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D A L Y A

"Ich komme", sprach er und legte auf. Verwirrt sah ich ihn an und sah ihm zu wie er sich anzog. "Yekta, wohin?", fragte ich. Er antwortete nicht und zog seine Jacke an. Ich zog mir auch sofort meine Jogginghose an und darüber ein T-Shirt. "Was machst du?", fragte er wütend. "Ich werde mitkommen." - "Nein wirst du nicht!", schrie er und ich zuckte zusammen. Er sah mich wütend an und rannte runter. Ich rannte ihm hinterher. Er durfte nicht so alleine Auto fahren. Als er mich bemerkte, stoppte er und sah mich wütender an. "Dalya", schrie er lauthals. Ich zitterte schon am ganzen Leib. Was war denn passiert? "I-Ich komme", stotterte ich und schluckte schwer. "Nein", schrie er und lief raus. Mit zitternden Händen nahm ich meine Autoschlüssel und lief raus. Er fuhr schon los. Schnell lief ich zu meinem Auto und fuhr ihm hinterher, was sehr schwer war. Er fuhr wie ein verrückter. Irgendwie behielt ich ihn im Auge und kam an einem Krankenhaus an. Was machte er hier? Ich parkte etwas weiter weg von ihm und lief ins Krankenhaus. Er war gerade an der Information. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich entschied mich ihm hinterher zu gehen. Er lief nach Minuten die Treppen hoch. Warum nahm er nicht den Aufzug? Ich rannte hinterher und versuchte mich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Er lief in die Komastation. Mir wurde übel. Was war passiert? Ich lief langsam in den Gang und sah wie Yekta in ein Raum ging. Ich lief auch hin und blieb an der Tür stehen. Ich hörte die Gespräche zwischen Yekta und dem Arzt. "Wer hat diese verdammten Kabeln rausgesteckt", hörte ich wie Yekta schrie. "Bitte beruhigen Sie sich. Sie sind in einen Krankenhaus, vergessen Sie es nicht", sprach der Arzt ruhig. "Krankenhaus? Wegen Ihnen habe ich mein Bruder verloren. Wegen Ihrer Unaufmerksamkeit!", schrie er. Bruder? Ich schluckte schwer. Yekta hatte einen Bruder? Mit wem war ich verheiratet? Ich merkte, dass ich über ihn nichts wusste. Ich wusste nichts über seine Familie. Er hatte mich bis heute mit keinem Familienmitglied von ihm vorgestellt. Erst jetzt wurde mir alles bewusst. Bravo Dalya. Das alles fällt dir echt früh ein, dachte ich mir. Ich hörte von drinnen Yekta schreien und ich zuckte zusammen. Mein Herz zog sich zusammen. Nach Sekunden wurde die Tür stark geöffnet und vor mir stand Yekta. Wütend sah er zu mir. Seine Brust hob sich schnell hoch und runter. Seine Blicke wurden düster und er hielt mich am Handgelenk fest. Schon wurde ich stark mitgezogen. Schmerzvoll schloss ich meine Augen und eine Träne fiel mir über die Wangen. Es schmerzte. Ich brachte kein Wort über die Lippen. Irgendwann wurde der Griff fester und ich presste meine Lippen aufeinander. Yekta lief wütend weiter. Draußen liefen wir zu seinem Auto und er schubste mich mit dem Rücken gegen das Auto. Schmerzvoll stöhnte ich auf und schloss meine Augen. Er stieg ins Auto und ich tat dasselbe. Er fuhr wie ein verrückter durch die Straßen. Innerlich betete ich, dass nichts passieren sollte. Als wir ankamen, stieg ich sofort aus und lief ins Haus. Ich wollte schnell hochlaufen, doch wurde an meinem Handgelenk die Treppen runtergezogen. Ich stolperte und fiel auf Yekta. Er hielt mich an meinem Arm fest und sah mich wütend an. "Was hast du im Krankenhaus gemacht", schrie er. "Habe ich dir nicht gesagt, dass du nicht kommen wirst? Warum hörst du nicht auf mich?" - "I-Ich wollte d-dich nicht alleine lassen", stotterte ich ängstlich. "Habe ich dir gesagt, das ich dich an meiner Seite brauche? Warum mischt du dich in mein Leben rein", schrie er wie ein verrückter und schubste mich gegen die Wand. Ich gab kein laut von mir. Wütend sah er mich an und ging sich durch die Haare. "Ich möchte einfach mehr über dich wissen. Du erzählst mir nichts. Ich weiß nichts über dich", sprach ich irgendwann. "Das sollst du auch nicht! Versetz dich nicht in die Rolle einer Ehefrau! Ich habe dich gekauft. Versteh es endlich. Du bist von mir gekauft worden. Verhalte dich auch so", schrie er und lief raus aus der Haustür. Wie ein Schlag in die Fresse. Würde er mich hier schlagen, würde es nicht so wehtun. Weinend lief ich hoch ins Schlafzimmer und legte mich ins Bett. Warum weinte ich? Ich musste doch schon längst damit klarkommen, dass ich wie Müll behandelt werde. Warum tat es mir dieses Mal mehr weh. Warum schmerzte mein Herz? Die ganze Nacht über weinte ich und dachte nach. Es fehlten so viele Puzzleteile in meinem Leben. Ich ließ all die Schmerzen von den Jahren raus. Die ich all die Jahre mitgetragen habe. Ich wollte getröstet werden. Einfach in den Arm genommen werden und getröstet werden. Warum hatte ich niemanden? Ich war so alleine. Ich fiel und keiner gab mir die Hand. Keiner hielt mich am Leben. Sie schubsten mich alle näher zur Klippe. Innerlich war ich tot. Irgendwann fiel ich in den Schlaf. Um 15 Uhr stand ich am nächsten Abend auf und sah neben mir Yekta liegen. Er stank richtig nach Alkohol. Müde sah ich in sein schlafendes Gesicht. Ich hob schwer meine Hand und ging ihm durch die Haare. Mein Blick fiel auf mein Handgelenk. Es war stark blau angeschwollen. Eine Träne fiel runter und ich stand auf. Ich tapste ins Bad und sah mich im Spiegel an. Ich sah echt hässlich aus. Meine Augen waren rot und angeschwollen. Ich ging unter die Dusche und nahm eine heiße dusche. Nachdem ich fertig war, zog ich mich an und lief runter. Ich setzte mich vor den Fernseher und rührte mich bis zum Abend nicht. Irgendwann kam Misra und gab bescheid, dass das Essen fertig war. Ich stand schwer auf und lief ins Esszimmer. Sie hatte für zwei gedeckt. Ich fing an zu essen und hörte irgendwann die Schritte von Yekta. Er erschien an der Tür und kam sofort rein. Er sah müde und fertig aus. Er setzte sich hin und fing an sein Essen zu essen. Ich aß auch weiter und irgendwann streckte ich mein Arm zur Wasserflasche und wollte sie nehmen, bis ich die Blicke von Yekta auf meinem Handgelenk sah. Schnell zog ich mein Arm zurück und aß weiter. Ich spürte die Blicke von Yekta weiterhin auf mir, doch ich sah nicht hoch zu ihm. Yekta stand einfach auf und lief raus. Lustlos ließ ich mein Löffel ab und lehnte mich zurück.

Ich band das schwarze Kopftuch um und sah mich im Spiegel an. Ich war vom Kopf bis zum Fuß schwarz angezogen, da heute die Beerdigung von Yekta's Bruder war. Es waren 3 Tage vergangen und wir redeten nicht. Yekta kam jeden Abend betrunken nach Hause und ließ die Arbeit hängen. Das heute die Beerdigung war, hatte ich sogar von Berat erfahren. Der Bruder würde in ein muslimisches Friedhof begraben. Ich lief langsam runter und ging ins Wohnzimmer. Yekta und Berat saßen zusammen auf der Couch. Beide hatten schwarze Anzüge an. Yekta hatte die Beine breit gemacht, stützte seine Arme drauf ab und mit den Händen stützte er sein hängendes Kopf ab. Ich sah auffordernd zu Berat, der leicht nickte. Er legte seine Hand auf den Rücken von Yekta. Yekta sah zu Berat. Berat sah ihn auffordernd an und schon standen sie auf. Yekta's Blick fiel auf mich, doch ohne jegliche Mimik lief er an mir vorbei. Berat lächelte mich leicht an, legte seinen Arm um meine Schulter und somit liefen wir raus. Der Chauffeur, Levent, würde uns fahren. Yekta saß schon hinten im Auto. Berat öffnete mir die hinter Tür und ich setzte mich rein. Berat dagegen setzte sich vorne auf den Beifahrersitz. Yekta sah kalt aus dem Fenster und ich sah ihn mir an. Ich hatte echt zurzeit Angst vor ihm. Diese Situation erinnerte mich an unsere Hochzeit. Er war genauso kalt und ich versuchte mit ihm Kontakt zu bauen, wie jetzt. "Yekta", murmelte ich und legte zögernd meine Hand auf seine, die er aber sofort wegzog. Etwas in mir zerbrach und ich sah ihn traurig an. Nach einer Weile sah ich selber raus aus dem Fenster und sprach nicht mehr. Nach paar Minuten waren wir am Friedhof. Wir stiegen aus und eine etwas ältere Dame rannte weinend auf Yekta zu. Sie umarmte ihn fest und weinte weiter. Ich sah mir Yekta an und merkte wie seine Gesichtszüge etwas weicher wurden. Er drückte sie an sich und küsste sie auf den bedeckten Kopf. Nach einiger Stille löste sich die Frau von ihm. "Yekta, er ist zu früh gegangen", sprach sie weinend und ein Stich versetzte sich in mein Herz. "Teyze, beruhig dich bitte", sprach Yekta und streichelte ihr Oberarm. (Teyze=Tante) "Oh, mein Junge. Ich konnte nie bei euch sein. Ich fühle mich so schuldig" - "Teyze, das musst du nicht." - "Yekta", weinte sie weiter. "Teyze die Beerdigung fängt gleich an", sprach Yekta. Sie nickte schwach und versuchte zu den Frauen zu laufen, doch sie war nicht in der Lage. Ich lief schnell zu ihr und legte mein Arm um ihre Taille. "Ich helfe Ihnen", sprach ich und sah sie an. Sie nickte leicht und wir liefen gemeinsam zur Stelle. Ganze Beerdigung über, stützte ich sie ab. Sie weinte an meiner Schulter und wiederholte immer  wieder den Namen 'Yagiz'. Mir wurde schnell klar, dass es der Bruder von Yekta war. Nach der Beerdigung fuhren wir wieder gemeinsam zurück. Auch die Tante kam mit. Sie saß neben Yekta und weinte die ganze Zeit. Ich merkte, dass Yekta mit den Nerven am Ende war. Er hielt seine Aggressivität schwer zurück. Als wir ankamen, stiegen wir gemeinsam aus und liefen ins Haus. Die Tante von Yekta hatte sich etwas beruhigt und man hörte nur noch ihr schluchzen. Yekta, seine Tante und Berat liefen ins Wohnzimmer und ich in die Küche. Ich nahm ein Glas und Wasser mit ins Wohnzimmer. Ich füllte das Glas mit Wasser und überreichte es Yekta's Tante. "Dankeschön", sagte sie schwach und trank das Wasser aus. Sie legte das leere Glas auf den Tisch und es herrschte eine unangenehme Stille. Ich stand langsam auf und lief hoch ins Zimmer. Ich zog mir mein Kopftuch aus und zog mich um. Ich zog eine enge Jeans und darüber ein Nike Pulli an. Meine Haare machte ich zu einem Dutt und lief langsam runter. "Wie ist es passiert?", hörte ich die Stimme der Frau. "Jemand hat sich reingeschlichen und die Kabel rausgesteckt", hörte ich die emotionslose Stimme von Yekta. Die Frau fing wieder an zu weinen. "Zuerst meine geliebte Schwester und mein Schwager und jetzt mein Neffe", sprach sie. Was spielte sich hier ab? Meine Neugier wuchs, doch ich konnte nichts fragen.
Ich hörte Schritte und schon sah ich Yekta vor mir stehen. Er sah mich emotionslos an und lief an mir vorbei. Er sollte nicht so kalt zu mir sein.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt