56 | Tattoo Terror

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mit LonelyArktis

Sein ganzes Leben lang hatte er darauf gewartet, dass 'Etwas' passierte. Etwas Bahnbrechendes, das sein Leben komplett auf den Kopf stellte. Etwas wie ein Schlangenbiss, der ihn auf genetischer Ebene mutieren ließ, wie in den Comics über, unter und hinter ihm beschrieben wurde.

Einen, nein, zwei Dämonen zu treffen, damit hatte Mac nicht gerechnet.

Noch weniger mit dem, was die Perfektion all seiner erotischen Fantasien von ihm wollte.

"Ich will ein Tattoo", begleitet wurden die Worte vom Lautgeräusch einer Klingel. "Genau hier hin. Ein majestätisches M", erklärte Mona kompromisslos und lüpfte den Stoff des Negligé, strich bedeutungsvoll über den blanken Venushügel.

Abwartend schaute sie den Mann an. Über die gesamte Länge seiner Arme zogen sich Schlangen bis nach oben und wandten sich um seinen dünnen Hals. Es war nicht das, was Mona sonst in einem Mann suchte, die hellblaue ärmellose Weste lag locker um seinen Oberkörper und blonde Locken versteckten sich unter der Kapuze, aber manchmal hatte Frau Lust auf Anderes.

"Und? Was ist, kannst du das oder nicht?", wiederholte sie sich, als Mac sie nur mit offenem Mund anstarrte.

M folgte Mona in den Tattoo-Shop und erneut ließen ihre Handlungen ihn amüsiert schmunzeln, als er interessiert das Minenspiel des armen Jungen vor ihm beobachtete. Bei Mona und ihm bekam der Satz 'Angucken aber nicht anfassen' gleich eine andere, fast tragische Bedeutung.

Er selbst hätte in diesem Moment lieber Mona auf der Liege im Studio gevögelt, als geduldig neben ihr zu stehen und sie zu begleiten, aber was tat man nicht alles für eine Göttin unter den Frauen?

Solange es einen Wunsch gab, den er ihr erfüllen konnte, würde er es tun – und in diesem Moment wollte sie eben ein Tattoo anstatt seiner geschickten Hände und flinken Zunge.

"Ähm ja... Bist- bist du volljährig? Ich brauche einen Ausweis und- Jetzt sofort?", stammelte der Junge, was Mona ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte. "Ja, jetzt sofort, Süßer", kokettierte die Dämonin und strich dem Tattoo-Artist entlang des Kinns. "Soll ich mich dahin legen?", fragte sie und deutete auf die freie Liege, die umgeben von Farben und anderen seltsamen Gerätschaften stand.

Milchbubi Macs Gesicht lief knallrot an, sogar der Hals glänzte rötlich. Etwas anderes als ein Nicken bekam der nicht zustande.

„Ja, leg dich dorthin, Süße", erwiderte M an Macs Stelle, als dieser anstatt zu antworten nur rot wurde und M sich unwillkürlich fragte, warum sein Blut ihm in den Kopf schoss anstatt in die Hose. Aber woher sollte er das wissen? Er war ja kein Mensch.

Stattdessen rannte das Menschlein zur Eingangstür zu und wendete das Schild von 'Open' zu 'Closed'.

Erst danach setzte er sich mit Stift und Block neben Mona an die Liege und versuchte nicht auf die enthüllte Weiblichkeit zu starren. "Ein M - den Buchstaben?", piepste er super schnell und bot M schließlich einen Platz neben sich an. So ganz wusste er nicht, mit dem rotäugigen umzugehen, aber dieser Blick saß ihm gewaltig im Nacken.

"Ja, ein M wie Mona", flötete diese auffällig gut gelaunt.

„M wie Mephisto", korrigierte M wie aus der Pistole geschossen und betrachtete Macs Kritzelei mit angestrengtem Kennerblick.

"Pass auf, dass das was er zeichnet gut aussieht", wies sie M katzenhaft grinsend an.

Sofort begann Macs Hand zu zittern, der Bleistift in seiner Hand schwankte gefährlich, aber die Linien auf dem Blatt schienen nicht darunter zu leiden.

„Hier etwas breiter. Und die Ränder etwas dicker. Bisschen mehr Verzierung sollte auch ran", kommentierte er, die Augen kritisch auf das Blatt gerichtet.

Mit Tattoos kannte er sich aus, waren doch seine Arme, Torso und Beine mit vielen dieser kleinen Kunstwerke geschmückt, von denen er sich stets wunderte, warum die Dämonen nicht auf so etwas gekommen waren.

"So?", wollte der Künstler nervös wissen und reichte M den Entwurf.

Endlich nickte er zufrieden und sorgfältig beobachtete er jede von Macs Handbewegungen, als dieser die Nadel ansetzte, ignorierte dabei den Ständer in seiner Hose, der zwangsläufig entstanden war, da er Monas seidige, blanke Mitte die gesamte Zeit vor sich hatte.

Maschinensurren erwachte. Die Nadel stach so schnell in ihr Fleisch, dass die Dämonin gar nicht verfolgen konnte, ob es eine oder doch tausend waren, die schwarze Tinte unter ihre Haut spritzen. Monas Hand zuckte nach M. Die sonst so taffe Frau hielt sich unwillkürlich an ihrer Begleitung fest. „Bilde dir darauf nichts ein", schnappte sie. Statt dem Hauch Aggressivität war nur ein Fünkchen Unsicherheit zu hören. Später wäre ihr das peinlich, dazu noch ausgerechnet vor M. Aber sie kam nicht umhin dieses Geräusch unheimlich zu finden und es war ein komisches Gefühl. Nicht richtig schmerzend, nicht kitzelnd aber auch nicht angenehm, wie Spritzenpiekser, ganz viele davon schnell hintereinander.

„Nicht mehr lange", nuschelte der Tätowierer halblaut und auf seine Arbeit fixiert. Die simple, für ihn ganz normale Tätigkeit, entspannte Mac mehr, als er sich bei den Zweien erlauben durfte.

Es dauerte lange, für seinen Geschmack zu lange, als Mac schließlich das Gerät ausschaltete, sich mit dem Handrücken über die Stirn wischte und eine Stück Folie zurecht schnitt, zusammen mit passenden Klebestreifen, um das fertige Kunstwerk abzukleben, als sich eine Hand wie ein Schraubstock um seine Handgelenke legte.

„Ich mach das. Fass sie nicht an du kleiner Knilch", knurrte M dunkel und hatte im nächsten Moment nach der Folie gegriffen, klebte diese über das Tattoo, strich die Klebestreifen besonders gründlich auf der Haut fest, bevor seine Finger nach unten wanderten. „Es sieht zum Anbeißen aus – oder zum Ablecken."

Ein Wort von dem Kerl mit den leuchtend roten Kontaktlinsen machte den Effekt zunichte. „Ehm – Sorry, mein Fehler." Überrumpelt strauchelte der Freak beiseite. Unter den Normalos war er ein Nerd, aber unter Nerds nur ein Noob, damit reichte seine Geisteskraft und Überlebensinstinkte gerade so aus M das Feld mit Schere und Kleber zu überlassen.

„Äh in den nächsten zwei Wochen darf sie nicht", er schluckte, starrte auf die Finger des Mannes, die immer weiter abwärts glitten. Sein Hals wurde ganz trocken, er benetzte seine Oberlippe mit der Zunge.

Sanft umkreisten Ms Finger Monas Kitzler, strichen darüber, bis er spürte, wie die empfindliche Knospe sich verhärtete, als Macs Stimme an sein Ohr drang und er ruckartig den Kopf hob, seine Aufmerksamkeit auf den schmächtigen Tätowierer gelenkt wurde, weg von Monas samtiger Mitte, die ihn geradezu einlud, sich mit der Zunge zwischen den weichen Lippen zu versenken. „Zwei Wochen darf sie nicht was?" Die Worte waren nur ein leises Knurren, als M in der Bewegung inne hielt, die unausgesprochene Warnung darin mitschwingend, wie ein rot leuchtendes Warnschild, so rot, wie Ms Augen.


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