Kapitel 15

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Er war so wunderschön. Ich senkte meinen Kopf und küsste seine Brust. "Entschuldigung" nuschelte ich dann.
"Wofür denn?", "Für mich..." entgegnete ich.

"Okay Jack, sieh mir in die Augen und höre mir genau zu", sagte er und ich sah ihm in die Augen, "du musst dich nie für dich entschuldigen! Hast du das verstanden?! Du bist gut so wie du bist!" er schaute mich streng an, jedoch sprach er sehr lieb.
Nein, dass konnte ich nicht glauben. Ich musste mich mein Leben lang entschuldigen, für alles. Andererseits wollte ich ihm glauben.

Ich legte ich ohne zu antworten auf seine Brust. Sein Herz schlug beruhigend im gleichen Takt.
Mir fiel wieder ein war Rose zu mir sagte.
"Nico?", "Hm?", "Rose hat mir etwas gesagt... Ähm... Naja sie meinte du hättest dich verändert..." ich richtete mich wieder etwas auf um ihn ansehen zu können.
"Ach ja, hat sie das?" ich nickte. "Ja, dass ist gut möglich" er blickte nachdenklich an die Decke. "Wie meint sie dass?"
Er blieb still. Warum sagte er denn nichts? Nach einer gefühlten Ewigkeit sagte er dann "Es liegt an dir. Du hast eine, nennen wir es Ausstrahlung, die mich fasziniert" ich hörte in seiner Stimme aber keine Faszination sondern eher Trauer.
Wieso hatte ich immer das Gefühl dass die Zwillinge immer etwas mit Absicht ausliessen?
Sie logen nicht, aber sagten auch nicht die ganze Wahrheit.

"Wirkt die Salbe eigentlich?" fragte mich Nico und unterbrach somit meine kurze Grübelei.
Ich hatte garnicht mehr daran gedacht "Uhm, ja tut sie. Danke" er lächelte und küsste meine Backe.
"Ich sollte jetzt gehen, wenn Rose mich hier erwischt bin ich ein toter Mann" er wollte schon aufstehen als ich ihn festhielt "Warum?" fragte ich.
Er fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare so als ob er jetzt erst gemerkt hätte, dass es dumm war was er sagte.
"Rose darf ja wohl nicht darüber entscheiden mit wem du Zeit verbringst, oder?" er schüttelte den Kopf "Nein, natürlich nicht. Sie beschützt dich", "Ja, dass hat sie mir auch gesagt, aber warum? Vor was? Was verschweigt ihr vor mir?" sein Blick zeige leichte Verzweiflung.

Er setzte sich auf und ich tat es ihm gleich.
"Jack, dass ist nicht so einfach" er schien zu überlegen. "Was? Was ist nicht einfach?" in seinem Blick erkannte ich, wie sehr er mit sich rang. Was verheimlichten sie nur? "Nico? Sag es mir..." drängte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf "Ich kann nicht!" hauchte er.
"Seid ihr Mörder oder so?"
"Nein, Rose und ich sind keine Mörder" er senkte seine Stimme. "Ich geh jetzt schlafen, gute Nacht" er stand auf und verschwand.

Wow aus tausend Fragen wurden nur einemillion!
Ich hatte das Gefühl, dass ich die Antwort in diesem seltsamen Zimmer ohne Fenster finden würde. Sollte ich es wagen nochmal hinein zu gehen?
Da ich sowieso nun nicht mehr schlafen konnte schlich ich mit dem diffusen Licht meines Smartphone Displays hinunter.
Kurz bevor ich bei der Tür ankam hörte ich ein leises Geräusch von oben, weshalb ich sofort halt machte und lauschte.
...
Nichts mehr! Hatte mich wohl geirrt.
Ich betätigte die Klinke, trat ein und schloss die Tür so leise ich konnte.

Nun öffnete ich die Taschenlampenfunktion. Das Zimmer sah immernoch gleich aus. Deckenhohe Regale, ein Flügel, ein protziger Schreibtisch und dieses Ölgemälde.
Es waren meiner Meinung nach Nico und Rose, sie mussten es sein!
Ich trat näher an das Bild um es besser betrachten zu können. Beide blickten sehr streng. Nico hatte seine Hände auf Roses Schulter. Der Hintergrund war schlicht schwarz gehalten. Nico wurde mit längeren Haaren gezeichnet und Rose trug eine edle Hochsteckfrisur.
Es sah so aus, als ob sich ihre Augen bewegten. Egal wo im Raum man stand, sie schauten einen immer an. Etwas unheimlich.
Ehrfürchtig streckte ich meinen Arm aus, um das Gemälde zu berühren. Die Farben fühlten sich, wie erwartet, rau an. Ich selbst hasste es mit Ölfarben zu malen. Mir waren Bleistifte einfach am liebsten.

Dann lief ich zum Schreibtisch und setzte mich auf den Stuhl.
Auf dem dunklen Tisch waren deutliche helle Kratzspuren zu erkennen. Es sah aus als ob sie von Fingernägeln stammten.
Ich fuhr die Rillen mit meinen Fingern nach, tatsächlich, die Kratzer kamen von Händen.
Was war hier passiert? So leicht konnten in dieses massiven Holz eigentlich keine Kratzer entstehen! Sehr seltsam!

Man würde erwarten auf einem Schreibtisch Blätter, Locher oder ähnliches zu finden, da war aber nichts. Er war komplett leer! Nicht mal eine Lampe.
Vermutlich war das Zeug in den Schubladen des Tisches, aber mit bedauern musste ich feststellen, dass diese verschlossen waren. Ich rüttelte etwas fester, vielleicht hingen die Schubladen nur, aber
Das Zimmer wirkte so unwahrscheinlich gross. Es passte einfach nicht zu den Proportionen!

Es war eigentlich, von aussen betrachtet, unmöglich, dass das Zimmer so groß war! Waren hier Zauberer am Werk, die die Zimmer größer Hexen konnten?

Kopf schüttelnd und lachend stand ich auf und lief zu den Regalen an der Wand.
Die Bücher waren so dicht aneinander gereit, dass, als ich eines herauszog, die beiden benachbarten Bücher auf den Boden stürzten und laut auf dem Parkett aufschlugen.
Na toll, das musste ja jetzt so sein.

Nicht viel später ging das Licht in Raum an und die Zwillinge standen in der Tür, die Hände in die Seiten gestemmt und verärgert dreinblickend.

Oh Shit, was hatte ich nur getan

mors et vita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt