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Das klopfen an meiner Tür holte mich aus meinem Schlaf. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, das wir 3.40 Uhr Mitternachts hatten. "Anne", murmelte meine Tochter an der Tür. Schnell stand ich auf und öffnete die Tür. Ich hatte ganz vergessen, dass ich auch diese Tür abgeschlossen hatte. "Kizim", gab ich müde von mir und nahm sie in meine Arme. "Anne, ich möchte bei dir schlafen", sprach meine Tochter. Somit lief ich auf das Bett zu und legte mich mit meiner Tochter hin. Fest umarmend an mein Engel, wartete ich bis sie wieder einschlief, damit ich wieder einschlafen konnte.
Mit einem festen Kuss auf meiner Wange öffnete ich meine Augen und sah Yekta vor mir. Als ich realisierte, dass er sich in meinem Zimmer, in meinem Bett befand, schubste ich ihn weg von mir. Wütend stand ich auf und zog mein Morgenmantel aus Satin an. "Was suchst du hier", zischte ich sauer und sah zu Yekta. Er wiederum sah mich genervt an. "Was soll das?", fragte er mich. "Was soll was?", entgegnete ich ihm. "Was ist jetzt auf einmal passiert, dass du dich von mir entfernst?"
Ich lachte kurz auf und schüttelte fassungslos mit meinem Kopf. Ohne ihm eine Antwort zu geben ging ich ins Badezimmer. Ihm war das alles immer noch nicht bewusst. Ich würde noch durchdrehen. Nachdem ich meine Morgenroutine gemacht hatte, verließ ich das Badezimmer, um mich umzuziehen. Zum Glück war Yekta nicht im Zimmer. Ich zog mir eine schwarze Jeans an und darüber einen beigen Kragenpulli. Darunter zog ich meine Boots an und machte meine Haare zu einem Zopf. Ich schminkte mich noch dezent und lief runter. Berat, Mila und Yekta saßen im Wohnzimmer und unterhielten sich. "Morgen", sprach ich. "Morgen", kam aus dem Mund von Berat und Mila. "Ich gehe in die Küche, um Funda Teyze zu helfen", informierte ich Mila, die mir zunickte. Somit verschwand ich in der Küche. "Guten Morgen Funda Teyze", sprach ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie war mir so ans Herz gewachsen. Ich liebte diese Frau. Ich wünschte mir einfach, so eine Mutter zu haben. Sie schenkte mir so viel Liebe. Ich war an so eine Liebe gar nicht gewohnt, doch es gefiel mir. "Guten Morgen Kizim", sprach sie. "Ich mache das doch Dalya. Geh und kümmere dich doch um deine Gäste", schimpfte sie mit mir. "Ich möchte aber dir helfen", sprach ich grinsend. "Du bist unmöglich", gab sie von sich und lachte.

Zusammen bereiteten wir das Frühstück vor und riefen die anderen ans Tisch. Wir setzten uns ans Tisch und fingen an zu Essen. Die anderen drei sprachen miteinander, doch ich aß nur fröhlich mein Essen. Komischerweise war ich heute gut gelaunt, obwohl der Anblick von Yekta mich zum Weißglut brachte. Nachdem Frühstück setzten wir uns ins Wohnzimmer und unterhielten uns etwas, bis die beiden zum Flughafen mussten, da sie wieder zurückfliegen würden. Wir verabschiedeten uns und somit waren sie weg. "Was ist dein Problem?", hörte ich die Stimme von Yekta und rollte genervt die Augen. Lächelnd drehte ich mich um und sah ihn an. "Ich habe kein Problem", sprach ich und wollte hoch ins Zimmer, doch wurde von Yekta aufgehalten. "Mach mich nicht wütend Dalya." - "Sonst was? Was passiert wenn du wütend wirst?", provozierte ich ihn. Er schloss für eine kurze Zeit seine Augen und versuchte sich zusammenzureißen. Jedoch schaffte er es nicht. Er konnte seine Wut einfach nicht unter Kontrolle halten. "Anne, Baba", rief meine Tochter zu mir. "Lass mich los", zischte ich zu Yekta, als Yelda zu uns rüber lief. Yekta ließ mich sofort los und sah zu unserer Tochter. "Ja Schatz?", fragte ich sie und kniete zu ihr, als sie bei uns war. "Isch möchte zum Spielplatz", schmollte sie. So langsam verbesserte sie ihre Aussprache, was mich glücklich machte. "Okey, komm ziehen wir dich an", sprach ich zu meiner Tochter. "Baba kommst du mit?", fragte sie Yekta. "Wenn du mich dabei haben möchtest", grinste er zu Yelda. "Jaaa", schrie sie und somit liefen wir zusammen hoch, um uns umzuziehen.

Still saßen wir auf der Bank und beobachteten unsere Tochter beim spielen. Sie hatte sich mit weiteren zwei Mädchen auf dem Spielplatz angefreundet und spielte mit ihnen. Sie lachte fröhlich, was mich auch lächeln ließ. "Sie ist das Beste was mir in meinem Leben passiert ist", murmelte ich. "Das allerbeste", gab Yekta von sich. "Geben wir ihr eine schöne Zukunft. Sie soll kein Leben wie unsers führen." - "Wird sie nicht. Das lass ich nicht zu.", sprach Yekta. Wieder schwiegen wir. Es war komisch. Trotz das wir so vieles zu sagen hatten, schwiegen wir. "Mehrere", brach Yekta die Stille und ich sah verwirrt zu ihm, doch er sah weiterhin zu unserer Tochter. "Es gab mehrere Frauen in diesen 4 Jahren", sprach er und ich verstand was er meinte. Verletzt sah ich weg. "Aber glaub mir, keiner konnte dich ersetzen. Ich musste jedes Mal an dich denken. Ich wollte immer dich an meiner Seite haben", sprach er. Ich antwortete ihm nicht, da ich dabei war, meine Tränen zu unterdrücken. Bitter lachte ich auf und wischte meine Träne weg, die auf meine Wange lief. "Warum lachst du?", fragte er und sah mich diesmal an. "Es ist einfach..- Ach vergiss es", sprach ich und sah weg. Plötzlich fühlte ich die Hand von Yekta auf meiner Wange. Somit sah ich zu ihm. "Dalya, es nützt nichts, dass wir immer die Vergangenheit hinterfragen. Du lebst immer noch in der Vergangenheit. Lass es sein. Wir sind wieder zusammen. Diesmal haben wir sogar unsere Tochter bei uns. Wir können nicht immer unsere Fehler gegenseitig ins Gesicht klatschen. Es ist alles schon passiert. Wir können die letzten 4 Jahre nicht wieder gut machen. Jedoch haben wir jetzt die Chance. Wir haben die Chance alles gut zu machen", er stoppte kurz und sah mir lange in die Augen. "Aber wenn du immer zurückschaust, dann wird nichts gut. Dann befinden wir uns an dem Punkt wo wir uns vor 4 Jahren befanden. Und wenn dieser Punkt ein guter wäre, wärst du nicht abgehauen." Er schaute mir ununterbrochen in die Augen, als er diese Sätze sagte. Ich wusste, dass er Recht hatte. Ich musste vergangenes in der Vergangenheit lassen. Es wäre das beste für uns. Ich legte meine Hand auf seine Hand, die sich immer noch auf meiner Wange befand. Leicht lächelte ich und legte mein Kopf auf seine Brust. Somit legte er sein Arm um mich und drückte mich fest zu sich. Mit geschlossenen Augen zog ich seinen Duft in mich rein. Lange saßen wir da, bis es spät wurde und wir uns entschieden, nach Hause zu gehen. Schwer überredeten wir unsere Tochter zu gehen, jedoch schafften wir es am Ende. Am Auto angekommen setzte ich meine Tochter in ihr Sitz und schnallte sie an. Danach setzte ich mich auch ins Auto rein und Yekta fuhr los. "Yekta", schaute ich ihn warnend an. "Wir essen kurz was und dann fahren wir schon gleich nach Hause. Keine Sorge", sprach er. Seufzend ließ ich mich zurückfallen und sah aus dem Fenster. Nach einer Zeit holte Yekta mich aus meinen Gedanken. "Denk nicht zu viel nach", sprach er und sah mich kurz an. Ich nickte nur und sah hinter zu meiner Tochter, die schon eingeschlafen war. "Yekta, hol etwas zum mitnehmen. Yelda schläft schon." - "Okey", stimmte er mir ein und stieg aus dem Auto aus.

Während ich auf Yekta wartete, spielte ich mit meinem Handy. Ein Klopfen an dem Fenster ließ mich aufschrecken und ich sah zur Seite. Als ich die Person vor mir sah ließ ich einen Schrei los. Selim stand mit einem provozierenden Grinsen vor mir. Sofort schloss ich die Türen und hörte hinten meine Tochter weinen. Ich sah sofort hinter und dann wieder aus dem Fenster, doch er war nicht zu sehen. Mein Herz schlug viel schneller als zuvor und ich konnte nicht schlucken. Ich konnte nicht einmal klar denken. Nach Minuten nahm ich das Weinen meiner Tochter wieder wahr und sah hinter. Ich versuchte mich normal zu verhalten, doch schaffte es nicht. Eine Träne lief mir über die Wange und ich zitterte stärker als zuvor.

Dalya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt