5 | Mmmm...wie Medium?

2K 97 53
                                    

mit @LonelyArktis

╔═════۞═════╗

Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
- Goethe, Faust I, Vers 3455 ff -

╚═════۞═════╝


꧁ Luci ꧂


Später erst erwachte Luci, im neuen Zuhause - wenn man das vor Sterilität stinkende Gebäude so nennen durfte.
Überall Weiß. Die übermäßige Anwendung dieser Farbe schmeichelte ihrem Teint nicht und schmerzte in den Augen.
Sie war wach, atmete flach und lauschte erst nur.

Die Augen vor der Wahrheit verschließen, das konnte sie gut, das hatte sie perfektioniert. Die Ehe war eine ganz ausgezeichnete Übungsfläche.

Bewegen ging nicht, weil sie ein neues modisches Accessoire trug: Zwangsjacke.
Man musste es mit französischen Akzent aussprechen, dann klang es tatsächlich nach Catwalk und Haute Couture.
Ein weiterer Grund: die Pillen und Spritze waren noch nicht gänzlich von ihrem Körper abgebaut, ein Umstand, der sie vom Durchdrehen bewahrte.

"Casanova, bist du da?", flüsterte sie ein Stoßgebet zur Hölle.

"Die Jacke steht dir."
Ein leises Kichern, ein amüsierter Blick aus roten Augen, stand er an ihrem Bett, auf dem sie mit Lederriemen fixiert war, streckte die Hand nach ihr aus, fuhr mit dem Daumen über ihre volle, rote Lippe.

"Du hast wohl einen Clown gefrühstückt! Oder mein Blut bekommt dir nicht."
Ihre Stimme war so kratzig, wie eine alte Frau, die zu oft an der Tabakpfeife ihres verstorbenen Mannes gezogen hat. So alt war sie noch gar nicht.
Oder hatte sie den Dornröschenschlaf gelegen?
Es fühlte sich aber nicht so an, wie aus einem Alptraum erwacht, es war mehr so, ich lebe meinen Alptraum.

Unter seiner Berührung zuckte sie zusammen und schnappte mit dem nächsten Atemzug nach seinen Fingern.
Fest verbiss sie sich in diese und ihre Lippen färbten sich rot, röter, am rötesten.

„Au!", schrie M auf, zog seine Hand weg und schob sich den Finger in den Mund, um die Blutung zu stillen.
„Was soll das du verdammte, kleine (***)?", zischte er wütend und widmete sich dann wieder etwas wehleidig seinem malträtierten Finger, bis die Blutung einigermaßen gestoppt war.
Er stand nicht auf Schmerzen, eher noch auf das Zufügen derselbigen, in Maßen versteht sich. In der Hinsicht war er dann doch definitiv S und nicht M.

„Machst du sowas öfter?", fragte er sie zwischen zusammengebissenen Zähnen, die Wut in seiner Stimme immer noch deutlich hörbar.
„An deiner Stelle würde ich das nicht tun, immerhin", nun kehrte sein vorheriges Grinsen zurück, dreckig diesmal, wie das einer Kanalratte, als er sich zu ihr beugte, so dicht an ihrem Ohr, dass seine Lippen die zarte Haut der Ohrmuschel streiften, „immerhin, weißt du nicht, wo der Finger vorher gewesen ist - oder in wem", fügte er mit einem leisen Kichern hinzu.

Seine Gedanken gingen zurück an den gestrigen Tag, als er noch friedlich in der Dämonenwelt war - im Schloss eines der Fürsten, genauer gesagt in einem der vielen Zimmer, oder noch genauer: gerade dabei war Mona, Helly und Devi den Verstand raus zu vögeln.

„Ich muss kurz was erledigen, Helly, Darling. Mona wird sich solange um euch kümmern."
Mit diesen Worten hatte er sich dem Zug hingegeben und hatte die Drei sich selbst überlassen, um hierher zu kommen - zu Luci. Der Frau, die gerade neben ihm in Zwangsjacke im Bett lag und ihn gebissen hatte.

"Aber 'Casanova'? Ich mag den Namen nicht."
Mit gerunzelter Stirn verschränkte er die Arme vor der Brust, einen Tonfall, als wäre es völlig normal ein Gespräch mit einer Frau in Zwangsjacke zu führen, die ihm soeben den Finger blutig gebissen hatte.
"Damit klingt es, als sei ich ein dämlicher, kleiner Succubus."

Succubi, die Dämonen der Lust, die Erregung und Ekstase in Leben verwandelten. Dämonen der unteren Ränge.
Er war das nicht. Lust bereiteten ihm andere Dinge.

M - Casanova - Mittelklasse Dämon, was auch immer. Mit jedem einzelnen Hirngespinst mussten sich Lucis Kopfschmerzen potenzieren.
Sie rollte mit den Augen über diese Aussage. Da höre einer Mal genau hin. Dieses Selbstbewusstsein. Was? Hatte sie ihn beleidigt?
"Entschuldigung!", rief sie theatralisch aus. Keiner, niemand, nicht einmal sie selbst würde dem kratzigen Süßholzgeraspel glauben schenken. 

"Aber wie sollte ich das besser wissen? Du hast gesagt, du bist nicht der Boss persönlich. Ich hätte nie, nie, niemals in meinem Leben gedacht, dass ich für einen höherrangigen Dämon interessant genug bin! Es tut mir so leid Mmm."

M ungleich charmant, sein Lächeln hingegen gefiel Luci auf eine spezielle Weise. Sie würde es ihm gerne aus dem Gesicht wischen. Stimmt, kein Succubus, ein solcher würde ihr per Definition Freude bereiten. Was für eine Schande. Bei der nächsten Beschwörung würde sie daran denken weniger Blut anzubieten.

"Wir wurden vorhin unterbrochen."
Wie in Gedanken strich M eine ihrer verstrubbelten Haarsträhnen beiseite.

"Also, was ist es, das du begehrst?"

●═════════════════════●

***M ist nicht begeistert über den Namen Casanova. Welchen hättet ihr ihm gegeben?***

***Wenn euch die Geschichte gefällt, freuen wir uns über Kommentare und Votes!***

Welcome To HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt