unverletzt

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Kapitel 7



Nicolas spürte die Hitze auf seiner Haut und er schmeckte das Feuer auf ihren Lippen, das über seinen Körper züngelte wie ein Liebhaber. Ein zärtlicher Liebhaber der ihn nicht verletzte. Für den Hauch einer Sekunde hatte er gedacht nun würde alles Enden. Feuer war eines der wenigen Dinge, die einen Vampir tatsächlich umbringen konnten und als Violet sich unter ihm wand und ihren Höhepunkt fand, war es für ihn in Ordnung gewesen. So hätte es Enden können: mit ihr unter ihm, ihr Gesicht eine lustvolle Maske, ihre Finger, die sich in seinen Rücken bohrten und ihre Augen, die ihm sagten, wie wütend sie auf ihn war und wie gerne sie ihm weh tun würde, bevor sich Liebe und Sehnsucht in ihnen breit machte.

Er wäre okay gewesen. Nicolas hatte immer gewusst das er durch oder für eines seiner Sammlerstücke sterben würde und auch wenn es seinen Tod bedeutete: Er würde niemals aufhören, das musste auch Violet klar sein. Wenn sie gehen wollt, musste er sterben. Wenn sie einen anderen Mann wollte, musste er sterben und wenn sie die Königin sein wollte, die sie war, würde er zuvor dasselbe Schicksal erleiden müssen. Sie lag in Ketten, ein Schmetterling, dessen Flügel er aufgespießt hatte und der in diesem Moment nur existierte, um ihm zu gefallen.

Aber als das Feuer über seinen Körper kroch, verletzte es ihn nicht. Er wusste nicht, wer in diesen Moment überraschter war: Er oder Violet. Er hatte mit seinem erlösenden Tod gerechnet und sie anscheinend auch, denn Angst lag auf ihrem Gesicht während sie versucht hatte die Flammen zurückzuhalten. Dennoch lag er immer noch auf ihr, mit ihr verbunden und schwer atmend.

„Ich verstehe nicht, du sagtst", begann sie und als sie sich von ihm lösen wollte, drückte er sie wieder nach unten. Sie war stark geworden, hatte definitiv die Kraft ihn von sich fort zu drücken aber noch war er stärker. Das letzte Mal hatte ihn lediglich unvorbereitet getroffen.

„Du hast gesagt, Vampire sterben im Feuer", brachte sie ihren Satz zu Ende und sah sich die Couch an auf der sie lagen. Sie war angebrannt , an einigen Stellen züngelten noch immer kleiner Flammen aber als Violet ihre Finger danach ausstreckte gingen sie aus. Sie beherrschte es.

„Willst du mich umbringen?", fragte er und obwohl er anklagend hatte klingen wollen, lag nichts davon in seiner Stimme. Es war eine einfache Frage, die für ihn in diesem Moment keine Bedeutung hatte. Er verdiente den Tod und dennoch schüttelte Violet den Kopf.

„Nein. Das war ein Versehen. Ich bekomme die Tür nur nicht wieder richtig zu", murmelte sie mehr zu sich selbst.

„Tür?"

„In meinen Kopf. Sie ist aufgegangen weil du mich wütend gemacht hast und sie ist immer noch ein Spalt offen, weil ich immer noch sauer auf dich bin!", entfuhr es ihr und sie schob ihn so kräftig zu Seite, dass es jeden anderen Mann wahrscheinlich einige Knochenbrüche eingebracht hätte und diesmal ließ Nicolas sie gewähren. Violet griff gerade nach den Überresten ihrer Sachen und zog ihre Beine an ihre Brust um ihre Nacktheit zu vergessen, als ihr Blick zu einem der Steinbögen fiel und sie kurz erschrocken zusammen zuckte.

Da war Benjamin, der Obdachlose, den sie so sehr gemocht hatte und Nicolas sah fast schon gelassen dabei zu wie Violet die Erscheinung dieses Dings in sich aufnahm, das Nicolas aus ihm gemacht hatte. Es beschäftigte sie so sehr, dass sie sich nicht einmal Gedanken um ihre nackten Körper machte oder um den Ort an dem sie sich befanden.

„Bring das Blut in einen der anderen Räume und dann kümmer dich um das Chaos hier!", befahl Nicolas der Kreatur und diese sah kurz auf das Tablett in seiner Hand herunter bevor er in einen der nächsten Räume ansteuerte ohne etwas zu erwidern. Das Reden fiel der Kreatur schwer und sie tat es nur selten, von dem Menschen, der da drinnen feststeckte, bemerkte man nur wenig. Das Gehirn war durch die misslungene Verwandlung ebenso verkrüppelt wie der Körper.

„Wieso?", fragte Violet und wieder fing etwas Feuer unter ihr. Nicolas griff nach einer Decke die über einem Stuhl lag, trat auf sie zu und berührte dabei wieder einige Flammen, die ihm nichts taten, außer ihn zu wärmen. Er verstand diesen Punkt genauso wenig wie Violet. Er hatte nur wenige Informationen über Königinnen gefunden, weil sie bereits zum Zeitpunkt seiner Erschaffung eher mythische Gestalten zu sein schienen, wie die Götter die er als Mensch angebetet hatte. Nur eine einzige dieser Quellen hatte nahegelegt, dass die Königinnen Feuer beherrschten, was er allerdings für eine Metapher dafür gehalten hatte, dass man sie anscheinend nicht verbrennen konnte, wie es andere Quellen beschrieben.

Nie hatte er davon gelesen, dass sie anderen Vampiren nichts anhaben konnten,  das Feuer hätte ihn hätte verletzen müssen. Kann das Feuer jetzt jemandem was anhaben oder nicht. Es musste etwas mit ihr zu tun haben, denn die Narben auf seiner Haut bewiesen, dass er nicht von sich aus immun gegen Feuer war. Die Frau, die ihn gefoltert hatte um Re zu brechen, hatte das ausführlich an ihm getestet.

„Er war da, als ich deine Wohnung leer räumte, ich dachte du würdest dich freuen"

„Freuen? Er ist kein verdammtes Haustier! Er ist ein Mensch"

„Er war ein Mensch, jetzt ist er ein Haustier. Ich habe ihm einen Gefallen getan. Er war kurz davor sich umzubringen, weil ihn die Stimmen in seinem Kopf folterten. Als ich ihn anbot mitzukommen und bei dir zu sein, hat er nicht lange darüber nachgedacht." Erläuterte Nicolas lässig obwohl er wusste, dass dieses Streitthema ab jetzt immer wieder aufkommen würde. Ob Vampirkönigin oder nicht: Violet besaß ein menschliches Herz und das wollte weder diese Brutalität in dieser Welt akzeptieren noch seine gleichgültige Einstellung dazu.

„Tu das nie wieder!", befahl sie ihm in einer Stimmlage, die eher niedlich als einschüchternd wirkte. Nicolas konnte sich gerade so ein herablassendes Grinsen verkneifen. Sie war nicht diejenige, die hier Befehle erteilte! Das würde sie nie sein und wenn sie das nicht akzeptierte, würde sie ihn umbringen müssen.

„Ich tue was ich will, Violet. Das solltest du mittlerweile verstanden haben", sagte er und ging zurück ins Schlafzimmer um neue Sachen zu holen, während Violet immer noch eingewickelt in diese Decke saß.

„Du kannst keine Menschen verwandeln, ohne sicher zu sein, das sie nicht zu einem dieser Dinger werden!" fuhr sie ihn weiter an.

„Vielleicht will ich genau das erreichen? Ich habe bereits einen Zögling, der macht mir genügend Arbeit. So viel Arbeit, dass ich eine ganze Armee aus Dienern bräuchte!", blaffte er etwas ungehalten zurück und weckte damit wieder ihren Zorn.

„DANN BIST DU NICHT BESSER ALS MAGARETHA!", schrie sie und da entkam ihm dann doch dieses Lachen.

„Das ist es doch, was ich dir seit Monaten versuche zu erklären, schön dass du aus deinen klein-Mädchen-Träumen aufgewacht bist!", damit schien das Maas bei ihr voll zu sein. Sie war von einer Sekunde zur nächsten vor ihm und griff mit feuriger Hand nach seinem Arm, den er gerade in eines der Hemdärmel geschoben hatte. Es versenkte den Stoff, aber er selbst blieb unverletzt und sein Grinsen wurde breiter, während ihr Blick noch eine Spur wütender wurde.

„Damit hätte sich die Frage dann auch geklärt"

„Welche Frage?"

„Ob ich vorhin nur nicht verletzt wurde, weil du mich nicht verletzen wolltest. Jetzt willst du es und das einzige, was du bewirkst, ist es mein Hemd zu ruinieren", gab er gelassen von sich und schob dann ihre Hand fort .

„Zieh dir etwas an oder bleib so, dann muss ich dich das nächste Mal nicht ausziehen, wenn ich dich gerade ficken will"

„Wer sagt, dass ich dir erlaube mich nochmal anzufassen?", fragte sie herausfordernd und Nicolas packte ihren Hals und drückte zu, bis sie endlich verstand, wer hier das Sagen hatte. „Du musst mir gar nichts erlauben, Violet. Ich bin kein geborener Vampir. Du hast keine Macht über mich. Du wiederum bist mein Eigentum, umso schneller du das endlich in deinen hübschen Kopf kriegst um so besser!" knurrte er und wieder war Violet dabei in Flammen aufzugehen. Ihr Temperament hatte seit dem Erwachen um einiges zugelegt. Das hier war noch nicht vorbei.

Beta: Geany

Nicolas (Bd.2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt