Aus dem Schlund

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Kapitel 22

Violet

Unfähig zu realisieren, was da eigentlich vor sich ging, betrachtete sie den jungen Vampir, dessen Wangen von schwarzen Tränen gesäumt waren und der dennoch alles andere als traurig wirkte. Vielleicht war er das einmal gewesen, als er noch etwas Lebendiges an sich hatte, nun aber, wenn Violet sich die pechschwarzen Augen und das unbewegte Gesicht so ansah, sah sie nichts mehr von einem Bewusstsein. Er war eine Puppe. Eine Marionette, eine Hülle von etwas was von ihm Besitz ergriffen hatte und als ihr Blick erneut auf diese Schüssel fiel, wusste sie auch wovon. Er war von einer Deux Macina besessen. Sie wusste es einfach. Sie wusste, das diese so etwas konnten. Nicht alle aber die alten schon, die alten und die aggressiven, die die tatsächlich glaubten mehr zu sein als nur merkwürdige Gegenstände. Von denen man nicht mehr wusste, als dass es gab. Und nun hatte eines dieser Macinas den Jungen zu seinen Sklaven gemacht.
Dieser Gedanke manifestierte sich, als der Geborene seinen Mund öffnete und dabei fast seinen Kiefer ausrenkte und zu einer unnatürlichen Fratze verzog bevor sich eine Hand genau aus dem ihr präsentierten Schlund kämpfte und mit einem unendlich langen Arm nach ihr griff.
„Runter!", entfuhr es Sofia hinter ihr, stieß Violet aus dem Weg und konnte selbst kaum schnell genug ausweichen, während die schwarze, krallen besetzte Hand nach ihr griff. Der Arm krachte gegen die Wand und brachte die gesamte Etage zum wackeln. Staub und etwas Putz, rieselte auf Violet herab.
Der Arm verbog sich als hätte er keine Knochen und Violet riss weiter die Augen auf, während sie die aufkommende Furcht bekämpfte und dazu überging das einzige zu tun was konnte: Rennen. Sie sollte wirklich an Kuriositäten wie diese gewohnt sein. Violet hatte, seit sie mit Nicolas gegangen war, so viel gesehen, was ihr direkt aus einem Horrorfilm hätte gekommen können, da sollte ihr dieser Arm sie nicht erstarren lassen, deswegen schüttelte sie sich auch und versuchte ihre Beine in die Hand zu nehmen, als der Arm mit samt der Hand, die aus den Schlund des Jungen gekrochen war, wieder nach ihr greifen wollte. Sie raste den Gang entlang, als würde es um ihr Leben gehen. Und wahrscheinlich tat es das auch, dieses Ding schien nicht hier zu sein um sich Gebärdensprache zu unterhalten. Es war hier um sie umzubringen! Und ob nun König oder nicht: Wenn dieses Ding glaubte es könnte sie umbringen, würde sie nicht versuchen das Gegenteil zu beweisen.
Violet hörte hinter sich das Brechen der alten Wandvertäfelung, als die Hand versuchte den scharfen Kurven, die sie nahm, zu folgen und dabei Bilder, Möbel und anderes einfach umriss.
Doch sie war trotz allem, schneller. Unerbittlich holte die Klaue auf aber Violet wollte nicht wahrhaben, das weglaufen zwecklos schien, bis sie die Klauen spürte, die sich unter Schmerzen in ihren Rücken bohrten und sie zu Fall brachte.
Violet ging hart zu Boden, schrie, als die Luft aus ihren Lungen gepresst wurde und versuchte sich trotz allem weiter den Flur entlangzuziehen, als die Hand weiter begann ihren Körper zu malträtieren. Sie hörte den unverwechselbaren Klang von Fleisch, dass auseinandergerissen wurde, eher sie es spürte.
Die Haut auf ihrem Rücken wurde aufgeschlitzt, schnitten tiefe Wunden und Blut durchnässten die fetzen ihres Oberteils, während sie Lauthals schrie. Doch sehr viel Schmerzvoller war es, als die Hand sich dann einfach auf den Rücken presste und sie bäuchlings auf den Boden fest pinnte wie eine zappelnde Fliege und dann langsam begann sie genau wie eine zu zerquetschen.
Sie hörte das Knirschen ihrer Knochen und spürte definitiv, wie diese Hand ihre Wirbelsäule durchbrach und ihr Körper versuchte, den Schaden sofort wieder zu beheben, während Violet Blut in ihrem Mund schmeckte der ihre Klagelaute erstickte. So würde sie also sterben? Nach allem was sie durchgemacht und überlebt hatte? So würde ihre Geschichte enden?
Nein!
Das hier würde ihr nicht das Leben kosten! Dieses Ding hatte nicht vor, sie umzubringen. Es spielte mit ihr. Wie ein Kind, dass einem Käfer die Beine ausriss.
Eine riesige Faust zertrümmerte eines ihrer Beine und wieder durchtrennten scharfe Klauen Sehnen und Fleisch an ihrem Rücken. Der Schmerz war unerträglich und so intensiv, dass sie die einzelnen Nuancen gar nicht wahrnahm. Bis in ihrem Sichtfeld bereist die ersten schwarzen Flecken auftauchten, die die drohende Ohnmacht ankündigten, die sie unter allen Umständen bekämpfen musste. Denn wenn sie das Bewusstsein verlor, konnte sie nicht entkommen.
Violets Fingernägel krallten sich in den Teppich, um sich wegzuziehen, aber die Krallen hielten sie fest und hätten sie weiter festgehalten, wäre da nicht gerade eine Welle aus Feuer über sie hinwegfegen. Das die Hand und die Klaue geradezu schmelzen ließ. Weißes Feuer.
So heiß, so alles vernichtend, dass sogar die Klaue von ihr abließ und versuchte dem zu entkommen und sich dann doch geschlagen geben musste. Der Schmerz überdeckte fiel aber Violet hörte genau das tosende Geräusch von etwas, was dabei war, die gesamte Einrichtung dieses Herrenhauses zu demolieren, während es sich zurückzog.
„Steh auf, Violet!" donnerte eine befehlsgewaltige Stimme bis zu ihr hindurch und sie lächelte fast, als sie darin Nicolas Stimme erkannte.
Vielleicht waren es die Schmerzen, oder das Knirschen ihrer Knochen die begannen sich in einer Geschwindigkeit zu heilen, die sie atemlos machte. Aber sie bildete sich Nicolas Stimme definitiv nur ein. Er konnte schließlich unmöglich hier sein. Er konnte unmöglich...
„VIOLET! STEH! AUF!", schrie wieder jemand und diesmal war die Stimme so nahe, dass sie sich fast sicher war, sie wirklich zu hören. Aber es war doch un...
Eine Hand packte einen ihrer Arme und zog sie auf die Füße, die bewegungsunfähig liegen bleiben wollten. Ihre Wirbelsäule....sie brauchte länger um zu heilen und bis dahin würde sie ihre Beine nicht bewegen können.
„Verflucht!", schimpfte diese eingebildete Nicolas-Stimme und mit einer unbeschreiblichen Kraft wurde sie wie ein Sack über die Schultern geworfen und weggetragen.
„Hör auf dich wie ein Opfer zu benehmen, verflucht. Es kann nicht sein, dass ich dieses Feuer besser beherrsche als du! Du bist eine verfluchte Königin!" sagte diese Stimme und als Violet begann wieder ein Gefühl in ihren Zehen zu bekommen und die Wunden sich schlossen, hob sie den Kopf und sah wieder diese schwarze Hand auf sie zustürmen. Auf sie und ihren eingebildeten Nicolas.
Eine Feuerwand tat sich vor ihrer Nase auf und hielt die Hand auf, bevor ihr Retter mit ihr ein Zimmer erreichte, auf das Fenster zusteuerte und dann ohne größer darüber nachzudenken, über den Balkon zwei Stockwerke in die Tiefe in die Nacht sprang.

Beta. noch nicht

 noch nicht

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Nicolas (Bd.2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt