Kapitel 31

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Warme Tränen tropften auf Serephs Brust.

„Das ist so unfair", schluchzte Hope.

Sereph streichelte beruhigend über seinen Rücken. „Dhan, es ist in Ordnung. Ich habe eine Weile gebraucht, doch nun verstehe ich es. Wenn ich die Wahl hätte, ewig zu leben oder ein Jahrhundert mit dir, würde ich dieselbe Wahl treffen. Meine Mütter waren glücklich bis zum Ende. Sie führten ein Leben ohne Reue mit der Frau, die sie am meisten liebten."

Auch wenn die Worte Hope beruhigten, so linderte es nicht den Schmerz, den er fühlte.

„Konntest du dich wenigstens verabschieden?", fragte ihn sein Mensch.

Sereph lächelte. „Ja. Auch wenn sie es nicht wollten, war ich am Ende bei ihnen. Sie schliefen beide friedlich Arm in Arm ein."

Ein weiterer Schluchzer ertönte und Sereph schloss seinen Gefährten fest in die Arme. „Schhh, alles gut, Dhan." Er drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Er sieht einfach wunderschön aus, selbst wenn er verheult ist.

„Möchtest du wissen, wie es weiterging?", fragte er Hope und dieser nickte.

„Gut. Wie ich meinen Müttern versprochen habe, habe ich die Welt erkundet. Schnell stand für mich fest, dass ich als Krieger meinen Lebensunterhalt bestreiten wollte, denn das konnte ich am besten. Also beschloss ich, mich der Armee des damaligen Höllenfürsten Bael anzuschließen. Dort stellte ich über die Jahre meine Fähigkeiten unter Beweis und stieg schnell auf. Nach bereits zwei Jahrhunderten hatte ich die Position eines Kommandanten. Das ist die Position unterhalb eines Oberbefehlshabers, der eine Division der Armee leitete.

Nach einer Schlacht gegen Leviathan, ein weiterer damaliger Höllenfürst, ruhten wir uns aus. Meine Mitstreiter entschieden, dass wir ein Bordell besuchen, um uns zu belohnen. Ich lehnte an sich immer ab, doch sie überredeten mich. Ich habe nie Hand an jemanden gelegt und würde es auch an diesem Abend nicht tun. Ich würde einfach in der Halle sitzen und auf die anderen warten.

Gemeinsam saßen wir in einem großen Raum, aßen und tranken. Die Feier war in vollem Gange..."

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„Ach komm schon Sereph, trink doch noch einen Schluck. Wir haben heute einen wichtigen Sieg errungen!", sagte sein Oberbefehlshaber, der schon einige Krüge intus hatte.

Höflich lehnte er ab und wurde wie immer als Spielverderber abgestempelt. Sereph mochte das Zusammensein, doch er hielt nichts von Gelagen. Er wollte immer Herr seiner Sinne sein, weshalb ihm der übermäßige Konsum widerstrebte.

Schweigend saß er in der Ecke und beobachtete die Feier. Als stummer Zuschauer genoss er die Gesellschaft, das reichte ihm. Viele unterstellten ihm eine Kälte und Dunkelheit, die er zwar ausstrahlte, jedoch nicht Teil seines Charakters war. Er hatte jedoch wenig Lust, ihre bereits gebildete Meinung zu ändern.

In solchen Momenten vermisste er seine Mütter, die ihn ohne Worte verstanden hatten. Er sehnte sich nach einem Freund, dem er vertrauen konnte, der ihn verstand.

Die Stimmen wurden lauter, als sich die Tür öffnete und ein paar leicht bekleidete Dämonen und Dämoninnen eintraten. Jubel und Anfeuerungsrufe erklangen.

Ein süßer Duft erfüllte den Raum – Sukkubi und Inkubi. Sie würden heute den Kriegern Gesellschaft leisten und sehr wahrscheinlich noch viel mehr. Unter diesen Dämonen fiel Sereph ein Dämon in einem leichten fliederfarbenen Gewand auf. Er hatte lange nussbraune Haare, die zu einem eleganten Zopf geflochten waren, und dunkelblauen Augen.

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„Nein. War das Jaden?", unterbrach Hope seinen Gefährten.

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt