unrealistische Prophezeiung

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Kapitel 37

Violet

Wenn sie etwas in diesem Moment nicht gebrauchen konnte, dann war es, dass Nicolas und Sophie sich stritten oder sich sonst wie uneins waren. Sie alle befanden sich nicht gerade in einer besonders guten oder sicheren Position und konnten es sich eigentlich nicht erlauben, sich auch noch gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Aber nachdem Violets Blick zwischen Nicolas und Sophie ständig hin und her geschweift war, wusste sie, dass es so ernst nicht werden würde.

Nicolas liebte seine Schwester und machte sich Sorgen um sie, auch wenn er das nie so sagen und schon gar nicht zugeben würde.

Er meinte zwar, dass er zu solchen Gefühlen nicht fähig war, aber Violet hatte es gesehen. Sie war dabei gewesen, als er sich nach Björns Ableben um Sophie gekümmert hatte, welche Angst er um seine Schwester gehabt hatte und wie er für Violet selbst gestorben war. Wenn Nicolas behauptete, dass er Violet lieben würden, wenn er könnte, dann tat er es bereits.

"Weißt du, warum er wieder da ist?", fragte Nicolas an seine Schwester gewandt und schien nicht weiter darüber diskutieren zu wollen, was Björn nun jetzt wirklich war.

"Nein. Er hat mich einfach nur angesehen."

"Du bist die Deux Macina Expertin, was glaubst, du was er will?", löcherte Nicolas weiter und Sophie wandte sich mit ihrer Antwort, bis sie zu einer kam, die Violet stark an Nicolas Einschätzung erinnerte.

"Dass es nicht wichtig ist. Deux Macinas tun, was sie wollen, wenn sie irgendeinen Existenzgrund haben, dann würden wir ihn nicht verstehen. Die Schale hat Björn verschlungen. Alles an ihn, nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist. Er liebte mich, vielleicht hat sich die Schale für diesem Gefühl anstecken lassen." das letzte entsprach ungefähr dem, was auch Violet vermutet hatte und sie konnte deutlich sehen, wie Nicolas diese Einschätzung überhaupt nicht gefiel.

"Und wo ist er jetzt?"

"Er sitzt auf dem Bett. Als ich ihn bat mit herauszukommen, hat er nur den Kopf geschüttelt. Er braucht vielleicht noch etwas Zeit, um wieder normal zu werden" normal. Würde er das überhaupt jemals wieder sein? Konnte er es den überhaupt? War er Björn oder war er die Schale, die nur aussah wie Björn? Vielleicht war dieser Zustand für die Schale 'normal', wer konnte das schon sagen. Aber Violet würde dich hüten, diese Einschätzung mit Sophie zu teilen, sie wollte ihr die Hoffnung nicht nehmen.

Nicolas schnaufen abfällig und Violet wollte gerade etwas dazu sagen, als es an der Tür klopfte. Ohne dass einer von ihnen reagiert hätte, betrat Gallen, der Mann, mit dem Nicolas aneinander geraten war, das Zimmer und hinter ihm zwei weitere Vampire, die sich skeptisch im Raum umsehen.

"Wir wollen mit unserer Königin sprechen", forderte einer dieser neuen, Violet unbekannten Vampiren und verzog das Gesicht geradezu angewidert, als er Sophie und Nicolas betrachtete. Der Hass gegenüber allen erschaffenen Vampiren saß tief. Zu tief, als dass Violet noch gutes Gewissen daran glauben konnte, dass man jemals etwas daran ändern könnte.

"Niemand hält euch auf", erwiderte Nicolas lediglich und deutete auf Violet.

"Allein."

"Kommt nicht infrage", stieß Nicolas weiter aus und zog sich damit den sichtlichen Unmut der drei Männer zu. Als der Blick von Gallen und seinen Begleitern, dann zu Violet glitt und diese sich nicht einmal darum, bemühte Nicolas zu widersprechen, schienen sie sich geschlagen zu geben. Gut so, denn Violet hatte nicht das geringste Interesse daran mit diesen Männern allein zu sein.

"Hoheit, das sind Frios und Ben aus zwei anderen Enklaven der geborenen Vampire, wir wollen mit Euch über unsere Möglichkeiten sprechen." Möglichkeiten. Sie konnte sich bereits sehr gut vorstellen, welche Möglichkeiten diese Männer in ihr sahen und war alles andere als begeistert, diese auch nur zu diskutieren. Sie würde nicht Partei für eine Seite ergreifen, schon gar nicht, weil sie das Vorgehen beider verachtete.

"Hoheit, wenn Sie erlauben: Die Erschaffenen sind dabei, die Welt zu verwüsten, sie scheren sich weder um Geheimhaltung noch um Ordnung. Sie bekämpfen uns und auch sich gegenseitig. Vielleicht können wir diesen Umstand nutzen, um unsere Bestimmung zu erfüllen." begann dieser Frios vorschnell und drängelte sich an Gallen und diesen Ben vorbei.

"Bestimmung?", fragte sie zweifelnd, während sie Nicolas aus den Augenwinkeln dabei zusah, wie dieser sich direkt an ihre Seite stellte und unauffällig eine Hand nach ihr ausstreckte. Sophie lehnte sich gegen die alte Tür, die in das Zimmer führte, in dem Björn sich aufhielt. Sie beschützte ihn weiterhin und würde es wohl immer tun. So wie Nicolas Violet immer beschützen würde.

Vielleicht liebte er sie nicht und würde sie tatsächlich nie lieben, aber sie hatte genug Vertrauen in seine Gefühle für sie, um sagen zu können, dass er sie wollte. Nicolas war besessen von ihr.

Als seine Finger ihr offenes Haar berührten und sich dann in ihren Nacken legten, war die Geste besitzergreifend sowieso tröstlich. Nicolas war ebenfalls jemand, der sich immer aus Konflikten herausgehalten hatten und nie eine Seite wählte. Vielleicht war es Schicksal gewesen, dass ausgerechnet er sie als Erster gefunden und versorgt hatte. Nur so war sie nicht von Anfang an, als Spielball zwischen den Mächten missbraucht worden.

"Die Prophezeiung, Hoheit. Die Rückkehr der König, die einen neuen Anfang schafft. Sie wurde von Generation zu Generation weiter getragen. Sie stammt von der letzten Königin, bevor auch diese verschwand. Wir hielten es für eine Legende, aber ihr seid hier und ihr seid die prophezeite Königin", sprach Ben begeistert weiter und erschien dabei wie ein übereifriger Junge, der bei der Aussicht ein Fabelwesen zu sehen, vollkommen verdrängte, dass es so etwas gar nicht gab.

Violet glaubte nicht an Prophezeiungen oder besser gesagt nicht an welche, die mündlich über Jahrhunderte weitergegeben wurden. Das ist als würde man stille Post spielen. Aber sie bemerkte, wie Nikolas Wangenmuskeln dabei zuckten. Auf diese angeblichen Legenden hatte er es schließlich abgesehen, weil er sich davon erhoffte, einen Weg zu finden, der es ihm ermöglichte seinen eigenen Erschaffer abzuwehren. Das war der Grund, warum sie hier waren und weil sie hofften ihr Unterschlupf zu finden, solange diese Gefahr von Re ausging.

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Nicolas (Bd.2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt