46 | Kaffeepause

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Ein Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

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Er war schockiert.
Schockiert, gekränkt, sprachlos - anders konnte man es nicht beschreiben, als Peter Aries hinterher schaute, die vor ihm Reißaus nahm, als habe er sich ihr soeben als der schrecklichste, unmenschlichste Dämon der Unterwelt präsentiert, gegen den selbst M und K kleine Kuschelkätzchen sind.
Die schwarzen Pupillen in den glasklaren, blauen Augen zitterten kurz, bevor Peter sich verlegen mit der Hand den Nacken rieb, die Schultern hängend, den Blick auf den Boden gerichtet, deren Marmorstufen plötzlich ein besonders interessantes Muster zu haben schienen.

Er hatte das nicht gewollt, hatte sie nicht verschrecken wollen, hatte nur aus Reflex gehandelt - und aus Egoismus. Weil er hören wollte, was K und M vorhatten, sie hatte belauschen wollen, hatte er Aries da mit hinein gezogen, ohne auf sie Rücksicht zu nehmen, hatte nur an sich selbst und seine eigene Agenda gedacht, eigennützig und unsensibel.
Was war nur aus ihm geworden?
Wahrscheinlich fing die Umgebung an abzufärben - aber es war sowieso höchste Zeit, zurück zu kehren und Bericht zu erstatten.

Aber zuerst brauchte er einen Kaffee.
Kaffee half ihm ruhiger zu werden, wieder ins Gleichgewicht zu finden und sich zu entspannen. Dringend nötig, bevor er den weiten Heimweg antrat.

Leise seufzend setzte Peter sich in Bewegung, stieg die Stufen hinauf und machte sich auf den Weg zur Cafeteria, die einen erstaunlich guten Latte Macchiato anboten, mit dickem Milchschaum und nach Wunsch mit Zimt bestreut, seine besondere Vorliebe.
Der Gedanke daran ließ ihn schon wieder etwas beschwingter gehen, auch wenn die Begegnung mit Aries ihm tief in den Knochen saß. Später würde er sich Gedanken darüber machen müsse, wie er diesen Faux-Pas wieder gut machen konnte.

Das Einzige, was er wusste, war, dass sie ihrer Meinung nach zu Unrecht hier unten war und es ihr hier auch nicht gefiel, aber solange sie nicht mit ihm redete, würde es schwierig sein, genau zu verstehen, was eigentlich ihr Problem war und wie er ihr helfen könnte.
„Ihr Latte Macchiato und die beiden Cappuccino für die Damen", säuselte gerade das hübsche Mädchen hinter der Teke und stellte ihm das große Glas aufs Tablett und die zwei kleinen Tassen auf das Tablett der beiden Dämoninnen neben ihm.
„Geht das zusammen oder getrennt?", fragte die Bedienung in dem Moment zuckersüß und Peter rang sich ein charmantes Lächeln ab. „Zusammen." Ohne zu zögern schob der den Geldschein in Richtung der Kasse. „Stimmt so", fügte er noch hinzu.
Wenn man Karma-Punkte verlor, war es das Beste, sie so schnell wie möglich wieder rein zu holen.
„Ich hoffe, das war in Ordnung so?", wandte er sich nun an die zwei Damen neben ihm, die Stimme dunkel und weich, einlullend, die Augen strahlend, sodass man das Gefühl hatte, direkt hinein gezogen zu werden.

„Aber nur, wenn wir uns revanchieren dürfen", feixte Devi, die kurze Rote, die Zähne blitzend weiß. Helly neben ihr, die große Blonde mit den Barbie-Modelmaßen 90-60-90 kicherte kokett und nickte. „Deine Augen sind so blau." Ihr IQ war vielleicht wirklich nicht höher als die Keilabsätze, die sie zu Babydoll Outfit und Netzstrümpfen trug. „Setzt du dich zu uns an den Tisch?", fragte sie überflüssigerweise. „Natürlich tut er das, wir müssen aushandeln, was uns der Spaß gekostet hat", schäkerte Devi und schnappte sich statt dem Tablett den Oberarm des jungen Mannes, lotste alle an einen Tisch weiter hinten in der Cafeteria, direkt an die Fensterfront.

Nur ein höfliches Lächeln schaffte Peter angesichts der zwei aufopferungsvollen Damen, die ihn sogleich als ihren Begleiter wählten und er kam nicht umhin zu bemerkten, dass die hübsche Rothaarige mit dem frechen Bob äußerst wohlgeformte Brüste hatte, deren Weichheit sich nun gegen seinen Arm presste, eng genug, damit er ihre Nippel durch den dünnen Stoff des knappen Oberteils, das praktisch nur aus einem schwarzen BH bestand, spüren konnte.
Schon bemerkte er, wie seine Ohren anfingen heiß zu werden, und vermutlich auch rosa, denn obwohl er nun schon ein paar Wochen hier war, konnte er sich einfach nicht an die Freizügigkeit und den offenen Körperkontakt, der hier unten Gang und Gäbe war, gewöhnen.
„Sehr reizend", nuschelte er daher nur, überfordert von den vielen Eindrücken, die auf einmal auf ihn einzustürzen schienen. Ein angenehmer Duft stieg ihm in die Nase, der von der Blonden zu kommen schien, und die penetrante Schwefelnote, die hier überall in der Luft zu hängen schien, für einen Moment übertünchte.

Durch die gläserne Wandscheibe sah man panisch rennende gequälte Seelen. Helly musste immer lachen, wenn dort unten einer wie eine lodernde menschliche Wunderkerze herum lief. Lustiger war es nur, wenn sie sich versehentlich gegenseitig ansteckten. „Da!", rief Helly lauter aus und klopfte gegen das Fenster, wo sich genau diese Situation abspielte.

Peter stellte das Tablett auf den Tisch, die Aussicht geflissentlich ignorierend.
Es gab vieles, was ihm hier unten nicht gefiel, aber dass das Leid der armen Seelen, Sünder zwar aber dennoch Gottes Kreaturen, wie in einem Kolosseum zur Belustigung aller ausgestellt waren, war das Erste, das er reformieren würde, wenn er hier das sagen hätte. Was von der Idee her natürlich völliger Quatsch war, aber es war ja nur eine Hypothese - nichts weiter.

„Eh ja", beendete Rotschopf das Thema. „Sieh dir lieber dieses Prachtexemplar an", stieß sie ihre Freundin verbal in die Seite und zwinkerte dem Mann neben sich zu.

Natürlich hatten sie Peter zwischen sich genommen, flankiert zu beiden Seiten von einer heißen Dämonin - das musste der Traum eines jeden Mannes sein. Das herzliche Kompliment ließ neben seinen Ohren auch noch seine Wangen rosa aufleuchtend und schnell nahm Peter einen Schluck von seinem Kaffee, versank beinahe mit der Nase in dem hohen Milchschaum. Vielleicht sollte er einfach die Barista hier heiraten, dann hatte er eine solche Köstlichkeit jeden Tag.

Die Blondine drehte sich entschuldigend lächelnd wieder um, deutete auf ihren fülligen Busen, ein stolzes C oder D Körbchen. „Ich bin Helly und das ist Devi." Der Finger zeigte zur anderen Seite. "Es war ziemlich nett von dir, den Kaffee zu zahlen", bedankte sie sich im leichten Singsang, stoppte nur um mit den Zähnen den obligatorischen Zimtkeks aus der Plastikverpackung zu befreien. Devi rührte ihren bereits im Cappuccino und biss schnurrend auf den eingeweichten Teig.
„Möchtest du einen Bissen?", fragte die Rothaarige und hielt Peter den abgebissenen Keks vor seine Lippen. Damit es nicht tropfte hing ihre freie Hand direkt darunter in der Luft, mit der anderen stützte sie sich auf seinem festen Oberschenkel ab. Absichtlich und bewusst.

Mit einem Nicken quittierte er die schnelle Vorstellrunde. „Petr..Peter. Ich heiße Peter", fing er sich gerade nochmal und hüstelte verlegen, wobei er sich mit dem Handrücken über den Mund fuhr, die letzten Reste der schaumigen Milch, die daran hängen geblieben waren, abwischte und im nächsten Moment die Lippen wie aus Reflex öffnete, als der weiche Keksteig sie berührte. Der Rest vom Keks verschwand in seinem Mund, nicht jedoch ohne, dass dieser Devis Finger beim Schließen berührte und zu seiner Verlegenheit merkte Peter, wie sich etwas in seiner Hose regte, woran Devis Hand in gefährlicher Nähe seines Schritts sicherlich nicht ganz unschuldig war.


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