Kapitel 13

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Ich lief ihm hinter und in sein Zimmer, von dort in sein Bad. Hier duftet es herrlich herb. Vermutlich sein Duschgel oder so.
Zu meiner Verwunderung führte aus dem Bad eine  Tür in einen weiteren Raum. Dieser stellte sich als Ankleidezimmer heraus.

Er griff nach einem Kleiderbügel und reichte mir diesen. Eine schwarze Badehose hing daran.
"Die müsste passen", meinte er, "probier sie mal an."

Was hier? Jetzt? Wo er bei mir im Zimmer stand?
Zögerlich öffnete ich meine Hose und er drehte sich um.
Schnell stieg ich aus Hose und Unterhose und schlüpfte in die Badehose. Sie war so lang, dass sie beinahe bis zum Knie reichte. Ich band vorne einen Knoten. Die Hose passte.

"Danke" nuschelte ich. Nico drehte sich wieder um. "Wunderbar" grinste er.
Ein Glück waren die offensichtlichen Wunden nur auf meinem Oberkörper beziehungsweise auf Rücken und Armen.
Meine Beine waren weiss wie eine Wand, da nie Sonne dran kam

Ich freute mich jetzt richtig auf den Pool!
Zuvor musste ich aber etwas wissen.

"Nico?", "Ja?", "Was bedeutet mors et vita?" Nico lachte.
"Es ist Latein und übersetzt heisst es Tot und Leben"
Achso? Aber warum?
"Hat es eine Bedeutung für dich?" hakte ich weiter. "Ja", hauchte er, "es ist eine Erinnerung, so ähnlich wie memento mori, was bedeutet: bedenke, dass du stirbst" erklärte er.

"Und du sprichst lateinisch?" wieder lachte er "iustus aliquantulus."
"Was?" Nico lachte immer mehr "Ich sagte, nur ein bisschen. Komm lass uns nun runter gehen" er lief vor.
"Und wann oder warum hast du es gelernt?" fragte ich neugierig weiter.
"Ich hab es in meiner Kindheit gelernt. Und wie es nun so ist kann ich schlechter sprechen als verstehen."

Ich hatte immernoch viele Fragen, aber ich merkte, dass er nicht mehr darüber sprechen wollte also schwieg ich.

Nico sprang draussen sofort ins Wasser und ich benutzte die Treppe die in das Becken eingelassen war.
Das Wasser war angenehm kühl und somit der perfekte Kontrast zu der Hitze.
Ich setzte mich auf die mittlere Treppenstufe und war somit bis zur Brust im Wasser. Mein Shirt klebte an mir.
Ich hatte seit gestern meine Sweatjacke nicht mehr an. Rose lehnte gelassen am Beckenrand und Nico tauchte und schwamm unter Wasser zu mir. Direkt vor mir tauchte er auf und schüttelte seinen Kopf so sehr, dass ich ganz nass im Gesicht wurde. Ich lachte und versuchte mich vor den Tropfen zu schützen. Dann setzte er sich neben mich. Einzelne Tropfen rannen über sein bildschönes Gesicht und eine Strähne seiner gold schimmernden Haare klebte ihm auf der Stirn.
Ich wischte sie ohne gross darüber nachzudenken nach hinten. Wir waren uns ziemlich nahe, er blickte mir tief in die Augen und leckte sich über die Lippen. Seine Pupillen waren deutlich geweitet.
Er kam mit seinem Gesicht näher und beinahe zersprang mein Herz vor Aufregung. Wollte er mich etwa küssen?

"Nico!" fuhr Rose plötzlich zwischen uns. Sofort senkte ich meinen Kopf und wurde rot.
Nico schnaubte wütend und stieg aus dem Wasser.

Nur zu gern hätte ich ihn mich küssen lassen. Warum hatte Rose nur etwas dagegen?
Nico war in das Haus gegangen und Rose schwamm zu mir.

"Jacky, bitte lass dich von Nico nicht um den Finger wickeln. Sein Charme kann überzeugend sein, dass weiss ich. Nico ist an sich ein toller Kerl, aber...", sie sprach nicht weiter und schien zu überlegen wie sie den Satz beenden sollte, "du bist zwar alt genug selbst zu entscheiden, aber ich will dich nur beschützen." Fragend legte ich meinen Kopf zur Seite "Beschützen?"
Rose setzte sich neben mich "Ja, du hast eine gewisse Wirkung auf meinen Bruder, er hat sich verändert seit du da bist. Jack, er wird dich verletzen, dass ist so sicher, wie das Amen in der Kirche."

Nachdenklich kratzte ich meinen Arm. Er würde mich verletzen? Wie? Wieso?
Sollte ich es drauf ankommen lassen? Denn irgendwie mochte ich ihn sehr. Obwohl wir uns eigentlich überhaupt nicht kannten.

"Hast du eigentlich schon gefrühstückt?" fragte Rose lächelnd. Ich schüttelte den Kopf. "Was möchtest du denn? Sandwiches, Rührei oder Müsli?", "Sandwiches, bitte" jetzt erst merkte ich wie hungrig ich eigentlich war. "Okay, ich mach dir welche" lächelte sie, stieg aus dem Pool, trocknete sich ab, streifte sich ihr Kleid über und lief hinein.

Ich war allein. Es war still, bis auf Vogelgezwitscher herrschte stille. Ich lief in die Mitte des Pools und tauchte unter.
Möglicherweise war ich sowieso zu voreilig, was Nico betraf. Ich schwärmte für ihn, dass hatte ich begriffen, aber wäre ein Mann wirklich das richtige für mich nach...
Nein, erinnere dich nicht daran! Ich tauchte wieder auf.

Ich schüttelte heftig den Kopf in der Hoffnung, dass die Gedanken und aufsteigenden Bilder aus meinem Kopf fallen würden. Leider klappte das nicht.
Um nicht länger allein zu sein trocknete ich mich rasch ab und leistete Rose Gesellschaft.

Sie sang leise vor sich hin. Und was ein Wunder, wunderschön. Ich beneidete die Zwillinge so sehr. Sie waren einfach  zu perfekt!
Ich setzte mich an den Tresen und schaute ihr zu, wie sie die Zutaten geschickt zuschnitt und aufeinander legte.

War Nico auf sein Zimmer? Ich würde nur zugern mit ihm reden.
"Rose?", "Ja?" lächelnd stellte sie mir den gefüllten Teller vor die Nase.
"Danke, ähm ist Nico sauer?" Rose schmunzelte "Ja, aber auf mich. Er weiss warum. Schätzchen, ich hoffe du kannst mein Handeln verstehen."
Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich nicht wirklich. Sie sprach in Rätseln.
Ich biss in mein Sandwich. "Mmmmh, lecker. Danke!"


(ich kann leider kein lateinisch, also muss ich auf das Internet zurückgreifen. Ob es wirklich richtig übersetzt ist weiss ich nicht! Grüße - Faith)

mors et vita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt