Geheimnisse

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Kapitel 9

Nicolas starrte Violet an und versuchte, ohne weiter ins Detail zu gehen, eine Methode zu finden, mehr aus ihr herauszubekommen. Ein Geist der Aussah wie Violet? Er selbst hatte eine solche Begegnung bereits auch schon gehabt und war eigentlich der Meinung gewesen, dass entweder eines der DeuxMacina seine Scherze mit ihm trieb, oder er tatsächlich halluziniert hatte. Beides würde ihn nicht weiter überraschen.

>>Was ist es, was du dir am meisten wünschst?<< hatte dieser Geist gefragt und er war so voller Trauer wegen Violets ableben gewesen, dass er die Frage ohne zu zögern beantwortet hatte. Konnte es möglich sein, dass dieser Geist getan hatte, was er versprochen hatte? Hatte er Violet zurückgeholt? Und würde Violet nun dafür, wie angekündigt, den Preis zahlen müssen?

Wenn ja, brauchte er einen verdammten Exorzismus und zwar keinen wie ihn die Katholische Kirche oder andere Religionen betrieben hatten, sondern so wie einst schon König Salomo Geister vertrieben hatte, in dem er die Mauern zwischen dieser Dimension und der ihrer an diesen Ort so weit verstärkte, dass sie nicht hindurchdringen konnten.

So fern es ein Geist war, oder das, was man in allgemeinen als solchen bezeichnete. Es gab schließlich keine wirklichen Geister. Keine toten Seelen die alte Verwandte und Plätze heimsuchten, weil sie nicht loslassen konnten. Es waren Wesen aus einer anderen Dimension, die manchmal einfach Spaß daran hatten, die Sterblichen dieser Dimension zu quälen. Meistens in dem sie ein bekanntes Gesicht benutzten, um den Menschen noch mehr Angst einzujagen. Ein wirkliches Motiv dafür hatten sie nicht, so wie es meistens der Fall war, wenn Grausamkeiten passierten: Einen bitteren Masterplan gab es fast nie. Man Tat es aus niederen Beweggründen wie Gier und Lust, aber auch aus Liebe und Langeweile oder einfach nur, um zu sehen, was passierte.

Wenn man so langlebig ist, wie die Vampire oder andere Wesen, die es schafften, hier her zu gelangen, dann tat man vieles einfach nur, weil man es konnte.

Doch was wollte dieser Geist jetzt?

Nicolas glaubte nicht eine Sekunde daran, dass dieses Wesen es geschafft hatte Violet wieder zum Leben zu erwecken, deswegen konnte es unmöglich etwas fordern. Selbst, dass Malus, das Violet „beschrieben" hatte und nun leer und fast schon Tod in einer seiner Vitrinen lag, hatte mit Violets Rückkehr nichts zu tun. Nach allem, was er aus seinen alten Schriften über Königinnen erfahren hatte war Violet wieder auferstanden, weil Königinnen das eben genau so taten und mit jedem Mal, die sie zurückkamen wurden sie stärker, aber es brauchte auch immer Länger um wieder neu zu erwachen.

Es gab tausende Quellen, die irgendwelche Dinge über Königinnen behaupteten . Und diese spezielle, die er erst vor wenigen Stunden gefunden hatte, war eine der unglaubwürdigsten gewesen. Aber bis jetzt passte sie eben am besten zu dem, was er gesehen hatte.

Violet ,die erst Tod gewesen war und dann wieder lebendig wurde. Violet ,die nun Zugang zu Kräften hatte, von denen sie selbst nichts geahnt hatte. Nur warum er gegen ihre Flammen immun schien, leuchtete ihn nicht ein, genau sowenig, wie das, was dieses alte Stück Papyrus weiter preisgab, allerdings deutete die Schrift einen Zusammenhang mit DeuxMacina an, den er noch nicht weiter hatte erforschen können.

„Du weißt etwas", sagte Violet und beugte sich ihm ihm entgegen, wobei ihr unvergleichlicher Geruch in seine Nase stieg, der von Mal zu Mal nur noch intensiver wurde. Es gab Gerüchte darum, wie unwiderstehlich die Königinnen gewesen waren, das jeder Mann sich sofort in sie verliebt und als das angesehen hatte, wofür man sie sowieso schon gehalten hatte: Göttinnen. Aber sie hatten auch Feinde gehabt, diese unsterblichen weiblichen Wesen, die die ersten vampire erschaffen aber auch geboren haben sollten. Feinde, die letztendlich für ihr Verschwinden verantwortlich gemacht wurden.

Die Ka'lh. Was auch immer das sein sollte.

Und Falls es überhaupt stimmte. Nicolas hatte dazu keine glaubwürdigeren Quellen gefunden. Es war zum Verzweifeln. In laufe, der Jahrhunderte waren die Königinnen eher Mythos als Realität geworden und genauso hatten sich auch die Geschichten um sie angepasst und selbst widersprochen. Augenzeugenberichte von Vampiren, die so alt gewesen waren, dass sie einer Königin begegnet waren, gab es kaum und wenn waren die Vampire kaum glaubhaft. Es gab nur eine Quelle, auf die immer wieder verwiesen wurde und über dessen Echtheit und Authentizität sich fast alle anderen Schriften einig schienen: das Malus. Das wenige, was man unter Einsatz seiner Existenz aus ihm hatte herauslesen können und das war nicht gerade viel.

Doch im Moment war das Malus leer. Auf den endlosen Seiten des Buches befand sich kein einziges Symbol mehr. Es war leer und es war tot. Es hatte Violet nicht nur beschrieben, es war komplett in sie eingedrungen.

„Nichts, was ich mit Sicherheit sagen könnte, bis auf die Tatsache, dass es keine Geister gibt. Zumindest nicht so, wie du sie dir vorstellst. Alles, was du wissen musst, ist das sie Lügen und ihr vergnügen daraus ziehen, Angst und Verwirrung zu stiften. Du solltest ihn ignorieren, das wäre die einfachste Methode aber ein Exorzismus ginge auch, wenn auch nur temporär.", sagte er und versuchte dabei gelassen zu klingen, um sich nicht in die Karten sehen zu lassen. Das ging gegen alles, was ihn selbst ausmachte. Abgesehen davon, war Violets Unwissenheit ihre größte Schwäche. Sie war der Grund warum sie noch nicht angefangen hatte, ernsthaft gegen ihn zu rebellieren und Violet absolut ohne wirkliche Kontrolle über ihren Leben zu lassen, war die einzige Methode, sie wirklich besitzen zu können. Und das war es, was Nicolas momentan wollte: Sie besitzen. Sie war das kostbarste, was man sich vorstellen konnte und er war nun einmal ein Sammler.

„Ist das tatsächlich alles? Sie sagt, sie hat mich zurückgeholt und dass ich einen Preis würde zahlen müssen", gab Violet erstaunlich trotzig zurück und verschenkte ihre Arme vor ihrer Brust.

„Hat sie gesagt, was das sein soll?" stellte er die Gegenfrage und ihre dunklen Augenbrauen zogen sich weiter zusammen, bevor sie den Kopf schüttelte.

„Diese Wesen folgen ihren eigenen Regeln. Ich bin davon überzeugt, dass du nie Erfahren wirst, was sie eigentlich will, wenn du nicht fragst oder irgendwie anders auf diesen Deal eingehst. Sie können Forderungen erheben aber eine wirkliche Schuld wird es erst, wenn der Schuldner diese auch anerkennt" Und wenn dieses Wesen so fixiert auf den Ausgleich einer angeblichen Schuld ist, dann hatte er eine Idee, worum es sich dabei handeln könnte. Leider bedeutete das auch, dass er die Hilfe seiner Schwester und dessen Gefährten brauchte, um dem ein Ende zu setzen und er wusste einfach nicht, inwieweit man Sofia vertrauen konnte. Würde Sofie ihren Meister und Erschaffer, Re, die Tatsache verschweigen, das Violet wieder lebte?

„Na dann haben wir ja kein Problem, abgesehen davon, dass wir hier mit radioaktivem Mist und Geistern eingesperrt sind und du mir nie die ganze Geschichte erzählst." fauchte Violet ihn an und verließ dann das Zimmer, allerdings nicht ohne die Ecke eines Papyrus zum Glimmen zu bringen. Nicolas hielt den Finger darauf und erstickte so die Glut, bevor sie zu einer Flamme werden konnte. Dann dachte er weiter über seine Schwester nach.

Er brauchte ihren Ring um dieses Wesen zu vertreiben und da diese Spezielle DeuxMacina eher zu den problematischeren Gegenständen gehörte, würde er auch jede Unterstützung brauchen, die er finden konnte. Alternativ könnte er sich und Violet in einen anderes Versteck unterbringen, aber da oben herrschte gerade ein Machtkampf zwischen Vampiren, Menschen und dem Rest der Welt und wenn Violet schon damals in seiner Kellerwohnung so anziehend auf geborene Vampire gewesen war um sie anzulocken, würde das jetzt, nach ihrem Wiederauferstehen sicherlich noch mehr Probleme bereiten.

Beta: noch nicht

Nicolas (Bd.2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt