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Nachdem ich geklingelt hatte, wurde dich Tür von meiner Mutter geöffnet. Sie sah mich überrascht an und hob eine Augenbraue. Ich lächelte sie gezwungen an und lief einfach rein. "Was suchst du hier?", fragte sie mich. Mein Herz schmerzte, dass meine eigene Mutter mich so behandelte. Seit meiner Kindheit war das so. Ich sah sie an und öffnete mein Mund. "Ich möchte mit dir und mit meinem Vater etwas besprechen." - "Er ist nicht da", sprach sie. "Dann warte ich eben", sagte ich und lief ins Wohnzimmer. Ich zog meine Lederjacke aus und warf sie auf die Couch. Ich setzte mich hin und überschlug meine Beine übereinander. Meine Mutter kam hinter mir her. Sie setzte sich auf die andere Couch und sah mich prüfend an. "Du bist mit einer der größten Geschäftsmänner verheiratet und kleidest dich immer noch wie ein Mädchen, die kein Geld hat." Ich lachte auf und sah sie an. "Ein Einzelteil was ich anhabe ist bestimmt teurer als dein Gesamtoutfit", sprach ich aus und sah sie grinsend an. Meine Mutter sagte nichts mehr und sah wütend weg. Ich hielt mich schwer zurück, um nicht loszulachen. "Bekomm ich vielleicht ein Kaffee?", fragte ich und sah zu meiner Mutter. "Soll ich dich etwa bedienen? Schäm dich", zischte sie. Ich lachte auf und sah weg. Sie stand auf und lief raus. Ich wartete bis 16 Uhr auf mein Vater. Meine Mutter ließ sich in dieser Zeit nicht bei mir Blicken. Ich hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde und wartete sehnsüchtig auf ihn. Mein Vater erschien nach Sekunden am Türrahmen und sah mich verwirrt an. "Was suchst du hier?", fragte er mich. "Ich möchte mit dir reden", sprach ich. Mein Vater setzte sich auf die Einzelcouch und sah mich erwartend an. "Ich werde dich etwas fragen und möchte die Wahrheit wissen." Ich holte tief Luft. "Ich weiß, dass du mich nicht nur wegen den Schulden mit Yekta verheiratet hast. Ich möchte den eigentlichen Grund wissen." Mein Vater erhob sich und sah mich streng an. "Dalya, du bist schon verheiratet und kannst es nicht rückgängig machen! Hinterfrag nicht alles", schrie er. Ich stand ebenfalls auf und sah ihn wütend an. "Ich möchte es wissen. Ich möchte wissen in was für einer scheiße ihr steckt. Ich möchte euer ehrliches Gesicht sehen", schrie ich. Mein Vater holte augenblicklich aus und gab mir eine Ohrfeige. Sie war so heftig, sodass ich meine Lippe biss und sie anfing zu bluten. Meine Wange pochte. "Geh raus aus diesem Haus und wage nie wieder ein Fuß reinzusetzen", rief er. Ich lachte auf und sah ihn an. "Werde ich auch nicht wieder machen. Ich werde es herausfinden, was ihr gemacht habt! Ich schäme mich dafür, dass ihr meine Eltern seid! Ich werde euch pleite machen, sodass ihr angekrochen kommt." Noch einmal bekam ich eine Ohrfeige und fiel auf den Boden. Ich hielt meine Tränen schwer zurück und stand auf. Meine Mutter stand an der Türe und grinste hinterhältig. Ich schüttelte meinen Kopf und sah beide angewidert an. "Ich hasse euch", zischte ich, nahm meine Lederjacke in die Hand und lief schnell aus dem Wohnzimmer, dabei trampelte ich meine Mutter an, sodass sie ihr Gleichgewicht verlor. Draußen rief ich Levent an und wartete auf ihn. In paar Minuten kam er und ich stieg sofort ein. "Nachhause", gab ich ihm bescheid und sah stumm aus dem Fenster raus. Meine Tränen liefen über meine Wangen und ich atmete schwer ein und aus. Es schmerzte, so von den Eltern behandelt zu werden. Zwar war ich es seit meiner Kindheit gewohnt, doch dieses Mal merkte ich, dass sie mich nicht ein Stück mochten. Ich spürten den Hass in mir aufsteigen. Zuhause warf ich meine Sachen in die Ecke und ging ins Bad. Ich sah in den Spiegel und ekelte mich vor mir. Ich sah so schlimm aus. Meine Schminke war verlaufen, meine Lippe blutete und auf meiner Wange war der Handabdruck von meinem Vater zu sehen. Schluchzend ließ ich mich auf den Boden gleiten und zog meine Knie an mich. Ich hörte wie die Tür sich aufschloss, schnell stand ich auf und wusch mein Gesicht. Wir hatten 18 Uhr. Warum war Yekta so früh da? Ich hörte die Schritte näher kommen. Ich schminkte mich wieder, damit man meine Wange nicht bemerken sollte, doch es half nichts. Sie war angeschwollen und die Fingerabdrücke waren immer noch zu sehen. "Dalya", rief Yekta. Ich öffnete die Tür und lief ins Zimmer. Er stand mit dem Rücken zu mir und war dabei sein Hemd aufzuknöpfen. "Ja", sprach ich und sah ihn an. Ich hatte meine Haare an die rechte Seite genommen und verdeckte somit meine Wange. "Zieh dich an, wir gehen essen.", sprach er. "Nein", sprach ich schnell aus. Die Nervosität stieg in mir auf und Yekta drehte sich zu mir. Seine Augen waren klein und er sah mich prüfend an. Ich merkte, wie er seine Zähne zusammenbiss. "Dalya", zischte er. "Ich möchte nicht", sagte ich und sah weg. Yekta kam auf mich zu und ich senkte mein Kopf, damit er es nicht sah. Als er viel zu nah war, wollte ich an ihm vorbei, doch er fasste mich am Arm und hob mit seiner Hand mein Gesicht. Ich sah nicht in seine Augen, doch merkte wie er sie verkleinerte. Er warf meine Haare nach hinten und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Er sagte lange Zeit nichts, doch ich merkte wie wütend er wurde. "Wer war das?", fragte er wütend. Ich antwortete nicht und wollte vorbei, doch seine Blicke stoppten mich. "Dalya", ermahnte er mich. "Keiner", antwortete ich und sah ihn an. Yekta schaute mich noch härter an als sonst. Seine Blicke machten mir ehrlich gesagt Angst. Er sah wirklich so aus, als ob er direkt jemanden töten könnte. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich wusste, dass ich mit der Wahrheit rausrücken musste. Er sah mich erwartend an. "Mein Vater." Mit dieser Antwort setzte er sich in Bewegung. Er zog sich ein T-Shirt an, was auf dem Bett lag und darüber seine Jacke. Was sollte das jetzt? Er ging zur Tür und lief aggressiv die Treppen runter. Ich rannte ihm hinterher und überholte ihn. Ich stellte mich vor die Tür und sah ihn flehend an. "Du kannst nicht dorthin", sagte ich. "Dalya geh mir aus dem Weg, sonst wird es nicht gut enden", rief er. "Yekta.." Bevor ich weitersprechen konnte, zog er mich von der Tür weg und er verließ das Haus. Er lief mit schnellen Schritten zum Auto und ich ihm hinterher. Ich stieg auch ein und er sah mich wütend an. "Steig sofort aus", sagte er laut. "N-Nein", stotterte ich. Zum ersten Mal hatte ich Angst vor ihm. Ich merkte wie wütend er war. Ich hatte zwar Angst zu widersprechen, doch ich konnte ihn nicht alleine zu meinem Vater schicken. Yekta startete einfach den Motor und fuhr los. Er fuhr wie ein verrückter, wodurch ich mehr Angst bekam. Ich dachte schon, es wäre unser Ende. Viele Autos hupten, doch bei jedem Hupen beschimpfte er wütend die Autofahrer. Angekommen stieg er sofort aus und steuerte auf die Haustür. Ich rannte ihm sofort hinterher. "Yekta, bitte. Er ist mein Vater!", flehte ich ihn. Er antwortete nicht und klingelte mehrmals. Meine Mutter öffnete die Tür und Yekta schubste sie weg. Verwirrt stand meine Mutter an der Tür. Ich ignorierte sie und rannte Yekta hinterher. Im Wohnzimmer sah ich wie mein Vater gegenüber Yekta stand. Ich konnte die Angst in den Augen von meinem Vater lesen. Ohne ein Wort holte Yekta aus und gab meinem Vater eine Faust. Mein Vater fiel auf den Boden. Ich schrie auf und rannte weinend auf Yekta zu. Sosehr meine Eltern mich auch nicht liebten, konnte ich es nicht mit ansehen, wie mein Vater von meinem Ehemann Schläge bekam. Yekta gab ihm noch eine Faust und trat ihn. "Yekta hör bitte auf", schrie ich weinend und versuchte ihn wegzuziehen, doch ohne Erfolg. Er schlug wie ein blinder auf mein Vater ein. Ohne auf jemanden zu achten. Meine Mutter stand dort verzweifelt und schrie mich an, Yekta wegzuziehen. Nach einer Weile stand Yekta von meinem Vater auf und betrachtete sein Werk. Das Gesicht von meinem Vater war voller Blut und er lag dort schmerzerfüllt. Ich zitterte am ganzen Leib und weinte wie verrückt. "Noch einmal erhebst du deine Hand gegenüber meiner Ehefrau Tarik Özcan, wird etwas schlimmeres auf dich zu kommen. Schäm dich du Hund. Sie ist deine Tochter", schrie er und ich dachte mir, wie weit er noch gehen könnte. Yekta nahm meine Hand und zog mich aus dem Haus. Ich weinte immer noch und konnte nichts realisieren. Yekta setzte mich auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Danach lief er selber auf die Fahrerseite. Während der Fahrt hörte man nur mein weinen. "Ich habe dir gesagt, dass du nicht mitkommen sollst", sagte er. "Verdammt Yekta! Er ist mein Vater. Mein Vater! Du hast meinen Vater geschlagen", schrie ich außer mir. "Ach ist es jetzt meine Schuld? Ein Vater erhebt nicht die Hand gegenüber der eigenen Tochter", schrie er. "Und auch noch dazu wenn das Mädchen mein Nachnamen trägt." Ich schluckte schwer und sah ihn verstört an. "Alles was dir wichtig ist, ist dein Nachname. Dein verdammter Nachname. Du bist so ein Arschloch. Ich bin nicht geil darauf, deinen Nachnamen zu tragen! Ich hasse euch alle", schrie ich und weinte. Ich merkte, wie ich mir vor einigen Stunden selber Hoffnung gemacht hatte. Ich hatte gedacht, dass zum ersten Mal jemand auf mich Wert legt, doch ich hatte mich getäuscht. Dieses Mal war es ein Nachname. Ich könnte mich gerade selber umbringen. Ich hasste mein Leben. Ich hatte bis heute nicht einmal das Gefühl erlebt, geliebt zu werden. Jedes Mal wurde mit mir für Geld und Macht gespielt, doch jetzt war da noch was. Ein Nachname. "Dalya", wollte Yekta was sagen, doch ich schrie ihn an.
"Lass mich hier raus. Ich habe kein Bock mehr auf dich", schrie ich. Yekta schüttelte seinen Kopf und ich weinte immer mehr. Auf einmal wurden meine Augenglieder immer schwerer und ich sah nur noch schwarz vor mir. Das Letzte was ich hörte war mein Name.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt