Kapitel 19
Violet
Der Gedanke von Nicolas nicht nur abhängig gehalten zu werden, sondern es auch tatsächlich zu sein, verwirrte sie so, wie sie immer noch alles zu verwirren schien, in dieser Welt. Sie war Tod gewesen, wiedergekehrt als Königin, wurde von einer Deux Macina verfolgt, war in die Vergangenheit gefallen und Nicolas Labyrinth entkommen und das war lediglich das, was nach ihrem überraschenden Erwachen passiert war. Und dennoch stand Violet entschlossen vor diesem Spiegel, dessen Gegenstück in Nicolas Versteck hing und war bereit, hindurch zu gehen, um das zu tun, was Sofia ihr geraten hatte: Nicolas da rausholen und zur Abwechslung mal ihn retten und nicht umgekehrt. Aber noch war die Zeit dafür nicht reif. Und die Welt scheinbar noch nicht verrückt genug.
„Steh nicht einfach davor, Vio, das macht mich nervös. Ich bin immer noch schockiert, dass du überhaupt mit einer Deux Macina reden willst" meinte Sofia in der Bibliothek und schleppte Bücher herum, während Violet vor dem Spiegel stand und sich erhoffte, er würde ihr sein Wissen so freiwillig vermitteln, wie das Malus es tat. Aber er schwieg. So wie auch Sofias Kette schwieg. Konnten sie nicht reden? Oder wollten sie nicht? Das Malus hatte es immer so klingen lassen, als würden die Deux Macinas den Königinnen dienen, es hatte ja von ihr „benutzt" werden wollen aber vielleicht interpretierte sie das auch einfach falsch. Schließlich hatte eines dieser Dinger sie fats erwürgt und das, obwohl sie es wohl selbst aus Versehen erschaffen hatte. Es war alles so furchtbar kompliziert geworden. Sie hatte so viele Fragen und jede Antwort, die sie erhielt, schien nur solange eine Antwort zu sein, bis irgendetwas passierte um sie zu revidieren.
Aber nicht nur sie fühlte sich überfordert auch Sofia hatte ihr gestanden, dass sie kaum wusste, wo ihr der Kopf stand. Als Vampirin, die so alt war und die eigentlich kaum etwas überraschen sollte, war das ein erschreckendes Geständnis. Sofia meinte, das Violet bloße Existenz so viel ändern konnte. Sie sah es als Chance, Violet sah allerdings nur Chaos vor sich.
Langsam fuhr sie den alten Rahmen mit den Fingern entlang, doch er blieb ein normaler Spiegel: Still.
„Das Malus verhält sich kooperativ, wenn alle Deux Macinas auf mich hören, dann sollte auch diese mit mir reden, oder?", fragte Violet die Vampirin, Sofia aber zuckte wie immer mit den Schultern.
„Ich habe ihn nicht plaudern hören, als es alle anderen taten", meinte sie nur.
„Allerdings haben wir auch nicht gewusst, dass er in unserer Eingangshalle an unterer Decke hängt, also könnten wir es auch einfach verpasst haben", fügte Björn hinzu und wieder zuckte Sofia mit den Schultern. Das schien ihre Standard Reaktion zu sein, wenn sie etwas nicht wusste, es drückte nicht aus, dass es sie nicht kümmerte.
„Ja, okay. Möglich. Aber: Wie lange stehst du da jetzt schon? Eine halbe Stunde? Und es kam noch nichts. Also zumindest nicht vom Spiegel", sagte sie während Sofia dem singenden Malus einen genervten Blick zuwarf, dass neben ihr auf dem Tisch lag und ein altes Arbeiterlied von sich gab. Auf Alt-Ägyptisch. Es war allgemein sehr schwätzrig geworden.
„Ich glaube kaum, dass uns die Deux Macinas munter erzählen, wie wir sie aufhalten könnten, egal ob es dir nun hilft oder nicht."
>>Die Welt in der Tiefe, des Finsteren Nichts. Der Zeit in der holen Hand, schwappt über das Alles<< hauchte das Malus weiter und unterbrach mit diesen Worten sein Lied. Sofia knurrte das Buch an und schlug mit der Faust direkt neben seinen Einband.
„WENN DU DAZU ETWAS ZU SAGEN HAST, SPRICH IN RÄTSELN, DIE WIR AUCH LÖSEN KÖNNEN!" fauchte sie die Deux Macina an, darauf hin lachte es kurz und setzte wieder zu seinem Arbeiterlied an.
„Lass dich nicht provozieren, Liebling, ich denke es will uns nur veralbern. Die Macinas hätten keine Nutzen davon, jemanden zu verraten, wie man sie stoppen könnte. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb vielleicht geht es auch gar nicht. Und du weißt ja das viele Deux Macinas sich einen Spaß daraus machen, seine Besitzer in den Wahnsinn zu treiben", wandte Björn sich an seine Frau, legte eine seiner Pranken an ihre Schulter und drückte sie zurück auf den Stuhl, auf dem sie eigentlich sitzen sollte.
Nur, dass sie mit ihren Allerwertesten auf den Boden landete, weil der Stuhl plötzlich verschwunden war.
Erschrocken drehte sich Violet zu ihr, sah noch, wie der Stuhl auf sie zuflog und sie gerade schnell genug ausweichen konnte, um zu verhindern, dass das Möbelstück sie traf. Dafür donnerte es in den Spiegel, der zwar einen gewaltigen Sprung bekam, aber nicht komplett zu Bruch ging. Während der Stuhl förmlich an den Spiegel kleben blieb, als würde ein Magnet ihn auf Hüfthöhe genau an diese Stelle festhalten.
„Was zum Teufel?!", entfuhr es Violet und sie sah zu Sofia, die sich mit der Hilfe ihres Mannes aufrichtete, sich den Hinter rieb und dann aufschrie, weil ihre Kette vom Hals gerissen wurde und in die Gleiche Richtung wie der Stuhl flog, kurz darauf das Malus.
„Alles Okay?", fragte Björn und betrachtete die Schnitte, die die Kette an Sofias Hals hinterlassen hatten, aber eigentlich sofort wieder verheilten.
Dann war der Spiegel plötzlich verschwunden, sowie er vor einigen Stunden noch von der Decke der Eingangshalle verschwunden und hier aufgetaucht war.
Violet zuckte zusammen und versuchte sich von alledem erst einmal zu beruhigen, hatte dafür aber kaum Zeit, denn Lärm drang durch das ganze Haus.
Sie, Björn und Sofia sahen sich kurz darauf an und stürmten dann gemeinsam aus der Bibliothek. Direkt auf den Lärm zu. Im Flur wurden sie fast von einem alten Kerzenleuchter erschlagen, der an ihnen vorbeizischte, als würde ihn jemand an einem Gummiband an sich heranziehen und Sofia drängte sich an Violet vorbei und folgte den Gegenständen.
„Das sind alles Deux Macinas!", teilte sie den anderen ihre Schlussfolgerung mit und Violet sah sie fragend an.
„Dein Stuhl war eine Deux Macina?", fragte sie und die Vampirin zuckte mit den Schultern.
„Ja, habs aber vergessen." meinte sie beiläufig als wäre es das normalste der Welt einen Gegenstand zu vergessen, der einen wahnsinnig machen konnte, oder einverleiben oder ... was auch immer sie alles konnten.
„Wie kann man das vergessen?", fragte Violet schockiert und vielleicht etwas vorwurfsvoll und sah zu Björn, der aber selbst nur mit den Schultern zuckte.
„Sie war Jahrhunderte lang ruhig, wir waren uns auch nicht sicher, ob er wirklich eine Deux Macina war", meinte er und wich dann einen vorbei sausenden Korb aus, der in die gleiche Richtung wie der Kerzenleuchter verschwand.
„Wie viele Deux Macinas habt ihr den im Haus?", fragte Violet aber Sofia deutete auf eine kleine Schatulle, die auf einen Beistelltisch im Flur stand.
„Weniger als gedacht. Ich wusste, dass es nur eine normale Bon-Bon-Dose ist!"
„Wie es aussieht, haben nicht alle Deux Macinas gesprochen, als sie von den Toten zurückkam, es sind mehr als gedacht", warf Björn ein.
„Sofern ihre Theorie stimmt", fügte Violet hinzu und dann kamen sie gemeinsam an der Treppe an, die vom Flur in die Eingangshalle führte und wo die angezogenen, eventuell Deux Macinas im Kreis um eine Person drehten. Der junge Geborene, stand dort in der Mitte, eine Schale in seiner Hand, zu seinen Füßen eine mumifizierte Leiche, die nach einen alten erschaffenen Vampir aussah und seine blutigen Tränen landeten Tropfen für Tropfen im inneren dieser Schale.
„Auch wenn ich mich wiederhole, aber: Was zum Teufel?" war alles, was Violet bei diesem Anblick herausbringen konnte.
Beta: noch nicht
DU LIEST GERADE
Nicolas (Bd.2)
Vampire(Update jeden Dienstag) Nicolas ist dem Wahnsinn verfallen und trauert um Violet ohne wirklich wahrhaben zu wollen, dass sie tatsächlich Tot sein soll. Als eine mysteriöse Frau, die große Ähnlichkeiten mit Violet hat, auftaucht und ihm verspricht si...