Kapitel 39

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Das vor uns liegende Mausoleum sah verwuchert aus. Grüne Ranken schlängelte sich an den grauen Steinwänden entlang gen Himmel.

Vertrocknet Blätter lagen auf dem Boden und knisterten bei jedem Schritt, den man machte.

Die Tür war aus dunkelbraunen massivem Holz, indem unterschiedlichste Schnörkel und Zeichen eingeschnitzt worden waren.

Das Mausoleum innen passte nicht zu dem Eigentlichen Gesamtbild.
Kaum war man eingetreten wurde es kälter. Es war jedoch keine unangenehme Kälte, die einem umgab.

Der Boden bestand aus weiß schwarzen Marmor. Die Wände ebenfalls.
Hier war nicht die Spur eines verwelcktem Blattes oder auch nur eines Staubkorns zu sehen. So als ob hier regelmäßig geputzt wurde.

Um uns herum standen schwarze Särge aus Mamor. Auf den Särgen lagen Stein- Figuren von Menschen. Rechts von mir eine Frau, links von mir ein Mann und geradeaus ein Mädchen. Auf den Kindersarg, der auch kleiner war, lief ich ehrfürchtig zu.
Die Figur oben drauf sah beinahe wirklich wie ein Mensch aus. Die Gesichtszüge waren lebensecht herausgearbeitet! Ich war wirklich fasziniert.
Alle lagen in der klassischen 'Totenstellung' da. Beide Arme überkreuzt über die Brust gelegt und dir rechte Hand auf der linken Schulter und die linke auf der rechten.

Langsam trat Hisoka neben mich und schob den schwer aussehenden Sargdeckel mit Leichtigkeit beiseite.

Ich hatte ein wenig Angst hinein zu sehen, da ich mir sicher war auf Knochen zu sehen. "Keine Angst, auf ihr liegt ein Zauber, dass sie nicht verwesen kann" flüsterte Hisoka. Also traute ich mich doch.
Sakura war wirklich ein wunderschönes Mädchen und hatte ähnlichkeit mit ihrem Vater.
Sie sah aus als ob sie schlafen würde.

Ich griff in den Sarg und ließ meine Fingerspitzen über den Stoff ihres Kleides Streifen. Es war ein feines und hochwertiges Stück!
Ich sah Hisoka an, er hatte Tränen in den Augen und lächelte trotzdem.
"Soll ich?" Was für eine blöde Frage, natürlich! Dennoch zögerte er bei der Antwort.

Ich legte meine Handflächen auf ihren Bauch und konzentrierte mich. Ich spürte, wie, ich nenne es Energie, durch meinen Körper in meine Arme strömte. Und schließlich bis in meine Hand gelang.

Langsam spürte ich, wie die Wärme meiner Hand auch in ihren Körper gelangte.

Sie zuvor noch kalte Haut wurde plötzlich heiß

Man konnte sehen, wie das Leben langsam in sie zurück floss. Ich war erstaunt über mich selbst!

Plötzlich richtete sie sich auf und hustete. Beinahe so sehr, daß ich dachte sie erstickt. Hisoka kümmerte sich sofort um sie. Er sprach in Japanisch zu ihr. Hörte sich irgendwie sexy an. Eine etwas zu lange Zeit später hatte sich das Mädchen wieder beruhigt. Hisoka hatte sich inzwischen schützend auf seine Arme genommen.

Die Beiden unterhielten sich und ich konnte es leider nicht verstehen. Die Kleine nickte immer wieder wissend und grinste mich an. Hisoka ließ sie dann auf den Boden und sie legte ihre Hände gefaltet an ihre Stirn und verbeugte sich.

Hisoka sah überglücklich aus! Seine Augen strahlten und er grinste wie ein Kind.

Wieder hustete die Kleine. Hisoka nahm sie auf den Arm "Lass uns gehen. Sie braucht etwas zu trinken" meinte er und lief mit ihr auf dem Arm aus dem Mausoleum. Ich stand noch kurz da und sah mich nochmal um bevor ich Hisoka hinterher eilte.

Erst beim rauslaufen erkannte ich, dass dort ein Spiegel stand. Er war moosbewachsen und die Spieglfläche war vergilbt und irgendwie rostig.
Es war so friedlich still hier, dass ich eigentlich garnicht weg wollte, aber Sakura benötigte Pflege.
Hisoka streckte mir seine freie Hand entgegen. Diese nahm ich und er zog mich wieder durch den Spiegel zurück in das Motelzimmer.

Dort legte er seine Tochter, die erschöpft aussah, auf das Bett und reichte ihr sofort ein Glas Wasser. Sie trank langsam aus.

Irgendwie war ihr erwecken unspektakulär gewesen. Irgendwie hatte ich erwartet, dass Blitze aus ihrem Körper schossen oder meine Hände zu leuchten begannen, aber nichts der gleichen. Enttäuschend.

Sakura sank erschöpft auf die Matratze und sprach mit ihrem Vater, zu schade, dass ich nichts verstehen konnte.
Hisoka deckte seine Tochter liebevoll zu und küsste ihr die Stirn. Das kleine Mädchen schloss die Augen. Sie atmete schwer und hustete immer wieder.

War sie etwa nimmer noch krank? Ich hoffte nicht. Hisoka schaute seine Tochter verliebt an während sie langsam einschlief. Er saß neben ihr und streichelte sanft ihren Kopf mit den schwarzen Haaren.

Ich stand einfach nur da und wusste nicht so recht, was ich jetzt tun sollte. Ich wollte ihn mit seiner Tochter allein lassen. Ich sollte aber nicht von Hisokas Seite weichen und einfach in das Badezimmer setzen war auch irgendwie bescheuert, aber mehr Zimmer gab es nicht.

Leise schnappte ich mir mein Handy und lief in das Badezimmer. Dort setzte ich mich einfach auf die kalten Fliesen.
Ich stöbere ein bisschen durch meine Spiele und entschied mich für ein Match-3 Spiel.

Wenige Minuten später öffnete Hisoka die Tür und sein erst angespannte Gesicht lockere sich wieder "Da bist du. Entschuldige bitte." er half mir auf die Beine. "Ich danke dir wirklich sehr! Wie kann ich das wieder gut machen?" fragte er. "Ähm, keine Ahnung. Vielleicht indem du mich jetzt nach Hause bringst?!"
Hisoka lachte kurz und nickte wissend "Es ist mir bewusst, dass du Ryan und Nico vermisst, aber dies ist notwendig."
Traurig senkte ich meinen Blick zu Boden. Ich wollte endlich Heim, in die schöne große Villa und so tun, als wäre nichts passiert. Ich will Nico wieder so unbeschwert sehen, wie er war bevor er und seine Zwillingsschwester in das Schloss gerufen worden!

"Ich verspreche dir aber, dass wir, sobald meine Tochter aufgewacht ist aus diesem Zimmer ausziehen und in ein Hotel ziehen. Dieses Hotel gehört einer meiner Freunde, es ist prunkvoll und man fühlt sich dort wohl" erklärte mir der Hexer.

Und so war es auch! Die kleine schlief einige Stunden und als sie erwachte packten ich und Sakura alles zusammen während Hisoka bezahlte.
Das Mädchen wirkte schwach, aber sie half mir trotzdem. Glücklicherweise war es nicht viel zu packen.
Ich konnte ihr auch nicht sagen, dass sie mir nicht helfen musste, da sie mich nicht verstand.

Ich hatte erwartet, dass wir uns in ein Taxi setzten, aber wir reisten wieder durch den Spiegel.

mors et vita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt