34 | Lost

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mit LonelyArktis

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I wish you were here.

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Fünf Meter vom Ort der Erniedrigung, Ms Zimmer, entfernt - steifer Gang, straffe Schultern, stur gehobener Kopf, kalter Blick.
Zehn Meter weiter - kontrolliertes, hörbares, Ausatmen.Zwanzig Meter Abstand - böses Knurren, der exakte Gegensatz zum wollüstigen Schnurren, das die Flittchen hier reihenweise hören ließen.
Dreißig Meter und eine Ecke - der kleine Ausraster:

Zierliche, aber von Schwielen hart gewordene Fäuste hämmerten gegen die Kalkwand, rissen an den Knöcheln, wo die Haut trockener war etwas auf. "Du musst deine Hände eincremen, bald sehen die aus wie von Bauarbeitern", hatte sie die liebreizenden Worte der kleinen Schwester im Kopf - ein Monster mit Engelsgesicht, aber Schönheit vergeht, darum hatte Aries sich von den blonden Haaren getrennt. Sie wollte nicht so enden wie ihre Schwester, die ganz klar Mutter als Vorbild sah, ein schlechtes. Ewig würden Männer, die sie nur des Aussehens wegen finanziell aushielten, nicht unterstützen. In fünf oder zehn Jahren würde ein jüngeres Mädchen mit genauso hübschen Zügen und Busen wie aus dem Nichts auftauchen.

Aber selbst die Family hatte sie nie so wütend gemacht wie M, Asterin und der Rest des Packs. Dumpf hämmerte ihre Stirn gegen die Wand. Sie würde Asterin umbringen und M und Lucian und Charlotte und und und...

Wieder dotzte ihr Kopf gegen die unnachgiebige Wand. Aries verweilte in der Position und holte zittrig einen tiefen Atemzug. "Ich lasse das alles hinter mir. Ich gehe jetzt zum Styx, kläre das und spreche mit Petrus." Ein schwacher Versuch sich selbst runter zu bringen, aber mehr alles andere war eine Verschwendung von Zeit und Energie.

Ermattet und teilnahmslos, ein bisschen wie auf zu viel Aspirin und Antibiotika setzte sie einen Fuß vor den anderen. Immer so weiter, bis- Verdammt wo war sie eigentlich?
Verwirrt schaute sie sich um, links, rechts, aber bis auf einen schier endlos langen Korridor vor und hinter sich, bestückt mit zahllosen Türen, war nichts zu sehen. "Das kann doch nicht wahr sein." Man, wieso denn?
Verzweifelt trotzig ließ sie sich nach ein paar weiteren Versuchen, den Weg wieder zurückzufinden, an einer beliebigen Wand hinunter gleiten. Die Knie an die Brust gezogen und umschlungen gab sie auf - Nein, das war nur eine Pause. Aufgeben war keine Option, nur kurz Rasten und warten bis das Keuchen und Stöhnen, anders bekannt als Sexgeräusche, hinter der Tür verstummten.

Sie wollte NICHT anklopfen und nach dem Weg fragen.
Sie wollte nicht noch mehr nackte Haut sehen.
Sie wollte...

Frustriert ausatmend bettete sie ihr Gesicht auf den aufgestellten Armen - und Augen zu. Zu hören, wie andere sich lieben, ist das einsamste Geräusch auf der Erde. Aries fühlte sich einsamer denn je.

Maunzen, es klang wie das einer sterbenden Katze, weckte sie aus dem Trübsinn. "Mhm was willst du?"
Terminator, die Katze war so fett, ihr Bauch berührte nicht nur den Boden, er schlif durchgehend darüber. Wäre es ihre Katze gewesen würde die sofort auf Diät gesetzt werden. Sie wäre gar nicht erst so dick geworden!
"Was, willst du mich zurückbringen?", mutmaßte sie und stand ächzend auf. Vom langen Sitzen schmerzte ihr Hintern und alle anderen Glieder waren steif. So musste sich alt werden anfühlen. "Dann hob, geh schon", forderte sie Terminator auf und trottete der Katze nach.

Wieso konnte sie sich keinen blöden Weg merken? "Dümmer als eine Katze", motzte sie grummelnd, in einer Lautstärke und Verständlichkeit, die allein ihre Ohren verarbeiten konnten.

Mit diesem Mindset, das sich erstklassig auf ihrem Gesicht und die Körperhaltung, spiegelte, war sie allerdings der perfekte Dummy, um als Seele durchzugehen.

Da stand sie, in einer grauen Einöde, hörte den Styx rauschen und dachte sich nur: Alles geht den Bach runter.
Genervt miauend erinnerte Terminator sie daran weiter zu gehen. Erst am kleinen Steg, der ein Stück ins Wasser reichte wurde ihr erlaubt stehen zu bleiben und auf den Fährenmann zu warten. Hoffentlich brauchte der nicht zu lange, andererseits würde noch überlegen sich im Fluss zu ersaufen. Vielleicht war alles vergessen gar keine schlechte Idee? Blöde Gedanken.

Lustlos sah sie in den dunklen Grund des Wassers. Manchmal hatte sie das stupide Gefühl dort Geister vorbeirauschen zu sehen? Unbeeindruckt stieg sie vorsichtig in das angebundene Boot, eines zum Rudern. Des Katers beständiges, vor allem lauter werdendes Miauen ignorierte sie dabei geflissentlich. Was war schon dabei wenn sie schon im Boot saß? Es war nicht so, dass sie alleine losfahren wollte.

"Alleine solltest du das Boot nicht benutzen."

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