Kapitel 11

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 Am Abend war es dann soweit. Zusammen fuhren wir zu der Lagerhalle, die zum Studio umfunktioniert wurde.
Bunte Scheinwerfer tauchten die Halle in angenehmes Licht.

Die Zwillinge zogen sich erst um. Also stand ich vorerst allein in der großen Halle.
Nico kam zuerst wieder, er trug eine schwarze Hose sowie schwarze Tanzschuhe und ein rotes Hemd.
"So, dann wollen wir mal bisschen leben in die Bude bringen" meinte er als er zu einem Pult lief auf dem ein Laptop stand. Ich lief zu ihm.
Über den Laptop startete er eine Playlist.

"Komm mal mit" sagte er als er mich in die Mitte des Raumes zog. "Ich zeig dir die Grundhaltung" lächelte er.

"Warte, ich helfe" rief Rose, die gerade aus der Umkleide kam. Mit hohen Tanzschuhen lief sie schnellen Schrittes zu uns.

"Nico, nimm deine Position ein" bat Rose. Sofort änderte sich seine Körperhaltung, sein Kinn schoss sofort in die Höhe, der Rücken war gerade und die Arme in Position.

"Okay Jack, sie so nett und gehe näher an Nico, lege deine linke Hand auf Nicos Bizeps und deine rechte in Nicos Hand" etwas zögerlich tat ich was Rose sagte und Nico legte seine Hand an meinen Rücken und zog mich somit noch etwas näher an ihn.

So nah war ich bisher nur Ryan gewesen. Nico roch unheimlich gut und in seinen strahlend blauen Augen waren kleine schwarze Flecken.
Mein Herz klopfte vor Aufregung so sehr, dass ich dachte es springt mir gleich aus der Brust.
Er lächelte mich ruhig an. "So, jetzt den linken Ellenbogen etwas weiter nach oben, super", sagte Rose, "perfekt, ihr seid wie füreinander geschaffen" freute sich Rose.
Nico fühlte sich gut an. Ich spürte, dass ich blind vertrauen konnte.

Nach und nach kamen immer mehr Leute.

Die Zwillinge begrüßten alle. Insgesamt waren circa zwanzig junge Menschen gekommen.
"Hai, du bist neu hier" stellte eine rothaarige fest. Sie schien in meinem Alter zu sein. An der Hand hielt sie einen grossen Mann. "Ich bin Talita und das ist mein Partner Grant" er nickte mir kurz zu dennoch wirkte er irgendwie abwesend.
"Er hasst es hier mit mir zu sein, aber er muss es aushalten, gell Hasi" ihre Stimme wurde bei ihren letzten Worten unangenehm hoch.
Ihr Hasi nickte verdrehte die Augen.
Oha, dass war ja mal ein liebevolles Paar.

"So, wir fangen an" rief Rose. Alle verteilten sich mit ihrem Partner im Raum. Ich stand unsicher immernoch an der selben Stelle.
Nico kam zu mir und zog mich zu einer leeren Stelle mitten im Raum.

Yeah, Rampenlicht...
"Beginnen wir zu Anfang wieder mit unserem Freestyle oder Electric Slide oder wie ihr ihn nennt."

Freeslide was?

"Relax, mach einfach dass was alle machen. Du hast es im nu raus" flüsterte Nico mir zu. Und schon schob er mich zwei Schritte nach rechts, zwei nach links, zwei zurück, einen vor einen nach hinten dann folgte eine viertel Drehung und dass selbe wieder.
Wow, dass war wirklich einfach und machte spaß!
Einige, wie Nico, fingen ab der Mitte des Liedes an sich zu drehen und ersetzten somit die Schritte. Das sah mega kompliziert aus! Ich blieb lieber bei den Schritten.

Der restliche Abend verlief ziemlich gut. Rose und Nico waren fantastische Lehrer. Ich lernte heute den Grundschritt vom Discofox. Der Grundschritt war einfach aber Rose und Nico zeigten wie so ein Tanz aussah und mir wurde schon von Zusehen übel, so viel wie dort rumgewirbelt wurde.

Mit Nico zu tanzen machte mir unheimlich viel Spaß. Mit ihm tanzte ich wie auf Wolken. Er war überhaupt einfach wunderbar. Seine Art, seine Ausstrahlung, seine Augen. In ihnen konnte ich versinken wie ein Schiff im Ozean.

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Nun sass ich müde auf der Rückbank des Autos, Rose fuhr. Mittlerweile war es um die 22.00 Uhr. Ich lehnte meinen Kopf gegen das kühle Fenster und hörte der leisen Musik zu die aus dem Radio kam. Ich gähnte und schloss meine Augen.
Ich schreckte auf als ich bemerkte, dass ich nicht mehr im Auto sass. Ich war auf Nicos Armen, er trug mich.
"Ganz ruhig" flüsterte er und legte mich sanft auf mein Bett. Hatte er mich denn von Auto bis hier her getragen? Ich spürte wie ich rot wie eine Tomate wurde.
Er war mir sehr nahe und mir wurde ganz warm vor Nervosität. Er lächelte mich an und widmete seine Aufmerksamkeit dann meinen Schuhen, die er mir auszog um dann die Decke über mich legte.
"Schlaf gut" flüsterte er und ließ seine Hand durch mein Haar gleiten.
Ich mochte seine Berührungen sehr. Es fühlte sich gut an.

"Nico?" versuchte ich ihn aufzuhalten als er gerade aus dem Zimmer gehen wollte.
"Hm?" brummte er. "Kannst du noch ein bisschen hier bleiben?" Nico senkte daraufhin den Kopf "Dass ist keine so gute Idee. Ich muss jetzt dringend duschen" meinte er. Doch ich wollte wirklich nicht dass er geht.
"Dusch hier" flehte ich beinahe. Nico lachte leise und kratzte sich am Hinterkopf. Dann kam er wieder zu mir ans Bett. Mittlerweile hatte ich mich aufgesetzt und er nahm an der Bettkante Platz.
"Jack, ich würde dir sehr gerne deinen Wunsch erfüllen, aber ich kenne mich. Ich hab eine Schwäche für so niedliche und unschuldige Jungen wie du. Und wenn ich jetzt hier bei dir bleiben würde, dann wäre es möglich, dass ich über dich herfalle und dass darf ich nicht!" seine Hand legte er an meine Backe und streichelte mit dem Daumen über meine Wange.
Nico leckte sich kurz über seine Lippen und zog dann seine Hand weg.
"Gute Nacht" sagte er und verschwand.

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