Kapitel 29

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Sereph hatte Wort gehalten. Die Tage mit seinem Menschen waren einfach nur schön und friedlich. Er liebte es, mit Hopes Duft in der Nase aufzuwachen und seine blonden Haare im Licht glitzern zu sehen. Sein Gefährte war einfach nur das schönste und wunderbarste Wesen, das das Schicksal für ihn hätte aussuchen können.

Hope war das Gegenteil von Sereph. Der Dämon war dunkel, düster und reserviert – Hope dagegen hell, fröhlich und offenherzig. Er war das, was Sereph nicht sein konnte, und gab dem Dämon das, was ihm fehlte.

„Ich liebe dich, mein verrückter kleiner Mensch", flüsterte er in Hopes Ohr, während er an seinen blonden Haaren spielte.

Die Haare waren heller geworden und auch Hopes Muskelmasse hatte sich fast wieder zurückgebildet, nachdem er sich ein paar Mal von Sereph genährt hatte. Wie so oft lag sein Mensch auf seiner nackten Brust und sein Atem strich ihm über die Haut.

Sereph hatte etwas gebraucht, doch nun war er bereit seinem Gefährten von seiner Vergangenheit zu erzählen. Er würde sich ihm vollständig öffnen, ihm jede Seite zeigen, war sie auch noch so hässlich. „Bist du bereit für eine etwas längere Geschichte, Dhan?", fragte er Hope.

Hope nickte an seiner Brust und kuschelte sich erneut daran. „Ich bin immer für dich bereit, mein Herz."

Das zauberte erneut ein Lächeln auf das Gesicht des Dämons. „Dann mach es dir bequem."

„Es begann alles weit vor meiner Geburt..."

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Lidia lag keuchend auf dem Boden. Mit der Hand presste sie auf die stark blutende Wunde an ihrem Bauch, doch sie konnte nicht verhindern, dass der Lebenssaft aus ihrem Körper floss. Das war es wohl.

Sie war zwar den Angreifern entkommen, doch es würde nichts ändern. Einer der Angreifer hatte sie am Bauch erwischt, bevor sie diesen getötet hatte. Nun lag sie hier im weißen Sand, hörte das friedliche Zwitschern der Vögel. Makaber. Sie hatte sich ihr Ende passend zu ihrem Wesen vorgestellt – ein Alptraum, Dunkelheit und Schreie. Doch sie lag hier bei strahlendem Sonnenschein und die Umgebung war friedlich. Sie lachte leise. Ein schönes Ende.

Sie spürte, dass ihre Atemzüge flacher wurden und der Schmerz hatte vor einer Weile aufgehört. Langsam begannen dunkle Schwaden um sie zu kreisen. Einbildung? Halluzinierte sie nun? Doch die Schwaden kreisten immer schneller um sie und nahmen Gestalt an. Ein paar helle weiße Füße traten in ihr Sichtfeld.

Hölle, ich habe noch nie solch schöne Füße gesehen. Die Zehen waren perfekt gerade, die Nägel sauber geschnitten und glänzend. Vorsichtig drehte Lidia ihr Gesicht und ihr Blick wanderte von den Füßen nach oben. Sie erblickte eine wunderschöne Frau, die eine Robe aus schwarzem Rauch trug.

Lange elegante Hände mit zierlichen Fingern, so schön wie die Füße. Dann blickte sie der Frau ins Gesicht und erstarrte. Sie hatte ein anmutiges Gesicht, schneeweiße Haut und im Kontrast schwarze Augenbraunen und seidige lange, schwarz Haare, die ihr bis zu der Hüfte reichten. Doch am faszinierendsten waren ihre Augen. Die Augen waren schwarz bis auf die weiße Pupille.

Wunderschön. Ein Lächeln bildete sich auf Lidias Lippen. Wer hätte gedacht, dass sie kurz vor ihrem Tod noch ihr Herz an eine Unbekannte verlor? Sie versuchte zu sprechen, doch es kam nur Blut über ihre Lippen.

Ich will sie berühren. Einmal über die Haut streichen, um zu erfahren, ob sie so weich war, wie sie aussah.

Die Frau kniete sich vor sie und strich mit ihren Fingern über Lidias Lippen. „Hallo Lidia, ich bin gekommen, um dich abzuholen", flüsterte eine helle Stimme, die in Lidias kalte Brust etwas Wärme sendete.

Hope - ein schicksalhafter Augenblick (BAND 5) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt