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Ich hatte seine Stimme so vermisst. Ich schloss kurz meine Augen und nachdem ich sie wieder geöffnet hatte, sah ich leicht hinter. Sie waren gerade vor der Eingangstür. Zu meinem Glück kam auch schon der Aufzug und ich stieg sofort ein. Als die Türen geschlossen waren, kam eine Träne hervor, die ich aber gleich wieder wegwischte. Nicht weinen Dalya. Ich musste gerade an meine Tochter denken. Ich musste sie so schnell wie möglich hier rausbringen. Yekta durfte sie nicht sehen. Weder mich noch sie. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass er in Holland war. Vor Aufregung zitterten meine Hände und ich atmete schwer. Als ich ankam, lief ich mit schnellen Schritten ins Zimmer und sah meine wunderschöne Tochter auf dem Bett liegen. Als sie mich sah, setzte sie sich auf und sah mich mit großen Augen an. Ich überreichte ihr das Eis. Nachdem sie ihr Eis zu Ende gegessen hatte, lief ich raus und suchte ihren Arzt. Als ich ihn fand, sprach ich mit ihm und er teilte mir mit, dass Yelda raus konnte. "Engel, auf wir gehen", informierte ich meine Tochter, als ich im Zimmer ankam. Yelda freute sich und stand sofort auf. Ich nahm sie auf meine Arme und lief somit raus aus dem Zimmer. Ich achtete stets darauf, dass ich nicht Yekta begegnete. Mein Herz klopfte wie verrückt. Ich betätigte den Aufzugsknopf und wartete mit Yelda auf den Armen. Unten angekommen lief ich raus und lief mit schnellen Schritten aus dem Krankenhaus. Yelda erzählte mir etwas, doch vor Aufregung konnte ich ihr nicht zuhören. Als wir endlich am Auto ankamen, setzte ich Yelda rein und stieg danach selber ein. Sofort fuhr ich los und beruhigte mich nach einiger Zeit. Ich war ehrlich gesagt nicht bereit gegenüber Yekta zu stehen. Ich hatte Angst.

"Dalya", rief jemand mir hinterher. Ich drehte mich um und sah Younus auf mich zukommen. "Wie geht's?", fragte er mich. "Gut, dir?" - "Auch. Hast du heute Abend Zeit?" - "Nein tut mir leid. Habe Yelda versprochen ins Kino zu gehen", sprach ich und sah ihn entschuldigend an. "Okey geht klar", antwortete er lächelnd. "Wenn du möchtest, kannst du mitkommen", sprach ich. "Wenn's euch nichts ausmacht", gab er grinsend von sich. "Komm uns um 19.30 Uhr abholen", informierte ich ihn lachend und lief somit zu den Aufzügen. Ich erledigte meine Arbeit und verließ somit das Holding. Ich stieg in mein Auto und fuhr somit ins Kindergarten. "Anne", schrie sie überglücklich und fiel mir um den Hals.
"Kizim", entgegnete ich ihr lachend. "Isch hab disch vermisst", sprach Yelda. "Ich dich auch mein Engel." Ich küsste sie auf die Wange und nahm ihren kleinen Rucksack. An der Hand mit Yelda, verließ ich den Kindergarten. Im Auto angekommen, schnallte ich Yelda hinten an, stieg vorne ein und fuhr somit los. "Anne", fing Yelda an zu reden. "Ja?" - "Weißt du was. Heute hat misch Leon geärgert", beschwerte sie sich. "Warum das?", fragte ich nach. "Er hat gesagt, das mein Vater misch nischt liebt und deswegen gegangen ischt", antwortete sie mir. Ich erstarrte für einen kurzen Moment und eine Gänsehaut überkam mich. "Aber isch hab gesagt das mein Vater nischt weg ist und misch liebt", sprach die weiter. "Isch hab gesagt, dass er immer Naschts kommt und misch auf die Wange küsst." Eine Träne lief über meine Wange, die ich gleich wegwischte. "Anne wann seh isch baba?", fragte sie mich. "Bald, mein Engel. Bald", sprach ich und merkte, wie es meinen kleinen Engel belastete.

"Yelda, stell dich jetzt nicht so an! Komm her und ess dein Essen", sprach ich zu Yelda, die eingeschnappt in der Ecke stand und weinte. "Nein", schrie sie und weinte weiter. "Dann gehen wir nicht ins Kino", drohte ich ihr, damit sie ihr essen aß. Somit weinte sie aber noch mehr. "Yelda", sprach ich sanft. "Anne isch will nischt essen", sagte sie. Ich gab auf und lief auf sie zu. "Dann ziehen wir uns eben an", sprach ich und nahm sie auf meine Arme. Somit lief ich in ihr Zimmer und zog sie um. Nach ihr ging ich in mein Zimmer und holte mir eine schwarze Hose raus. Darüber ein ganz normales weißes T-Shirt und darunter meine schwarz-weißen Superstars. Meine Haare ließ ich gewellt über meine Schulter fallen und schminkte mich dezent. Ich nahm noch meine kleine Tasche in die Hand und lief runter zu meiner Tochter. Kurz nach 19 Uhr klingelte schon Younus an der Tür und ich öffnete diese. "Hello", gab ein grinsender Younus von sich und ich erwiderte sein grinsen. "Wir kommen", sprach ich und rief Yelda. Ich zog noch meine Jacke an und schloss die Türe. Sie rannte direkt auf Younus zu und umarmte ihn am Bein. Younus hob sie lachend hoch und somit liefen wir zum Auto. Meine Gedanken schweiften zu Yekta. Statt Younus könnte jetzt Yekta mit uns ins Kino. Er könnte seine Tochter in den Armen halten. Bei diesem Gedanke lächelte ich. Schon der Gedanke an eine kleine, schöne Familie machte mich glücklich. Ich stieg ein und schon fuhr Younus los. Im Kino gingen wir in ein Kinderfilm rein, wo Younus fast schon einschlief. Ich musste bei seiner Situation lachen. Er bereute es bestimmt jetzt schon zum tausendsten Mal, dass er mitgekommen war. Als der Film zu Ende war, liefen wir gemeinsam raus. Yelda redete faszinierend über den Film und Younus musste ihr zuhören, da ansonsten Yelda weinen würde. Im Auto hörte Yelda immernoch nicht auf zu reden, wo Younus diesmal eingriff. "Yelda, spielen wir mit dir ein Spiel", brachte er raus. Direkt fingen Yelda's Augen an zu leuchten. "Was?", fragte sie aufgeregt. "Wer länger nicht redet, der gewinnt", sprach er und brachte mich zu lachen. "Doof", brachte Yelda raus. "Spiel allein." Ihre Aussage brachte mich mehr zum lachen. Auch Younus fing an zu lachen und ohne den Grund zu wissen, warum wir lachten, lachte meine süße Tochter mit. "Isch will ein Eis von Donald", sprach sie. "Von was?", fragte Younus verwirrt nach. "McDonalds", sprach ich und grinste. "Sofort", sprach er und bog ab. Younus pfiff als wir ankamen, da es sowohl McDrive und drinnen voll war. "Ich glaube wir gehen rein. Dann essen wir halt noch was", sprach er, womit ich einverstanden war. Younus parkte und schon stiegen wir aus. Yelda rannte vor und Younus lief ihr hinterher. Lächelnd sah ich nach rechts und sah Yekta. Ich sah gerade wirklich Yekta vor mir. Er starrte gerade zu Yelda, danach zu Younus und danach wanderten seine Blicke zu mir. Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust und mein lächeln verschwand. Ich musste etwas unternehmen, bevor er zu Younus und Yelda ging. Ich merkte, dass die Zeit gekommen war. "Younus", schrie ich, der sofort hinter sah. "Geht vor ich komme gleich." Er nickte nur verwirrt und lief zu Yelda. Ich atmete noch mal tief ein und aus und sah wieder zu Yekta. Er starrte immer noch zu mir. Ich fasste meine Mut zusamen und lief mit festen Schritten auf ihn zu. Als ich immer näher kam, fühlte ich mich immer schwächer. Meine Beine wollten mich nicht mehr tragen und ich könnte hier sofort umkippen. Die Gefühle, die sich gerade in mir stauten, waren nicht zu erklären. Ich wusste ehrlich gesagt selber nicht, ob ich traurig, glücklich oder doch mich mies fühlen sollte.
Als ich gegenüber ihm stand, sah er mir tief in die Augen. Mein Herz setzte für eine kurze Zeit aus. Mein Mann. Ich hielt meine Tränen schwer zurück und sah auf den Boden, danach sah ich wieder zu ihm und sah ihn mir genauer an. Seine Gesichtszüge wirkten männlicher. Sein Bart war etwas länger, doch wie immer gepflegt. Seine Haare waren gestylt und er hatte ein weißes Hemd an, der an den Ärmel hochgekrempelt war und die ersten paar Knöpfe waren offen. Sein Hemd steckte in einer schwarzen Anzugshose drin und darunter hatte er schwarze Schuhe an. Ich konnte überall hinschauen nur nicht in seine Augen. Ich hatte Angst. Angst zu sehen, was er seit 4 Jahren mit sich trug. Ich wollte den Hass nicht sehen. Das könnte mein Herz nicht ertragen, denn ich merkte, dass ich diesen Mann immer noch wie verrückt liebte. Wie damals, als ich es mir nicht eingestehen konnte. Meine Liebe zu ihm war stärker geworden, doch die Angst, sie blieb gleich groß.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt