Kapitel 43

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"Erster Halt, Tropfsteinhöhle" grinste mein Cousin.

Äh, okay? Höhle, yayy?
Etwas verwirrt sah ich zu Ryan. "Hey, es ist verdammt cool die Stalaktiten oder Stalagmiten anzusehen!" meinte er mit gespielt beleidigtem Blick. Ja, er hatte Spaß an soetwas. Ich hatte diesbezüglich eher gemischte Gefühle. Denn enge Räume machten mir ziemlich Angst.

"Glaube mir, es wird dir gefallen!" zwinkerte er mir zu und stieg aus dem Auto. Irgendwie hatte ich mir von dem Ausflug mehr erhofft. Etwas enttäuscht steig ich aus. Ryan holte aus dem Kofferraum den Rucksack und entnahm einen Pullover von ihm.
Diesen warf er mir entgegen und meinte "Es könnte etwas kühl werden."
Ich legte das Kleidungsstück über meine Nase und roch daran. Der Pulli roch nach ihm.

Ryan lachte und wuschelte durch meine Haare, nahm mich an die Hand und lief mit mir zu dem Eingang.
Er wollte die Höhle schon betreten, aber ich blieb davor stehen.
Wir standen vor einer riesigen Felsformation und die schweren Eisentore waren weit geöffnet. Zwar war es kein dunkles Loch, in das man sah, aber irgendwie schauderte es mir.

Mein Cousin lächelte mir ermutigend zu und zog mich hinter sich her. Er hielt mich immernoch an seiner Hand. So fühlte ich mich etwas sicherer.
Die Luft hier drin war herrlich. Es war immer leises Tropfen zu hören. Der Gang, durch den wir liefen, war erst schmal und plötzlich standen wir in einer riesigen Grotte wo lauter Zapfen von der Decke hingen und sich aus dem Boden nach oben erstreckten. Das Licht hier drin war lila und ließ das Wasser schimmern.

Ich staunte. Es war wirklich nicht so schlimm wie ich es erwartete.
Ryan fing an zu lachen und ich wusste nicht warum. "Was ist denn?" wollte ich wissen.
"Weisst du an was mich diese Formation erinnert?" lachte er und zeigte auf einer der aus dem Boden kommenden Dinger. Ich zuckte mit den Schultern. "Sieh genau hin" er hatte Mühe nicht zu lachen. Okay, jetzt meinte ich zu wissen.
"Ein riesiger...", "Sag es nicht!", "Gewaltiger...", "Sag es nicht!!", "Praller...", "Du sagst es", "Penis"
Ich klatschte mir mit der flachen Hand an die Stirn. Infantil!
Ryan kugelte sich vor Lachen. Zum Glück war hier außer uns sonst keiner.
"Wenn ich so ein riesen Prügel hätte würden mir alle zu Füßen liegen!", "Da bin mich mir nicht so sicher..." meinte ich. Ryan schaffte es langsam sich zu beruhigen.
"Warum denkst du das?", "Wenn er wirklich so riesig wäre hättest wahnsinnige Schwierigkeiten im Leben. Dieser Stein ist bestimmt fünf Meter lang und ein fünf Meter Penis würde niemanden glücklich machen!", "Macht aber Spaß darüber nachzudenken" lachte Ryan.

Manchmal benahm er sich wirklich wie ein sechzehnjähriger! Immernoch lachend zog er mich weiter durch die Grotte. Bis wir an einen See ankamen, der wirklich wunderschön war! Das Wasser war so klar, dass man den beinahe den Grund des Sees erkennen konnte. Das Wasser schimmerte türkis. Staunend blickte ich auf diese Schönheit.

Ryan zückte sein Handy und Schoss einige Bilder. Ich zog den Pullover an denn hier wurde es doch recht kalt. Als ich den Pullover anhatte stellte sich Ryan dicht an mich und schoss ein Selfie von uns. Er nahm wirder meine Hand. Wir liefen nicht mehr lange durch die Höhle, denn Ryan merkte, wie mir langsam langweilig wurde. Er hätte noch Stunden hier dir verbringen können. Wahrscheinlich wollte er das auch und dabei die Grotte zeichnen.

Als wir draußen waren zog ich den Pulli sofort wider aus, da die Hitze hier ungebremst auf mich eindreschte.
"Ich hab durst" verkündete mein Cousin und zog eine Wasserflasche aus dem Rucksack. Er trank die Hälfte und reichte mir dann die Flasche. Auch ich trank. Jetzt erst merkte ich, wie durstig ich eigentlich war.
Ich setzte die Flasche ab, als sie leer war. "Sollen wir weiterfahren. Wir haben noch Programm vor uns", grinste er, "Der nächste Halt wird dir devinitiev gefallen, darauf verwette ich meinen hübschen Arsch!"
Ich musste lachen und folgte Ryan zum Auto. Er lud den Rucksack in den Kofferraum und die leere Flasche schmiss ich einfach daneben.

Er fuhr anschließend vom Parkplatz, auf die Straße und nach einiger Zeit bog er ab in einen Wald.

Und er hatte nicht zu viel versprochen, denn als ich erkannte wo wir hinfuhren, wäre ich am liebsten vor Freude aus dem Wagen gesprungen. Stattdessen hüpfte ich aufgeregt auf meinem Sitz auf und ab.
"Beruhig dich, Kleiner!" schmunzelte Ryan.
Noch bevor er den Wagen richtig parken konnte, sprang ich aus dem Auto und rannte zu einem niedrig eingezäunten Gehege. Darin befanden sich zwei Esel, ein Pony und viele kleine Schafe. Das Pferd stand direkt am Zaun. Ein Kind versuchte es gerade mit Gras zu füttern, aber das Pferd interessierte sich nicht für das Kind. Ich streckte vorsichtig meine Hand in Richtung Nüstern. Das Pferd machte eine Vorwärtsbewegung, sodass ich es streicheln konnte.
Es fühlte sich so gut an.
Noch als ich das Pferd streichelte legte mein Cousin seine Hände um meinen Bauch, schmiegte sich an meinen Rücken und küsste mein Haar. "Hier gefällt es dir besser, nicht wahr?" ich musste ihm darauf nicht antworten, er wusste wie ich Tiere liebte! Und ich war mit ihm das erste Mal, vor vier Jahren, zu meinem Geburtstag hier. Der Tierpark war einfach wunderbar.
"Sollen wir rein gehen oder magst du lieber hier bleiben?" nuschelte er in mein Haar.

Ich drehte mich in seiner Umarmung so dass ich in seine Richtung sah. Ich schmiegte meinen Kopf an seinen Hals und flüsterte "Danke!"

Er küsste erneut mein Haar, unterbrach die Umarmung, nahm meine Hand und lief mit mir zum Eingang.

mors et vita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt