Kapitel 34

74 8 0
                                    

Meine Güte war das gruselig! Da stand ich nun vor meinem Ebenbild der uns mit leerem Blick anstarrte.

Nico blickte das Ding erstaunt an und sagte dann "Es sieht exakt aus wie Jack, aber etwas stimmt noch nicht. Es fühlt sich nicht an wie er!"

Hisoka nickte wissend und legte seine Hände auf die Schultern von dem Monster. Augenblicklich füllten sich seine Augen mit Leben.

"Ich legte noch einen Zauber auf ihn, damit er die selbe Macht wie unser Jack verströmt" sagte Hisoka und begann leise und unverständlich zu murmeln.

Ich schaute mir in die trüben Augen. Ich hatte Augenringe und war blass. Sah ich immer so aus? Aber kein Wunder, bei dem was mir alles passiert war.
Sofort verbrannte ich die Gedanken an die Vergangenheit wieder aus meinem Kopf.
Einen Flashback wollte ich jetzt um jeden Preis vermeiden!
Darin war ich über all die Jahre ziemlich gut geworden.

Ryan wollte zwar immer, dass ich einen Therapeuten aufsuche, aber ich wollte andere einfach nicht mit meinen Problemen belasten!

"Jack?" riss mich Nico aus meinen Gedanken.
"Hm?" ich sah ihm in seine unglaublich schönen blauen Augen. Er lächelte mich an und lehnte sich zu mir. Er war so wunderschön! Er küsste mich sanft.
"Nico, wir müssten los, wir nehmen Jack 2.0 mit und Jack bleibt mit Ryan hier" unterbrach uns Rose.

Schwereren Herzens löste ich mich von seinen Lippen. "Ich liebe dich" flüsterte er mir zu und ich antwortete ohne nachzudenken "Ich dich auch!"

Grinsend wurde er von seiner Schwester aus dem Zimmer gezogen.  Hisoka verbeugte sich kurz zum Abschied und nahm mein Ebenbild mit.

Jetzt war ich alleine.

Liebte ich ihn wirklich? Ich hatte keine Ahnung wie sich das anfühlte!
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte öffnete sich die Tür und Ryan trat in das Zimmer.
Ich flog ihm um den Hals. Er drückte mich fest. Ich liebte seine Umarmungen! Er fühlte sich einfach vertraut und sicher an!

"Hey kleiner, ich bin ja da!" flüsterte er in mein Haar.
Während ich seine wohltuende wärme genoss.
So stellte ich mir Liebe vor! Aber konnte man sich in seinen Cousin verlieben oder war das eine andere Art von Liebe?

"Über was denkst du nach?" fragte er als er sich ein wenig von mir löste.
"Über Liebe" gestand ich. Fragend sah er mich an.
"Nico hat mir gesagt, dass er mich liebt..." erklärte ich und ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht.
"Was, wirklich? Und? Erzähl!" Aufgeregt zog er mich auf die gemütliche Couch.

Dann erzählte ich ihm alles was er nicht mitbekommen hatte.
Ich erzählte auch von Hisokas Idee und von dem gruseligem Ding, das aussah wie ich.

Gebannt hörte Ryan mir zu. Er hing förmlich an meinen Lippen.
Als ich fertig war meinte er "Wow, okay krass!" es hatte ihm die Sprache verschlagen.
Nach einer kurzen Pause hatte er sich wieder gesammelt.

"Noch vor ein paar Wochen hätten wir jeden verrückt erklärt, der uns soetwas erzählt hätte! Und jetzt gehört das schon fast zum Alltag. Verrückt! Aber eine Frage beschäftigt mich: fühlst du dich bei Nico wohl?"
Ich nickte.
"Und liebst du ihn?" ich zuckte mit den Schultern.

Ryan nahm mich in den Arm "Das findest du noch heraus. Wichtig ist, dass du das du dich bei ihm sicher fühlst." ich schmiegte mich an seine Brust. So sicher wie bei ihm würde ich mich nie bei jemand anderem fühlen!
"Ryan?", Hm?"," Kann man seinen Cousin lieben?"," Natürlich, ich liebe dich auch mein kleiner!"

Zufrieden seufzte ich und Ryan drückte mich fester an sich.
"Du hast in deinem Leben einfach nie richtige Liebe erfahren, deshalb weisst du nicht, wie sich das anfühlt" flüsterte Ryan.

Da hatte er wahrscheinlich recht. Meine Eltern haben mich nie geliebt! Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten.

Nicht heulen, nicht heulen, bloß nicht heulen! Sagte ich mir im Stillen und versuchte die Tränen zu unterdrücken.
Doch es half nichts. Ich schluchzte leise gegen die starke Brust von meinem Lieblingsmenschen der mich immernoch im Arm hielt.

Mann war ich eine Heulsuse. Wie andere das nur aushalten konnten?!
Ryan jedoch fuhr mir beruhigend über den Rücken und flüsterte "Ich bin ja da, alles gut.... Lass es raus....ich bin immer für dich da."
Es tat so gut. Die ganze Flennerei machte mich immer total müde. Ich gähnte und machte es mir, gegen Ryan gelehnt, etwas bequemer.

Langsam ließen die Tränen nach und ich schloss die Augen.

Wie lange die Verhandlungen wohl noch dauerten? Und ob sie wohl den Köder schlucken? Vermutlich schon, Hisoka hatte sein Handwerk gut drauf! Und was, wenn sie bemerkten, dass das Ding garnicht ich war? Würde dann tatsächlich Krieg ausbrechen? Was würde mit mir passieren? Würden sie mich noch einfordern? Was war mit meiner Macht? Konnte ich wirklich alles zum Leben erwecken? Wie die kleine Maus, apropos wo war Dante nur?

Ich öffnete die Augen und setzte mich auf.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Ryan besorgt.
"Wo ist Dante?", "Wer ist Dante?" mein Cousin sah mich mit gezunzelter Stirn an.
"Na die kleine Maus, die ich zum Leben erweckt habe" Ryan machte einen verstehende Geste.

"Dante, pspsps" rief ich. "Das Tier ist doch keine Katze" lachte Ryan. Ich zuckte mit den Schultern und rief erneut "Daaanteee" und überprüfte mit meinen Blicken den Raum.

Tatsächlich kam das kleine graue Mäuschen kurze Zeit später auf uns zugerannt und krabbelte mein Bein hoch.

Ryan sah mich ganz verdutzt an "Kannst du etwa auch noch mit Tieren reden?" ich schüttelte den Kopf "Trotzdem glaube ich, dass Dante mich versteht..." ich nahm die Maus in meine Hand und ließ sie in meinen Ärmel klettern. Auf meiner Schulter ließ sich das Tierchen nieder.

mors et vita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt