Kapitel 47

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Oh mann, wie sollte ich ihm denn Helfen, wenn ich nicht wusste wie. Ich streichelte ihm beruhigend über die Arme, die er um mich geschlungen hatte und über seinen Kopf, den er an meinen Bauch presste.

Ich hatte einen Menschen noch nie so sehr weinen gesehen!
Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde bis er sich langsam beruhigen konnte. Zwischendurch musste er immer wieder seine Nase putzen.

Irgendwann sah er mich dann mit verquollenen Augen an und meinte heißer "Tut mir leid!", "Was denn?", "Dass ich dich nass gerotzt habe!" ich lachte kurz und er auch "Ach, dass ist halb so schlimm! Erzähl mir doch bitte was los ist."
Mein Cousin schüttelte den Kopf "Du kannst mir nicht helfen!", "Kann ich es versuchen?" gähnend schüttelte er den Kopf und neue Tränen rannen aus seinen Augen.

"Ich bin doch dein Cousin, mir kannst du doch alles erzählen!" sagte ich ruhig.
"Dass ich ja das gottverdammte Problem!" schrie er plötzlich. Seine Reaktion ließ mich zusammenzucken.
"Wieso brüllst du mich jetzt an?" wimmerte ich. Jetzt war ich auch kurz davor zu weinen.
"Es tut mir so leid mein Kleiner! Ich wollte dich nicht so laut anfahren! Es ist nur so, dass... dass...", "Was denn?", "Dass ich dich liebe, okay?!"
"Huh?" er vergrub seinen Kopf wieder in meinem Bauch.
"Ich liebe dich doch auch!" sagte ich ziemlich verwirrt.
"Ja, nein. Du liebst mich wie ein Bruder, hast du mir oft genug gesagt, aber ich liebe dich mehr wie ein Bruder! Ich liebe dich schon seit ich mich erinnere! Ich habe es nie gesagt da wir ja verwandt sind..." nuschelte er weinend.

Ich wusste nicht was ich denken, geschwiegedenn sagen sollte! Er liebte mich? Und da ich seine Liebe nicht erwiderte brach ich ihm immer wieder ohne es zu bemerken sein Herz!
Ich fühlte mich furchtbar deswegen!

"Sag doch bitte etwas!" flehte er. "Ryan, ich liebe dich und das weißt du, aber.... Ich weiss nicht wie ich dir sensibel darauf antworten soll!", "Mir ist bewusst, dass du nicht so für mich empfindest und es auch nie tun wirst! Hasst du mich jetzt?", "Um Himmelswillen NEIN! Du bist der Grund weshalb ich noch lebe! Du bist mein ein und alles! Ich könnte dich nie hassen!" ich sah ihm dabei ernst in die Augen. Er nickte, nahm meine Hand und küsste sie.
"Es wäre vielleicht besser, wenn ich für einige Zeit einfach wegfahren würde" meinte er.
"Wenn es dir so leichter fällt ist das okay, aber wenn du nicht in meiner Nähe bist fehlst du mir!", "Wenn ich es es nicht aushalte, komme ich einfach wieder. Aber ich glaube das wäre für mich das Beste und gleichzeitig Schwerste!" ich nickte nur. Ich wusste leider echt nicht was ich tun sollte. Das hier war komplettes Neuland für mich.

Ich vermute, wenn ich Nico nicht kennengelernt hätte, hätte etwas aus mir und Ryan werden können.
Er stand von seinem Stuhl auf, drückte mir einen Kuss auf die Lippen und zog sich schnell wider zurück. Er lief durch das Zimmer und packte einige Sachen zusammen während er immer wieder schniefte.

Sollte ich ihn aufhalten oder gehen lassen? Was war jetzt richtig? Ihn wirklich gehen zu lassen fühlte sich irgendwie falsch an.
"Ryan?" er sah zu mir, lächelte mich an und wuschelte mir durch die Haare. "Sorge dich bitte nicht um mich!", lächelte er, "Ich werde eine Reise machen, um die Welt, wie ich es schon lange plane. Nur mit meinem Rucksack. Ich werde dir immer berichten und ich verspreche, dass ich wieder komme!. Du kannst Rose und Nico alles erzählen, wenn du möchtest. Sonst schreibe ich ihnen auf dem Weg" er sah tatsächlich glücklich aus, aber war er es auch wirklich?
Vielleicht tat es ihm wirklich gut...

"Und wenn es kein Flughafen-Happy-End für dich gibt?", "Das wäre schön, aber ich bin realistisch!" Er zwinkerte mir zu und schloss den Rucksack.
"Ich melde mich, versprochen!" er küsste meine Stirn und verließ das Zimmer.

Verwirrt ließ er mich zurück, mit einem Gefühlschaos. Wieso fühlte sich der Abschied so für immer an? Ich hatte Angst ihn nie wieder zu sehen, aber das würde er mir nicht antun! Ganz bestimmt!

Nico kam zu mir "Kannst du mir sagen wo Ryan gerade hingeht?" auch er sah sichtlich verwirrt aus. "Ähm, er geht auf Weltreise","Wie jetzt?", "Ja, ich erkläre es dir, ich muss es selbst erst einmal verarbeiten" ich brauchte erstmal eine Umarmung von Nico. Diese gab er mir mit Vergnügen. Der Hunger war mir schon lange vergangen.

Bis zum Mittag sprach ich kein Wort und dachte nach. Nico und Rose zogen Bahnen im Pool während ich im Schatten saß und Musik hörte. Irgendwann gegen drei Uhr setzte ich mich an den Pool und ließ meine Beine in dem kühlen Wasser baumeln.
"Ryan wird jetzt für eine Weile nicht mehr hier wohnen. Er macht eine Weltreise, meinte er" die Zwillinge schwammen neugierig zu mir.
"Wie kam das denn?" fragte Rose verwirrt. "Er braucht Abstand von mir, weil er sich in mich verliebt hat","Echt? Hat man garnicht gemerkt" stellte Rose fest. Ich nickte zustimmend.

"Ich hatte so eine Ahnung" meinte Nico nachdenklich. Er stürzte sich neben mich am Rand ab, hob sich aus dem Wasser und setzte sich neben mich.
"Krass. Ich wäre im Leben nie darauf gekommen, dass er... Ach keine Ahnung, ich bin irgendwie durcheinander" meinte Rose. "Was denkst du wie es mir geht..." lachte ich. Nico legte seinen Arm um mich "Er hat eine gute Entscheidung getroffen. Ihm wird es gut gehen, daran glaube ich ganz fest" lächelte Nico und küsste mich.

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