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"Anne", kreischte Yelda lachend und im nächsten Moment spürte ich ein schweres Gewicht auf mir. Stöhnend öffnete ich meine Augen und schon wurde Yelda von mir genommen. Sie lachte und rief nach mir. "Ich habe dich", sprach Yekta lachend und ich sah hoch zu den beiden. Yelda war in den Armen von Yekta. Beide lachten und Yekta scherzte mit Yelda. Dieser Anblick sah so traumhaft schön aus. Yekta sah zu mir und sein Lachen verging. "Frühstück ist fertig. Wir warten unten", sprach er monoton und lief mit Yelda nach unten. Seufzend stand ich auf und lief ins Bad. Ich machte mich fertig und lief zu meinem Kleiderschrank. Ich hatte gestern die meisten Sachen von mir schon aufgehängt. Ich holte mir eine Leggings und ein lockeres, weißes Top raus. Ich machte meine Haare zu einem Dutt und lief somit runter. Yekta und Yelda saßen schon am Tisch und warteten auf mich. Der Tisch war voll mit verschiedenem Essen. Verwirrt lief ich zu den beiden und setzte mich hin. "Wer hat das alles gemacht?", fragte ich. "Funda Teyze", schrie Yelda lachend und verwirrte mich noch mehr, bis eine etwas ältere Dame mit einer Teekanne, reinkam. Sie war um die 50 aus und sah zum anbeißen süß aus. Sie sah mich lächelnd an, was ich erwiderte. "Funda Teyze das ist Dalya", sprach Yekta. "Meine Mama", schrie Yelda rein, was uns zum Lachen brachte. "Dalya das ist Funda Teyze, unsere Haushälterin." - "Freut mich Sie kennenzulernen", sprach ich und lächelte sie an. "Freut mich auch, kizim", sprach sie und eine Gänsehaut überkam mich. Lange hatte mich keiner so genannt. Es kam so vom Herzen, nicht einmal meine Mutter hatte mich so genannt. Der Gedanke an meine Mutter wollte ich verdrängen und räusperte mich kurz. "Entschuldigung, es kam einfach aus meinem Mund. Wird nicht mehr vorkommen", kam von der niedlichen Dame vor mir aus dem Mund. Ich sah sie lächelnd an. "Ist gar kein Problem. Sie können mich ruhig so nennen. Habe nur kurz an etwas anderes gedacht, nehmen Sie es bitte nicht persönlich", gab ich von mir und das unsichere Gesicht der Frau wurde wieder freundlich. Sie nickte und tat die Teekanne auf den Platz. Als sie wieder gehen wollte, hielt ich sie auf. "Haben Sie schon gefrühstückt?", fragte ich sie. "Nein", sprach sie. "Setzen Sie sich doch und frühstücken mit uns." - "Ach, das ist nicht nötig, danke. Ich störe Sie ungern", sprach sie. "Warum sollten Sie stören. Bitte", sprach ich. "Komm Funda Teyze", schrie Yelda glücklich und Funda Teyze lachte kurz. "Setz dich bitte Funda Teyze", kam diesmal von Yekta und ich richtete meine Blicke auf ihn, doch er sah mich nicht einmal an. "Ich nehme mir dann mein Besteck", sprach sie und ich nickte nur. Als sie kam, setzte sie sich zu uns und wir frühstückten gemeinsam. "Wie alt sind Sie?", fragte ich sie. "Ach Kizim, dieses Siezen passt echt nicht zu mir. Du kannst mich duzen", sprach sie und ich nickte verständnisvoll. "Ich bin 54 Jahre alt", antwortete sie. "Funda Teyze, ich möchte, dass du jedes Mal mit uns isst. Bitte esse nicht alleine und wenn du mal Hilfe brauchen solltest, ruf mich." - "Das ist sehr lieb von dir", sprach sie. "Yekta, deine Frau hat echt ein reines Herz." Verlegen sah ich auf mein Teller. Yekta sagte nichts. "Anne, isch will noschmal Nutella", rief Yelda. Ich nahm ein Brötchen in meine Hand und schmierte es mit Nutella ein. Nachdem Frühstück, räumte ich mit Funda Teyze auf. "Kizim, setz dich doch", sagte sie.
"Ich möchte dir helfen", sprach ich und trocknete das Geschirr ab. Gedankenverloren sah ich dabei auf die Wand, bis eine Hand auf meinem Schulter mich aus meinen Gedanken rausholte. Ich zuckte leicht auf und sah in das Gesicht von Funda Teyze. "Möchtest du mit mir reden?", fragte sie mich und strich mir über den Rücken. Ich sah sie mit Tränen in den Augen zu ihr und umarmte sie einfach. Sie gab mir in wenigen Minuten eine die Liebe, die meine Mutter mir nie gab. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht wie sich Mutterliebe anfühlte, doch ich fühlte mich neben dieser Frau einfach so geborgen. Das Wort 'Kizim' kam so aus dem Herzen. Sie strich mir über meinen Rücken. "Geht es dir gut?", fragte sie und ich entfernte mich schwer von ihr. "Es tut mir leid. Also es kam auf einmal", entschuldigte ich mich. "Ach kizim, dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen. Wenn du Probleme hast, kannst du gerne zu mir kommen. Es ist gar kein Problem, sehe mich wie eine zweite Mutter. Zwar kann ich nicht den Platz deiner Mutter ersetzen, aber-", sie wollte weitersprechen, doch ich redete dazwischen. "Sie sind besser als meine Mutter", sprach ich und erntete bemitleidende Blicke von mir. "Ich schau mal nach Yelda", sprach ich und wollte dieser unangenehmen Situation entfliehen. Sie nickte nur und ich befand mich in wenigen Minuten in meinem Zimmer. "Ich hasse euch", flüsterte ich vor mich hin und dachte dabei an meine ach so tollen Eltern. Ich hasste sie. Beide. Und das vom tiefsten Herzen, denn dies verdienten sie. Ich wollte wirklich wissen, was mit ihnen passiert war, weshalb ich in Yektas Arbeitszimmer lief. Auf dem Weg sah ich Funda Teyze, die ihm sein Kaffee brachte. "Gebe es mir. Ich bringe es ihm", sprach ich lächelnd, woraufhin sie nickte. Er saß am Schreibtisch und sah sich eine Akte an. Ich klopfte leicht an der Tür und ohne sein Kopf zu heben, sprach er. "Mein Kaffee kannst du auf den Tisch legen Funda Teyze." Ich lief langsam rein, schloss leicht die Tür hinter mir zu und stellte es auf sein Tisch. Er sah kurz auf meine Hand und schon blickte er hoch. Er zog seine Augenbrauen zusammen. "Können wir mal reden?", fragte ich. "Um was geht's?", fragte er. Ich setzte mich auf den Einzelsofa und sah ihn an. "Über meine Eltern", sprach ich und schon rollte er genervt seine Augen und lachte kurz auf. "Weißt du was mit ihnen passiert ist?", fragte ich. "Sollte es dich überhaupt interessieren?", sprach er und sah mich provozierend an. Mit offenem Mund sah ich ihn an. "Nein, aber ich möchte es wissen", sprach ich. "Wie versprochen, dein Vater ist pleite gegangen und wie erwartet ist deine Mutter zu einem anderen Mann. Ich halte meine versprechen, Dalya", sprach er und sah mir tief in die Augen. Dies war mir unangenehm weshalb ich mein Blick von ihm nahm und auf den Boden sah. "Danke", murmelte ich und stand auf, um zu gehen, doch wurde von Yekta aufgehalten. "Denkst du nicht, dass wir reden sollten?", fragte er mich und ich blieb stehen. Ich nahm tief Luft und sah kurz hinter. "Ich denke nicht, dass es der richtige Zeitpunkt ist", somit verschwand ich aus dem Zimmer. Nach kurzer Zeit spürte ich die Hand von Yekta an meinem Arm und er zog mich wieder rein. Er schloss hinter sich die Türe und sah mich wütend an. "Es ist also nicht der richtiger Zeitpunkt?", schrie er und mein Herz fing an doppelt zu schlagen. "Yekta, bitte. Yelda ist drinnen, wenn sie dich schreien hört wird sie Angst bekommen. Lass uns es erst klären, wenn sie nicht zuhause ist", bettelte ich ihn förmlich an, da ich wusste, dass es einen Streit zwischen uns geben würde. Yekta schüttelte fassungslos seinen Kopf und öffnete die Türe. Er sah mich auffordernd an, weshalb ich das Zimmer verließ und sofort schlug er die Tür stark zu, was mich aufzucken ließ. Im nächsten Moment kam Yelda weinend zu mir angerannt. "Anne, warum ist baba böse?", fragte sie mich. "Baba ist nicht böse, Engel", versuchte ich sie zu beruhigen, was ich nicht schaffte. Ich nahm sie in meine Arme und lief mit ihr nach unten. "Wollen wir Barbie schauen?", fragte ich sie, woraufhin sie nickte und ich eines der Barbie Filme von Yelda auflegte. Ich machte uns noch Popcorn und somit machten wir es uns gemütlich auf der Couch. Gedankenverloren sah ich bloß den Fernseher an und merkte gar nicht, wie Yekta das Wohnzimmer betrat. Als Yelda sich an mich klammerte, sah ich hoch und blickte in die Augen von Yekta. Yelda war schon immer eine Person, die vor schreienden Menschen Angst bekam. Dies war auch jetzt das Problem und ich nahm sie auf mein Schoß. "Hat da jemand Angst vor Papa?", fragte Yekta und sah sie an. Yelda sah jedoch nicht zu ihm und klammerte sich regelrecht an mich. "Du hast Anne angeschrien", sprach sie und sah ihn sauer an. "Kizim er hat mich nicht angeschrien", sagte ich, doch Yelda glaubte mir nicht. "Dosch", schrie sie und sah mich an. "Jetzt schreist du aber auch deine Mama an", gab Yekta grinsend. "Nein", murmelte sie und fing an zu weinen. Yekta nahm lachend Yelda in die Arme und flüsterte ihr etwas ins Ohr, wobei sie aufhörte zu weinen und ihn mit riesigen Augen ansah. "Wirklisch?", versuchte sie zu flüstern und Yekta nickte lachend. "Anne, baba und isch gehen", sprach sie und sah Yekta auffordernd an. Lachend verließ Yekta das Wohnzimmer mit Yelda und lief zur Haustür. "Wohin?", fragte ich und lief hinterher. "Geheimnis", sagte Yelda und sah grinsend Yekta an.
Yekta zog ihre Jacke an und danach seine. "Yekta wohin?", fragte ich, doch er antwortete mir nicht. Will der mich jetzt völlig verarschen? Er konnte mir wenigstens antworten. Stattdessen öffnete er die Tür und ging mit Yelda. Wie eine Dumme stand ich da. Als ich zu mir kam, lief ich kopfschüttelnd ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt