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Wir waren wieder in Deutschland.
Wir blieben nur noch 2 Tage und flogen wieder zurück. Yekta redete bis jetzt kein Wort mit mir. Er war abweisend und beachtete mich nicht. Ich fühlte mich zwar schuldig, doch er strapazierte meine Nerven. Er ging Morgens einfach weg und kam erst ganz spät. Meine Nerven waren am Ende. Ich hatte heute wieder einen Arzttermin und ich fuhr alleine hin. Ich setzte mich ins Wartezimmer und wartete. Als ich endlich reingerufen wurde, setzte ich mich rein und wartete kurz auf den Arzt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Als er endlich kam, begrüßte er mich freundlich und setzte sich gegenüber mir.

"So Frau Haznedaroglu, wie schon beim letzten Mal gesagt, liegt es an der Schilddrüse. Wir müssen eine Hormontherapie machen, damit Sie überhaupt Schwanger bleiben können. Sie dürfen auf garkeinen Fall mehr weiterhin die Pille einnehmen. Werfen Sie es gleich weg. Die Hormontherapie kann einmal durch Spritzen und einmal durch Tabletten durchgeführt werden. Welche würden Sie bevorzugen?", sprach der Arzt. "Die Tabletten", antwortete ich. Der Arzt nickte. "Okey, ich werde Ihnen die Tabletten aufschreiben. Wir müssen uns auch jede Woche mindestens einmal sehen. Damit ich kontrolliere, ob alles in Ordnung ist. Und bitte was ich gleich sage, soll Ihnen nicht die Hoffnung nehmen. Es klappt nicht immer Frau Haznedaroglu. Es passiert manchmal nach Wochen, nach Monaten, nach Jahren oder gar nicht. Wir hoffen natürlich das beste für Sie", sagte er und ich konnte nur nicken. Ich wollte so sehr ein Kind. Ich wollte es unbedingt. Der Arzt schrieb mir die Tabletten auf. "Ich möchte Sie noch um etwas bitten", sprach ich. Der Arzt sah mich erwartend an. "Ich möchte nicht, dass mein Mann davon etwas weiß. Also das auch keine Briefe nachhause geschickt werden. Rufen Sie mich bitte lieber an und ich hole die Briefe persönlich bei Ihnen ab", sprach ich. Der Arzt nickte. "Natürlich, Frau Haznedaroglu", sprach er. Ich bedankte mich noch einmal und lief aus dem Krankenhaus. Im Auto lehnte ich mich zurück und schon glitt die erste Träne über meine Wange. Ich hoffte einfach so sehr, dass diese Therapie klappte. Wenn ich überhaupt schwanger bleiben sollte, würde es Yekta nicht mitbekommen und ich würde weg sein. Ich würde das ganze für mein Kind durchziehen. Er würde sowieso wollen, dass ich es abtreibe und das würde das letzte sein, was ich machen würde. Ich wusch die Träne weg und fuhr nach Hause. Während der Fahrt bekam ich einen Anruf von Selim. Ich drückte genervt weg, da ich keine Nerven für ihn hatte. Zuhause angekommen lief ich hoch in mein Zimmer und legte mich hin. Irgendwann klingelte mein Handy und ich nahm genervt ab. "Was", sprach ich in den Hörer. "Dalya, ich muss dich sehen. Bitte. 10 Minuten reichen mir völlig", sprach Selim. "Nein Selim. Ich habe gerade keine Nerven für dich", sagte ich und legte auf. Ich schaltete mein Handy aus und schlief ein. Ich wachte mit einem Geschrei auf und stand direkt auf. Yekta's Stimme hörte sich echt nicht gut an. Er schrie wie verrückt rum. Ich rannte schnell aus dem Zimmer und lief in sein Arbeitszimmer. Er telefonierte mit jemanden und schrie denjenigen an. "Wehe! Ich warne dich das letzte Mal. Ansonsten bring ich dich mit eigenen Händen um", schrie er und legte auf. Völlig außer sich trat er gegen den Schrank und ich zuckte zusammen. Minutenlang beobachtete ich ihn, bis er mich sah. Er sah wütend zu mir und wollte vorbei, doch ich stellte mich vor ihn. "Yekta, bitte rede wieder mit mir", flehte ich ihn schon an. Er sollte mit mir reden. Ich fühlte mich so leer und alleine. Ich hatte sowieso keinen. Yekta schubste mich auf die Seite und lief runter. Ich lief ihm nach. "Yekta, es tut mir doch Leid. Es war nicht so gemeint. Ich habe es nur aus Wut gesagt", sprach ich. Er beachtete mich überhaupt nicht und verließ das Haus. Ich setzte mich auf die Treppenstufe und fing an zu weinen. Ich fühlte mich einfach so schuldig. Ich hatte sein Herz gebrochen. Er wollte uns eine Auszeit gönnen und ich machte wie immer alles kaputt. Ich hasste mich selber. Irgendwann stand ich auf und lief ins Zimmer. Meine Laune war sowas am Arsch. Ich legte mich wieder hin und dachte nach. Ich war echt alleine. Zu meinen Freunden hatte ich gar keine Bindung mehr, da ich mich nie meldete.

Es waren jetzt 5 Tage vergangen.
Yekta beachtete mich immer noch nicht und ich gab auch schon die Hoffnung auf. Nach langer Zeit machte ich mich wieder auf den Weg zur Uni. Als ich ankam begrüßte ich paar Leute und ging in die Vorlesung. Ich gab meine volle Konzentration darauf und danach befand ich mich in der Bibliothek. Die Prüfungen näherten sich und ich wollte sie bestehen. Tagelang lief es so. Ich verließ Morgens um 9 Uhr das Haus und kam Abends zwischen 20 Uhr - 22 Uhr wieder nachhause. Danach ging ich auch schon sofort schlafen. Wie jeden Morgen stand ich auf und ging duschen. Was komisch war, dass Yekta immer noch schlief. Er verließ das Haus immer früher als ich. Nachdem duschen ging ich runter in den Kleiderraum und zog mir eine zerrissene Boyfriend Jeans an, darüber einen grauen, bauchfreien Top und um meine Hüfte band ich ein kariertes Hemd. Darunter zog ich mir meine hohen Schuhe an und nahm meinen schwarzen Rucksack. Oben schminkte ich mich und machte meine Haare zu einem Zopf. Yekta schlief immer noch, was ehrlich gesagt komisch war. Ich wollte ihn aber nicht aufwecken und somit verließ ich das Schlafzimmer und ging runter um etwas zu Essen. Nachdem Essen fuhr ich mit meinem Auto zu Universität und ging in die Vorlesung. Da ich heute etwas müde war, fuhr ich um 15 Uhr nach Hause und lief erschöpft hoch ins Zimmer. Ich wollte mich nur noch hinlegen und ausruhen. Als ich die Zimmertür öffnete, sah ich Yekta immer noch auf dem Bett. Verwirrt ließ ich meine Tasche auf den Boden und lief auf seine Seite zu. Ich sah ihn an und merkte das er schlief. Ich fragte mich ernsthaft was los mit ihm war. Ich legte meine Hand auf seine Stirn um zu schauen ob er Fieber hatte. Er war etwas wärmer und in diesem Augenblick hustete er. Ich schüttelte mit dem Kopf. Ich lief runter in die Küche und machte Suppe, da Misra damit beschäftigt war, das Haus zu putzen. Ich nahm auch Tabletten und lief mit dem ganzen hoch ins Zimmer. Ich stellte das Tablett auf den Nachtschrank und versuchte Yekta aufzuwecken. Er öffnete langsam seine Augen. "Was", sprach er mit einer schwachen Stimme. "Ich habe dir Suppe und Tabletten gebracht", sagte ich. "Ich möchte nicht", sprach er abwesend und schloss wieder seine Augen. "Keine Sorge, die Suppe hat Misra gemacht", log ich, da ich wusste, dass er wegen mir nicht aß. Ich stand auf und lief runter. Wenn er meine Hilfe nicht wollte, würde ich sie auch nicht anbieten. Nach paar Minuten lief ich wieder nach oben und sah, dass er die Suppe leer gegessen hatte. Ich nahm das Tablett und lief wieder runter. Yekta lag den ganzen Tag im Bett und irgendwann ging ich auch hoch um zu schlafen. Davor schaute ich nochmal ob er Fieber hatte, doch es war nicht mehr so schlimm wie vorher. Ich nahm ein T-Shirt aus seinem Schrank, da er ohne T-Shirt schlief. Ich versuchte es ihm ohne zu stören anzuziehen. Was ich nach Minuten schaffte. Am nächsten Tag befand sich Yekta auch schon nicht mehr im Bett. Ich stand auf und zog mir lockere Sachen an und fuhr zur Uni. Um 19 Uhr verließ ich sie und wollte zu meinem Wagen, doch davor traf ich Selim. Ich verdrehte meine Augen und wollte vorbei, doch er hielt mich am Arm fest. "Dalya, ich will nur reden. Von mir aus können wir auch draußen reden", sprach er. Nach langem hin und her fuhren wir zu einem Café und setzten uns hin. "Los habe nicht lange Zeit.", sprach ich. "Es tut mir so Leid Dalya. Ich wollte nicht, dass es so kommt. Ich liebe dich wirklich. Ich habe einfach die ganze Wut an dir ausgelassen. Du musst mich verstehen. Ich habe meine Freundin an so einem Typ verloren", sprach er. "Nein Selim. Du hast mich nicht an ihm verloren. Du hast mich verloren, weil ich dir nicht gut genug war und du mit der..., naja ich werde jetzt wegen ihr nicht mein Mund beschmutzen", sagte ich und wollte aufstehen. Selim stand sofort auf und fasste mich am Arm. Er zog mich zu sich und sah mir in die Augen. Wir waren sehr nah. Zu nah sogar. "Verzeih mir", sprach er, doch ich schubste ihn zurück.
"Fass mich nie wieder an", fauchte ich ihn an und verließ das Café. Ich könnte schwören er hatte so hinterhältig gegrinst. Er war einfach so falsch. Ich stieg in mein Auto ein und fuhr nach Hause. Zuhause befand sich nur Misra. Ich zog mich um und lief raus ins Garten. Ich legte mich auf die Hollywoodschaukel und genoss einfach die frische Luft. Ich wollte nicht nachdenken, deshalb schloss ich meine Augen und schaltete meine Gedanken ab. Als ich wieder meine Augen öffnete war ich im Bett. Yekta lag neben mir und schlief. Ich sah in sein Gesicht und legte leicht meine Hand auf seine Wange. Ich beobachtete ihn noch eine Weile und stand vom Bett auf. Ich zog mich um und fuhr zur Uni. Irgendwann mitten in der Vorlesung bekam ich einen Anruf von Yekta. Verwirrt verließ ich den Raum und ging an mein Handy. "Ja?", sprach ich. "Komm sofort nach Hause", schrie er und legte auf. Geschockt legte ich auf und lief mit meinen Sachen ins Auto. Ich setzte mich rein und fuhr ängstlich nach Hause.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt