder kann dies Erben."

Dass hatte Gabriel also gemeint...

mors et vita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt