romantische Fiktion

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Kapitel: 36

Nicolas

Seine Schwester duldete dieses Ding in ihrer Nähe und obwohl sich alles in Nicolas wehrte es in seiner Nähe zu behalten, wusste er bereits jetzt schon, dass er es akzeptieren musste. Die Schale hatte eine Form angenommen, die Sophie und auch Violet emotional korrumpierte und dafür sorgte, dass sie sie nicht einfach irgendwo am Straßenrand abstellen würden. Es war sinnlos sich darüber aufzuregen und dennoch spürte Nicolas puren Zorn in sich, während er sich anzog und dann in den Gemeinschaftsraum zurückging, wo sich Violet auf eine Couch gesetzt hatte und in Gedanken versunken schien.

Zu behaupten, sie sehr verwirrt aus, war eine Untertreibung. Tatsächlich hätte sie ebenso Gut vom Schlag getroffen werden können.

"Ich weiß du wirst mir wieder sagen, dass es keinen Sinn macht darüber nachzudenken, weil es die Natur der Deux Macinas ist, sie nicht zu verstehen, aber ich glaube Björn liebte Sophie so sehr, dass selbst die Schale sich dem nicht widersetzen konnte." begann Violet und angesichts dieser absolut verklärten und romantischen Vorstellung presste Nicolas ablehnend die Lippen aufeinander. Manchmal vergaß er schlicht wie jung und naiv Violet war, weil sie stets versuchte es zu verbergen. Nicolas aber glaubte nicht eine Sekunde daran, dass ein magnales Gefühl wie 'Liebe' eine so mächtige Deux Macina wie die Schale dazu bewegen könnte, irgendetwas zu tun.

"Die Erklärung ist genauso gut wie jede andere", beschied Nicolas diplomatisch und wollte an der Couch vorbeigehen, auf der eine Königin saß, die so verletzlich wirkte, dass es selbst sein kaltes Herz zu berühren schien.

Im Vorbeigehen aber griff Violet nach seiner Hand und brachte ihn damit zu stehen. Ihr Blick durchdrang seinen gesamten Körper und wieder einmal wurde Nicolas sich darüber bewusst, wie sehr diese Königin ihm doch verfallen war.

"Liebe ist kein rationales Gefühl, aber dennoch ein mächtiges. Ich will daran glauben, dass es eine Bedeutung hat, was Wesen wie wir empfinden. Sonst wäre der Sinn des Lebens nur ein kalter Kreislauf aus Geburt und Tod. Ein Rad, das sich um sich selbst dreht, nur um sich selbst zu drehen. Ohne Sinn und Zweck. Ich will daran glauben, dass es etwas bedeutet, wenn ich dich liebe", hauchte sie und aus einem Instinkt heraus, strich Nicolas, mit seiner anderen Hand über ihre Wange. Es war eine für ihn untypische zärtliche Geste, die er nicht verhindern konnte. Er hatte immer gewusst, was Violet für ihn fühlte und dass sie es ihm nie vorwerfen würde, wenn er dieses komplizierte Gefühl nicht würde erwidern können. Aber als er mit seinen Fingern ihre Gesichtszüge entlang fuhr, wurde ihm klar, dass, wenn er überhaupt zur Liebe fähig war, diese ihr gehörte.

"Du bedeutest mir viel, Violet. Wenn ich je jemanden lieben würde, dann dich", gab er kurz zu und trat dann einen Schritt zurück, bis Violet gezwungen war ihn loszulassen. Dennoch lächelte sie. Ein Lächeln das sofort wieder verblasste, als die Tür zu Sophies Schlafzimmer aufging und sie alleine den Gemeinschaftsraum betrat.

Sofort setzte sich Nicolas in Bewegung und schritt mit unnatürlicher Schnelligkeit auf seine Schwester zu.

"Nicolas! Bitte!", rief Violet ihm nach, doch er ignorierte den warnenden Ausruf hinter ihm. Er wusste, dass es sinnlos war, Sophie etwas auszureden, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Aber diese Schale könnte gefährlich sein. Zumindest das musste sie verstehen!

"Wo ist es?", fragte er und bemerkte, dass dieses Ding seiner Schwester nicht gefolgt war.

"Bitte bezeichne ihn nicht so", bat Sophie in einem sehr ruhigen Ton, aber Nicolas schnaufte lediglich.

"Ihn? Das da drinnen ist nicht mein Schwager und auch nicht dein Gefährte! Es ist eine personifizierte Deux Macina."

"Das ist mir egal", erklang ihre Stimme erneut hauchdünn.

"Verflucht Sophie! Was ist los mit dir? Du solltest-"

"Erzähl mir nicht, was ich tun sollte, Nicolas! Du weißt nicht, was ich tun sollte oder überhaupt tun kann. Alles, was ich weiß, ist, dass er zu mir zurückgekehrt ist und dass es mir egal ist, wie und warum. Björn ist wieder bei mir!" unterbrach sie ihn diesmal etwas fester und langsam aber sicher glaubte Nicolas, dass er der Einzige hier ist, der auch nur annähernd klar bei Verstand war.

"Wieso? Weil Liebe über alles Böse in dieser Welt siegt? Du bist zu alt um an so etwas zu glauben", mahnte er sie und zu seiner Überraschung nickte Sophie.

"Stimmt, das bin ich. Aber ich auch zu alt um zu verleugnen welche Macht Liebe entwickelt. Ihr seid das beste Beispiel dafür. Du bist der unausstehlichste Unsterbliche den ich kenne und dennoch liebt dich eine verdammte Königin und du ziehst deinen Nutzen daraus, also hör auf mit deiner Predigt. Wenn es danach geht, ist deine Beziehung zu ihr sehr viel verrückter als meine zu Björn" fauchte sie ihn an und streckte dann ihren Hals, bis sie über Nicolas Schulter hinweg sehen konnte und Violet zulächelte.

"Nichts für ungut, Violet", entschuldigte sie sich schnell, aber Violet schien von ihren Worten wenig getroffen worden zu sein.

"Schon in Ordnung, ich bin froh, dass Björn wieder bei dir ist."vernahm Nicolas Violets stimme hinter sich und er war kurz davor vollkommen auszuflippen.

"Danke", hauchte Sophie und das überstrapazierte seine Geduld endgültig. Ja. In der Regel war es müßig sich um Motive der Deux Macinas Gedanken zu machen, das bedeutet aber nicht, dass sie es einfach hinnehmen konnten, dass dieses Ding sie weiterhin begleitete. Es war nicht nur ein Risiko für Sophie, sondern auch für Violet. Und während Nicolas seiner Schwester den Umgang mit diesem Ding nicht verbieten konnte, sah das bei Violet ganz anders aus. Sie war eine Königin und bei allem, was er wusste, verschlang die Schale diese mit Vorliebe.

Er musste Violet davor beschützen! Unbedingt.

Nicolas (Bd.2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt