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D A L Y A

Lange schwiegen wir und ich traute mich nicht etwas zu sagen. Ich hatte Angst. Es war nicht leicht nach 4 Jahren gegenüber ihm zu stehen. Ich spielte mit den Gedanken, hier sofort weg zu gehen, doch ich wusste, dass es nur schlimmer sein würde. "War sie meine Tochter?", brachte er raus und ich sah sofort hoch zu ihm. Schwer schluckte ich und wusste nicht wie ich darauf antworten sollte. Mit dieser Frage hatte ich überhaupt nicht im Moment gerechnet. "Yekta..", wollte ich weiterreden, doch er ließ es nicht zu. "Antworte mir", sprach er befehlerisch zu mir. "Ja", rückte ich mit der Wahrheit raus. Yekta sah mich erst mit großen Augen an, doch als er es realisierte, wollte er rein zu ihr. Sofort stellte ich mich vor ihn. "Yekta, nicht jetzt, bitte", flehte ich ihn an. Er lachte kurz auf und sah mich an. "Wann dann?", schrie er und sah mich wütend an. "Ich.. Ich will es ihr erst sagen und dann, bitte", sprach ich hektisch und sah ihn an. "Reichen dir die 4 Jahre nicht? Was willst du jetzt? Ich werde jetzt zu meiner Tochter gehen Dalya", sprach er wutentbrannt. "Yekta, bitte", flehte ich ihn weiter an. Er sah weg, lachte wütend auf und ging sich durch die Haare. "Sag mir jetzt nicht, dass sie denkt, dass ich gestorben bin", sprach er bissig. "Nein, also sie weiß das du lebst. Sie kennt dich. Ich habe ihr Bilder von dir gezeigt." - "Was ist dann das Problem?", schrie er. "Ich fühle mich nicht bereit", gab ich zu. Mit dieser Aussage sah mich Yekta zorniger an als davor. "Willst du mich verarschen? Mir ist es scheiß egal, ob du dich dazu bereit fühlst oder nicht! Ich wusste seit 4 Jahren nicht einmal ob es ein Mädchen oder ein Junge war. Ich habe 4 Jahre lang nach meinem Kind gesucht. Jetzt kannst du mich nicht davon abhalten", schrie er. "Du wolltest doch nicht mal ein Kind", schrie ich, da es mir endgültig reichte. Die Menschen um uns sahen uns komisch an, doch das war mir egal. Es ging gerade um uns. Um unsere Familie. "Das war am Anfang so", schrie er. "Na und", schrie ich entgegen. Yekta ging sich aufgebracht durch die Haare. "Ich hätte nicht erwartet, dass unser erstes Treffen so wird", gab ich zu und mir fiel eine Träne runter. Yekta lachte auf und sah mir spöttisch ins Gesicht. "Ich schon! Was hast du erwartet Dalya? Das wir uns in die Arme fallen? Es sind nicht 4 Tage oder 4 Wochen vergangen, sondern 4 Jahre verdammt!", sprach er wütend. "Komm morgen zu uns zum Abendessen. Ich werde Yelda heute von dir erzählen", sprach ich und sah auf den Boden. "Yelda", kurz lächelte er, doch sah mich dann wieder kalt an. "Um wieviel Uhr?" - "Wir werden um 16.30 Uhr zuhause sein", sprach ich. "Ich gebe dir meine Nummer. Ich schicke dir danach die Adresse." - "Dalya, wehe du machst etwas falsches. Ich garantiere für nichts", drohte er und ich nickte nur. Er gab mir seine Nummer und ich speicherte ihn ein. "Du bist immer noch der alte Yekta", sagte ich und sah ihn an. "Falsch. Ich bin schlimmer geworden. Der Hass in mir ist größer geworden", gab er zu und sah mich an. Ich schluckte schwer und sah auf den Boden. "Morgen um 17 Uhr bin ich da", sprach er, stieg in sein Auto und fuhr Vollgas weg.

Da stand ich alleine und völlig überfordert. Ich konnte es immer noch nicht realisieren. Er war hier. Ein lächeln kam zum Vorschein. Der alte, gute Yekta. Völlig verwirrt lief ich rein und sah schon Yelda und Younus dort sitzen. Er hatte nicht einmal nach Younus gefragt. Er liebte mich nicht. Er wollte nur seine Tochter. Als dies mir klar wurde, war mir weinen zu Mute. Ich setzte mich zu ihnen und Younus sah mich fragend an. Ich schüttelte nur meinen Kopf.

"Yelda", sprach ich und sah meine wunderschöne Tochter an, die in ihrem Bett, gekuschelt mit ihrem Teddy, lag. "Weißt du wer morgen kommt?" - "Wer?", fragte sie neugierig. "Dein Papa", sprach ich und ich sah das Leuchten in ihren Augen. Sofort stand sie glücklich auf. Stark umarmte sie mich und küsste mich. "Jaaa", schrie sie. "Seh isch dann mein Papa?" - "Ja", lächelte ich sie an. "Endlisch. Anne isch will mein schönstes Kleid anziehen", sprach sie aufgeregt. "Okey Prinzessin. Jetzt schlaf schön." - "Okey", sprach sie.

"Anne", schrie sie, als sie mich sah. Wie immer rannte sie in meine Arme und ich umarmte sie. "Gehen wir nachhause. Baba kommt", schrie sie voller Freude. Lachend nahm ich sie in meine Arme. Ich schnallte sie an und fuhr nachhause. Angekommen liefen wir rein und Yelda rannte sofort hoch. Ich folgte ihr und sah, wie sie am Kleiderschrank stand. "Anne isch will das", sprach sie und zeigte mir ihr hellblaues Kleid. Ich nahm es raus und zog es ihr an. Ihre Haare machte ich zu zwei Zöpfen. Schon klingelte es an der Tür.
"Baba", schrie sie und rannte runter. Ich rannte ihr lachend hinterher und schon öffnete sie die Tür. Vor ihr stand Yekta. Yelda umarmte ihn sofort an den Beinen.
"Baba" schrie sie überglücklich und ich sah sie lächelnd an.
Yekta nahm sie in die Arme. Er küsste sie lange auf die Wange und zog ihren Duft ein. Als ich deren Anblick sah, merkte ich was für einen Fehler ich überhaupt gemacht hatte. Lange stand Yekta mit ihr am Arm auf seinem Platz, bis Yelda runter wollte und ihn an der Hand ins Wohnzimmer zog. Ich folgte beiden und sah wie sie auf der Couch saßen. Yelda saß auf dem Schoß von Yekta und umarmte ihn fest. Yekta hatte sie in seine Arme geschlossen und küsste sie auf den Kopf. Seine Augen waren geschlossen und man sah ihm die Sehnsucht regelrecht an. Eine Gänsehaut überkam mich. "Baba wo warst du so lange?", fragte Yelda und sah ihn neugierig an. Yekta sah kurz zu ihr und danach direkt zu mir. Ich wusste, dass ich eingreifen musste und lief ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf die Einzelcouch. "Schatz ich habe dir doch erklärt das dein Vater immer arbeiten war. Er hat Geld gespart um dir die tollsten Geschenke kaufen zu können", sprach ich und merkte die Blicke von Yekta auf mir, was mir sehr unangenehm war. "Hast du jetzt genug Geld?", fragte Yelda Yekta. "Ja", antwortete Yekta lächelnd. "Dann bleib hier", sprach Yelda. "Ich bin ab jetzt immer bei dir", sprach Yekta. Yelda sah ihn aufgeregt und mit großen Augen zu Yekta. "Dann hol mich immer vom Kindergarten ab. Isch zeig dann Leon, dass du bei mir bist", sagte sie. "Wer ist Leon?", fragte Yekta und sah sie an. "Er ärgert misch immer. Er sagt immer das isch kein Vater habe", erklärte Yelda ihm und direkt fielen seine Blicke auf mich. "Dann hole ich dich morgen ab und wir zeigen es ihm", sprach Yekta wieder an Yelda gewandt. "Ja", schrie sie und sah ihn glücklich an.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt