Kapitel 23

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Erneut erklang das laute Piepsen. Alles, was er wollte, war weiter in dieser Ruhe zu gleiten. Kein Lärm, kein Schmerz, einfach nur Frieden. Warum fühlte er dann einen solchen Schmerz in seiner Brust? Woher kommt diese Leere? Ich will das nicht.

Nach und nach drangen dumpfe Geräusche an seine Ohren, die klarer wurden. Er hörte den Atem von drei Personen in dem Raum. Zwei waren tief und stärker, einer eher leichter. Zudem hörte er drei Herzschläge, die sich beschleunigten, als das Piepsen schneller wurde. Besonders der, der am weitesten entfernt war, begann schneller zu werden.

Hope atmete tief ein und erwachte aus dem Schlaf. Er blinzelte, doch die Dunkelheit blieb. Stimmt, ich bin ja blind. Was hatte er erwartet? Doch wo war er? Er spürte einen warmen Druck an seiner linken Hand.

„Hope? Hörst du mich?", fragte eine ihm bekannte Stimme. Er hörte die Sorge heraus. Was ist passiert?

„Vater?", fragte er mit heiser Stimme und hustete leicht.

„Ja, Hope. Ich bin hier. Wir sind hier. Oh Gott. Ich bin so froh, dass es dir gut geht."

Gut geht? Wer ist denn noch hier? Hope ließ die Augen geschlossen und atmete tief ein. Der Raum roch nach Desinfektionsmittel und Plastik. „Wo bin ich?", fragte er seinen Vater.

„Du bist im Krankenhaus. Du hattest einen Unfall", antwortete sein Vater.

Unfall?

„Als du Mary besucht hast, bist du aus dem Fenster geflogen und in die Tiefe gestürzt", fuhr er fort.

In diesem Moment hörte Hope, wie der Herzschlag in der Ecke laut pochte, als würde die Person eine Panikattacke bekommen.

„Hope, was ist passiert?"

Der Herzschlag schien sich nicht zu beruhigen.

„Unfall? Sturz?", flüsterte er. Ich bin aus dem Fenster gefallen? Ich war bei Mary? Hope versuchte sich zu erinnern. Er wusste, dass er auf dem Heimweg ins Krankenhaus gegangen war. Er erinnerte sich auch noch an den Aufzug und dass er den Gang entlanggelaufen war, doch dann wurde es unklar. Was ist dann passiert? Ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Kopf. Er griff sich ruckartig an die Stirn und verkrampfte sich. Undeutliche Fetzen kamen an die Oberfläche. Dann hörte er eine verzerrte Stimme.

„Hör mir gut zu, Hope. Du .... überleben, .... was kommt. Du musst ... . Finde ihn. ...., die Dunkelheit, ... Licht zum Strahlen... wird."

Hope keuchte und begann zu schwitzen. Der Arzt versuchte, ihn zu beruhigen.

„Hope, beruhige dich. Erzwinge keine Erinnerung."

Langsam beruhigte sich sein Puls und das Piepen wurde langsamer. Hope wurde ganz ruhig. „Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nicht, was passiert ist", sagte er in einer monotonen Stimme.

Der Herzschlag in der Ecke wurde plötzlich langsamer und beruhigte sich.

Etwas stimmt nicht. Er legte seine Hand an seine Brust und sein Vater schaute ihn besorgt an. Mit fragendem Blick schaute dieser zu dem Arzt.

„Hope, ich werde dich jetzt untersuchen. Sag mir, wenn du Schmerzen hast oder wenn etwas wehtut", sagte der Arzt. Er konnte es nicht fassen, dass der Vater, den gerade aus dem Koma erwachten Jungen so unter Druck gesetzt hatte. Mit geübten Griffen untersuchte er den Jungen, der es schweigend über sich ergehen ließ.

Die Hand lag nach wie vor auf seiner Brust.

„Hope, hast du Schmerzen in der Brust?"

Hope schüttelte den Kopf, was den Vater erleichtert ausatmen ließ. „Nein. Aber es fehlt etwas. Ich habe etwas verloren", sagte er und plötzlich spürte Hope, wie heiße Tränen über seine Wangen liefen. Was habe ich verloren? Was fehlt?

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt