Lügen

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Kapitel 50

Nicolas

Er ging neben Sophie in die Knie und griff nach Violets Schultern, um ihren unbewegten Körper näher an sich heranzuziehen und ihn dicht an seine Brust zu fühlen. Sie atmete nicht und es war nur noch wenig Leben in ihr, aber dennoch würde sie nicht sterben. Er spürte es und zudem wollte er, dass sie lebte. Egal wie sehr sie sich auch nach etwas anderem sehnte.

"Du bist ein König", brabbelte Sophie und diese Worte zu hören, veränderte etwas in ihm. So sehr, dass er sich gewünscht hätte es nie gehört zu haben.

"Sie ist eine Deux Macina", schlussfolgerte sie weiter und Nicolas kam zu dem Schluss, dass wohl auch das stimmte. Er erinnerte sich an diesen einen verhängnisvollen Abend mit Björn und Re, wo Nicolas gemeint hatte, es gebe keine perfekte Frau für ihn. Dann hatte er dieses Portrai gemalt und beschlossen, dass sie es sein würde. Die Perfekte Frau. Geformt nach seinem Willen. So schön, dass es den Mann in ihm reizte und etwas ganz Besonderes, sodass auch der Sammler in ihm zufrieden war. Dann war Violet plötzlich aufgetaucht.

Er hatte es für einen Zufall gehalten, aber das war es nicht. Er hatte sie nicht zufällig gefunden, er hatte sie gewollt und wie jede DeuxMacina hatte sie sich nach dem Bild geformt, das er haben wollte.

"Geh zu deinem Gefährten, Schwester. Ich kümmere mich um sie", meinte er und für einen Augenblick sah Sophie traurig aus.

"Ist er das den?", fragte sie und in diesem Moment verstand Nicolas, dass Sophie nie vergessen hatte, dass dieser Björn nicht der ihre war. Sie wünschte es sich nur und hielt an dieser Idee fest, weil sie die Trauer nicht ertrug. Aber Nicolas hatte etwas in der Schale gesehen. Etwas was ihn so sehr an Björn erinnerte, dass er sich nicht sicher war, ob die Schale Björn verschlungen oder es nicht letztendlich andersherum gewesen ist. Björn hätte sich niemals kampflos ergeben, er würde gegen die ganze Welt kämpfen, um bei Sophie zu sein. Und er hatte gekämpft, kämpft immer noch und schaffte es damit sogar gegen die wohl mächtigste Deux Macina anzukommen, die es gab. Letztendlich würde Björn die Schale verschlingen, da war sich Nicolas sicher.

"Ist er mein Gefährte? Oder nur ein Ding, das vorgibt, meine Liebe zu sein. Sie ist doch wie er. Also wie könnte er wahrhaftig sein?"

"Er ist es, weil er will, dass er es ist. Gib Björn Zeit sich an die Oberfläche zu kämpfen, gib der Schale Zeit, sich von den unermesslichen Gefühlen, die Björn für dich hat, einnehmen zu lassen. Sie hat schon fast aufgegeben, ist zu fasziniert von der Liebe, die er für dich empfindet, um ihn zu zerstören. Björn wird zu dir zurückkehren, da bin ich mir sicher. Die Schale ist nur etwas ungelenk dabei...zu leben. Nicht jede Deux Macina benimmt sich dabei so graziös wie Violet", meinte Nicolas und wünschte sich genau das für seine Schwester. Und passierte nicht immer das, was er unbedingt wollte?

Sophie nickte und erhob sich vorsichtig, während Nicolas ihren Platz einnahm und seinerseits ihren Kopf in ihren Schoß barg.

Sie sah unendlich schön und unendlich friedlich aus. Er wusste um ihr empfindliches Herz und dass es in dieser Welt nur verletzt werden würde, doch er konnte sie nicht gehen lassen. Niemals.

"Ich weiß, dass du dieser Welt überdrüssig bist, das warst du schon immer. Und wie immer wirst du bei mir bleiben, oder Violet?", fragte er und hoffte tatsächlich, sie würde jetzt einfach die Augen aufmachen und ihn ansehen, aber sie blieb regungslos.

Unendlich sanft für Nicolas über ihr Gesicht, diese ebenmäßige Haut, die in der heutigen Welt aus der Mode gekommen war, aber er so unendlich schön fand. Die prallen Lippen, von dem sanften Rot, die langen dunklen Wimpern. Er hatte sich die Frau seiner Träume erschaffen und würde ihrer Besonderheiten nie überdrüssig werden.

Nicolas (Bd.2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt