Kapitel 1

1.7K 154 36
                                    

Hope fühlte sich, als würde er im Wasser liegen. Er fühlte sich schwerelos und zugleich spürte er den Druck auf seinen Körper. Die Stille wurde gestört, gestört von einem Piepston. Einem extrem nervigen, der laut dröhnte. Es fühlt sich an, als würde er in Richtung Oberfläche gleiten. Sein Körper wurde plötzlich ganz schwer und das Geräusch lauter.

Es wurde unerträglich laut. Macht es aus, bitte, flehte er innerlich. Dann wachte er aus einem langen Schlaf auf. Seine Augenlider begannen zu zittern, bis er sie tatsächlich einmal aufschlug. Doch er sah nur Schwärze.

Wo bin ich? Er war verwirrt und zum den lauten Piepen gesellten sich noch weitere Geräusche, ein Rauschen, eine lautets Atmen, ein Aufschnappen. Klappern, Piepsen, Krach. Es war unglaublich laut. Was ist hier los? Panik ergriff ihn und das Piepsen wurde schneller.

Dann hörte er eine vertraute Stimme.

„Hope! Oh Gott, Hope, du bist wach", rief seine Mutter.

Er atmete tief ein, verwirrt. Warum weint sie? Was ist passiert? Er versuchte sich zu erinnern, doch dort war nichts. Wieso ist es hier so dunkel? Er atmete tief ein und sein Atem kam etwas röchelnd. Er versuchte es trotzdem.

Zum ersten Mal seit langer Zeit erhob er seine Stimme: „Mum, warum ist alles schwarz?"

Hopes Mutter war die letzten Monate so oft es ging zu ihrem Adoptivsohn ins Krankenhaus gegangen. Er lag schon seit Monaten im Koma, nachdem er von einem Auto ungebremst angefahren und ins Krankenhaus gebracht worden war. Er hatte zahlreiche Knochenbrüche, innere Verletzungen und Schnittwunden gehabt.

Nach unzähligen Operationen war er außer Lebensgefahr gewesen, auch wenn er im Koma lag. So war er für mehr als ein halbes Jahr schweigend dort gelegen. Sein Körper hatte sich weitestgehend erholt, doch sein Geist nicht. Er wachte einfach nicht auf. Die Ärzte sagten, dass dieses Erlebnis für einen Zwölfjährigen so traumatisch gewesen war, dass seine Psyche sich weigerte aufzuwachen.

Sie war, so oft es ging, hergekommen, obwohl sie sich um ihre dreijährige Tochter kümmern musste, die sie und ihr Mann zwei Jahre nach Hopes Adoption bekommen hatten. Ihr Mann und sie hatten sich entschlossen zu adoptieren, da sie aus unbekannten Gründen einfach nicht schwanger werden konnte. Dass es so kurz nach der Adoption doch geklappt hatte, war für sie ein Wunder gewesen – ein wunderschönes kleines Mädchen.

Ihr Adoptivsohn Hope war nach der Schule nach Hause gelaufen, als ein Auto ihn einfach ungebremst angefahren hatte. Der Anruf hatte die Familie geschockt, sie hatten mit dem Schlimmsten gerechnet. Glücklicherweise war er körperlich sehr leicht und seine Knochen aufgrund seines Alters noch etwas elastisch, sodass der Schaden nicht tödlich gewesen war.

Sie waren guter Dinge, dass er wieder gesund werden würde und bis auf die Narben ein ganz normales Leben führen konnte. Sie und ihr Mann waren voller Hoffnung gewesen. Dann wachte er auf, endlich! Sein hellblondes Haar raschelte und seine Augen öffneten sich. Die vertraute hellgrüne Farbe strahlte ihr entgegen. Doch zu ihrem Entsetzten stellte er ihr diese Frage. Ihr wurde kalt, als würde jegliche Wärme aus ihrem Körper weichen. Mit zitternder Stimme fragte sie: „Hope, wovon redest du?" Er kann es nicht so meinen.

„Mum, bist du hier?", fragte der Junge vor ihr und schaute sie an. Die Augen waren offen, sie blickten sie an. Doch er sieht mich nicht.

„Nein", sagte sie und begann zu schluchzen. „Bitte nicht."

Hope wirkte gestresst und das EKG begann schneller und lauter zu piepsen. Die Tür öffnete sich und ein Arzt und eine Krankenschwester betraten den Raum. „Hope, bist du wach?", fragte eine Stimme.

Verunsichert schaute der Junge hin und her, doch seine Augen fokussierten nichts. „Ja, wer sind Sie? Wo bin ich? Was ist passiert? Und warum ist alles schwarz?", sagte er hektisch. Das EKG wurde immer schneller.

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt