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Ein schwarzer, kalter Raum. Kein Licht. Kein Fenster. Nichts. Angst. Angst um mich und um mein Baby. Meine Hand lag die ganze Zeit auf meinem Bauch. Mein Gesicht war Tränendurchströmt. Ich zitterte am ganzen Leib. Mir war kalt. Ich saß auf kaltem Boden. Ich wollte aufstehen, doch hatte die Kraft nicht dazu. Mein Kopf schmerzte. Mein Körper schmerzte. Ich wusste nicht, wo ich war. Ich wusste nicht, was passiert war. Ich wusste nichts. Ich hörte ein Geräusch. Ich wollte schreien, doch es ging nicht. Mein Hals tat weh. Ich fasste um mich rum, doch nichts kam in meine Hand. Kein einziger Gegenstand. Ich wollte hier raus. Ich hatte Angst. Wo war ich hier? Sie sollten mich hier raus holen. Jemand sollte mir helfen. Ein Geräusch, was mich aufschrecken ließ. Die Angst wurde größer, als ich hörte, wie man die Tür aufschloss. Meine Hand lag wie immer auf meinem Bauch. Ich wollte mein Baby beschützen. Die Tür wurde geöffnet und das helle Licht fiel ins dunkle Zimmer ein. Ich schloss meine Augen, doch öffnete sie nach einer Weile ganz langsam. Vor mir stand ein Junge. In schwarz gekleidet. Gebaut. Als ich in sein Gesicht sah, stockte mein Atem. Ein schluchzen hörte man. Tränen, die nicht aufhören wollten. Das Grinsen von ihm, was nicht verschwinden wollte. Mir wurde schwarz vor Augen, doch ich durfte nicht jetzt schwach werden. Ich versuchte mein Mut zu sammeln. Er machte einen Schritt und ich zuckte zusammen. Komm nicht, sprach ich im inneren. Ich wusste, wozu er fähig war.

"Na, Dalya. Wie geht es dir, Prinzessin?", sprach er und grinste weiterhin.

Das sollte bitte alles ein schlechter Scherz sein. Bitte.

"W-Was willst du von mir", brachte ich nach langer Zeit raus.
"Ich möchte nichts von dir Dalya. Ich möchte etwas von deinem Mann."
"Er hat dir nichts gemacht", sprach ich und sah ihn schwach an.
"Halt die Fresse", rief er und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Er packte mich am Arm und zog mich hoch. Vor Schmerz fluchte ich vor mich hin. Er zog mich raus aus dem Zimmer und sah mich an. "Drinnen habe ich nicht einmal gesehen, wie schlimm dein Gesicht aussieht. So kann ich mein schönes Meisterwerk besser bewundern"

Geschockt sah ich in den Spiegel, der hinter ihm war und wollte ihn am liebsten töten. Mein Gesicht war voller Kratzer. Blutüberströmt. Blaue Flecken. Er hatte mein Gesicht ruiniert. Ich sah schrecklich aus.

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Ich saß wie immer im Wohnzimmer und sah fern. Ich hatte in meiner Hand Schokolade und aß es genüsslich. Um 22 Uhr kam auch schon Yekta und sah mich an. Er schüttelte sein Kopf und ging hoch. Ich war jetzt im ersten Monat und mein Kind war kerngesund. Yekta wusste immernoch nichts davon. Keiner wusste etwas. Aleyna hatte ich es auch nicht gesagt, da sie sich sowieso verplappern würde. Ich schaltete um, als Werbung kam und sah mir eine andere türkische Serie an. Yekta kam nach einiger Zeit runter und setzte sich auf die andere Couch hin. Er sah mich skeptisch an und sah danach aber wieder weg. Auf einmal klingelte mein Handy, dass auf dem Tisch lag. Ich sah drauf und las Selim's name ab. Ich sah sofort zu Yekta und er sah wütend zum Handy. Als ich gerade zum Handy greifen wollte, nahm er es und warf es gegen die Wand. Ich zuckte zusammen und sah in seine wutentbrannten Augen. Er stand auf und zog mich am Arm hoch. Vor Schmerz stöhnte ich auf. "Willst du mich verarschen? Was ruft dieser Spast noch an?", schrie er außer sich. "Was weiß ich man", schrie ich zurück. "Lass mich los!" Ich versuchte mich loszureißen, doch es gelang mir nicht. Yekta zog mich näher an sich und sah mir wie gebannt in die Augen. "Verpiss dich Dalya", zischte er und schubste mich zurück. Geschockt sah ich ihn an. "W-Was?" - "Verpiss dich hab ich gesagt. Raus aus meinem Haus. Lass dich nicht mehr blicken", schrie er ausser sich. Geschockt sah ich zu ihm. "Yekta, komm zu dir. Wir haben 23 Uhr. Was soll ich draußen machen?", rief ich. "Ist mir sowas von scheiss egal. Verpiss dich halt zu Selim. Du findest schon eine Unterkunft. Ich lasse nicht mit mir spielen. Eure spielchen könnt ihr woanders abziehen", schrie er weiter. "Bist du bescheuert? Was für spielchen?", schrie ich entgegen. "Dalya, verpiss dich", zischte er. Ich sah ihn nur an und lief aus dem Wohnzimmer. Wenn er mich nicht wollte, dann würde ich auch gehen. Ohne irgendetwas mitzunehmen ging ich raus und schon kam mir der kalte Wind entgegen. Ein Schauer lief durch meinen ganzen Körper und ich bereute es augenblicklich, nichts festes angezogen zu haben. Trotzdem lief ich weiter. Draußen war keiner und es war stockdunkel. Ich wollte mich auf die Suche nach einem Hotel machen, doch auf einmal wurde mir von hinten etwas gegen den Mund gedrückt und das letzte an das ich mich erinnern konnte war, wie ich in die Arme von einer Person fiel.

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Vor mir eine Kamera und hinter der Kamera er. Er hatte mich an einen Stuhl gebunden und stellte die Kamera ein. Mein Mund war zugeklebt und Tränen liefen meine Wangen entlang. Als er es anmachte, stellte er sich neben mich hin und sah grinsend in die Kamera.

"Guten Tag Herr Haznedaroglu. Wie geht es Ihnen heute? Besser? Guck mal wen ich hier habe. Ich wusste genau, dass dieser Anruf dich aus der Fassung bringen würde Yekta Haznedaroglu. Ich kenne dich zu gut. Deine arme Frau. Sie leidet hier wegen deiner Dummheit. Guck sie dir mal an. Ich habe sie verschönert. Obwohl, solche Frauen findest du ja nicht attraktiv. Soll ich sie direkt umbringen? Was wäre dein Vorschlag? Yekta Haznedaroglu, deine Eltern sind erledigt, dein Bruder ist erledigt und jetzt bist du dran. Du wirst aber nicht sofort sterben. Ich will dich leiden sehen Haznedaroglu. Du wirst leiden! Vergiss es niemals. Keiner kann Selim Tas besiegen. Ach und bevor ich es vergesse. Pass auf deine Tante und Cousine in Amerika auf. Nicht das ihnen etwas zustößt."

Mit diesen Wörtern lief er wieder zur Kamera und schaltete sie aus. Ich weinte stärker. Er war ein Psychopath. Als er sich wieder zu mir wendete, lachte er fies. Er kam auf mich zu und riss den Kleber von meinem Mund. Ein lautes schluchzen kam herraus und ich sah ihn mit verheulten Augen an. "S-Selim wieso tust du es?", fragte ich. "Da gibt es einige Gründe Dalya", sprach er ernst und sah mir in die Augen. "Yekta wird sich nicht einmal vom Fleck berühren wegen mir. Er liebt mich nicht einmal", sprach ich schwer aus. "Ich weiss Dalya. Aber du trägst seinen Nachnamen. Das reicht für ihn", sagte er und verließ den Raum.

Meine Augen waren weit aufgerissen. Das traf mich. Hart. Sehr hart.
Ich weiß nicht, wie lange ich auf diesem Stuhl saß, doch langsam bekam ich echt Hunger. Er sollte mir wenigstens etwas zu Essen bringen. Obwohl ich mich nicht traute von ihm Essen anzunehmen, brauchte ich es. Ich musste an mein Baby denken. Mein Kopf fiel vor und erschöpft ließ ich einen Seufzer raus. Mein Hals war trocken und meine Augen brannten. "Alles wird gut", sprach ich zu mir und sah zur Tür, die gerade aufgeschlossen wurde. Selim kam mit einer Flasche Wasser ins Zimmer. Er öffnete sie und sah mich emotionslos an. Er hielt die Flasche vor mein Mund. Das war nicht sein ernst. Sogar mein Wasser musste ich aus seinen Händen trinken. Ich setzte mein Mund an die Flaschenöffnung und trank aus der Flasche. Nach einiger Zeit, zog Selim die Flasche einfach weg, wodurch ich mich verschluckte und einen Hustanfall bekam. Trotzdem sagte ich nichts. Ich wollte ihn nicht aggressiv machen. Wenn er aggressiv wird, wusste ich, dass es kein gutes Ende haben würde.

"Ich habe unser Video an deinen Ehemann geschickt. Er wird sich freuen", sprach er lachend aus und sah mich an. Ich sagte nichts. Die Tränen stiegen in mir hoch.

"Weisst du was Dalya? Es ist so schön dich leiden zu sehen."
"Ich habe mein ganzes Leben lang gelitten und das weißt du. Warum macht es dir noch Spaß? Ist doch nichts neues", gab ich entgegen.
"Oh doch. Das du wegen mir leidest ist viel schöner", antwortete er und lief einfach raus.

Ich war wirklich mal mit diesem Psycho zusammen. Ich hatte diesen Jungen mal geliebt. Wie konnte ich nur so blind sein? Weitere Stunden vergingen und mir wurde schon langsam schlecht. Ich wollte hier raus. "Dalya, dein Mann ist am Telefon. Willst du ihn mal sprechen?", fragte er lachend und kam mit dem Handy am Ohr auf mich zu. Ich wollte nicht mit Yekta reden. Ich war sowas von wütend und enttäuscht. Erstens, dass er dachte, dass ich mit Selim ihm Fallen stellen würde und zweitens, da er mich um diese Uhrzeit einfach rausgeschmissen hatte. Egal ob man sie liebt oder nicht. Eine Frau sollte man nicht Nachts rausschmeissen. Wegen ihm war ich gerade hier und dieser Gedanke ließ mich wütender machen. Selim betätigte die Lautsprecher Taste und schon hörte ich die Stimme von Yekta.

"Dalya", sprach er energievoll aus. "Dalya, rede mit mir!"

Ich ließ kein Wort raus aus meinem Mund. Selim lachte laut auf und sah mich an.

"Na Yekta, will deine Frau nicht mehr mit dir reden?", lachte er in den Hörer.
"Halt die Fresse du Hund. Du wirst das Ganze büßen. Dalya antworte mir verdammt", schrie er außer sich.
"Yekta, Yekta", lachte Selim weiter.
"Ich werde dich finden Selim. Wenn ich dich finde, werde ich dich mit eigenen Händen töten. Fass meine Frau nicht an. Wehe du fasst sie an Selim", schrie er und Selim legte einfach auf.

Er sah mich grinsend an und verließ den Raum. Als er hinter sich zuschloss, fing ich an heftig zu weinen. Ich hatte ihn wirklich vermisst musste ich mir selber eingestehen. Seine Stimme ließ mich hier noch schlimmer fühlen als es war. Ich hatte lange Gefühle gegenüber Yekta, doch Liebe war das nicht. Da war ich mir sicher. Ich fühlte mich immer sicher neben ihm. Dies würde ich jedoch nie Yekta zeigen. Er verdiente es nicht. Ich würde hier rauskommen, daran glaubte ich. Egal wann und wie. Wenn ich aber hier rauskommen sollte, würde ich nicht mehr zu Yekta gehen. Ich würde mit meinem Kind alleine eine Familie gründen.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt